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Grimwood, Ken - Replay

Grimwood, Ken - Replay

Titel: Grimwood, Ken - Replay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das zweite Spiel
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zurück, gerade genug, um kundzutun, daß sie sich gegenseitig bemerkt hatten. Yeah, er war okay; er wäre sogar attraktiv gewesen, wenn er sein Haar hätte wachsen lassen.
    In der Jukebox spielten Sly and the Family Stone »Dance to the Music«, und die Tanzfläche im Vorderraum war überfüllt. Pam, Ellen und Peter bahnten sich einen Weg durch die Menge, auf der Suche nach einem Sitzplatz.
    Pam war immer noch stoned. Sie hatten auf dem Weg vom Campus hierher noch einen Joint geraucht, und die farbenprächtige, wilde Szenerie in der Bar kam ihr plötzlich wie ein Gemälde vor, oder wie eine Reihe von Gemälden. Als Schlaglicht eine wirbelnde gefranste Weste hier, ein Schopf langen schwarzen Haares dort, die Gesichter und die Musik und der Lärm… ja, sie hätte die Geräusche dieses so angenehm vertrauten Orts gern auf Film eingefangen, sie ins Visuelle übertragen, in der Art, wie diese synästhetische Transformation oft in ihrem Kopf geschah, wenn sie stoned war. Sie blickte in der Bar umher, pickte sich Leute und Einzelheiten der Szenerie heraus, und ihre Augen blieben an dem seltsamen Typ hängen, auf den sie immerzu stieß.
    »Hey«, sagte sie, Ellen anstoßend, »weißt du, wen ich gern malen würde?«
    »Wen?«
    »Diesen Typ dort drüben.«
    Ellen blickte in die Richtung, in die Pam diskret zeigte. »Welchen? Du meinst doch nicht diesen ordentlichen Typ, oder? Den Stadtmenschen?«
    »Yeah, den. Es liegt etwas in seinen Augen; sie sind… Ich weiß nicht, es ist, als wären sie uralt oder so, als wäre er ein ganzes Stück älter, als er wirklich ist, und hätte soviel gesehen…«
    »Klar«, sagte Ellen mit anzüglichem Sarkasmus. »Er ist wahrscheinlich ein Ex-Marine, und er hat ‘ne Menge tote Babys und Frauen gesehen, die er in Vietnam gekillt hat.«
    »Redest du schon wieder von der Tet-Offensive?« fragte Peter. »Nein, Pam ist scharf auf so ‘nen Stadtmenschen.« »Pervers.« Peter lachte.
    Pam errötete verärgert. »So was hab’ ich nie gesagt. Ich sagte bloß, er hätte interessante Augen, und ich würde sie gern malen.«
    Aus der Jukebox ertönte »Dock of the Bay«, und die meisten Tänzer gingen zu ihren Tischen zurück. Pam fragte sich, wer die traurig-nachdenkliche Otis Redding-Weise gespielt hatte, ein solch selbstironisches Trauergedicht des Sängers, der starb, bevor die Platte erschienen war. Vielleicht war es dieser Typ mit den seltsamen Augen gewesen. Es schien die Art Musik zu sein, auf die er stand.
    »Wastin’ tiiime…« sang Peter die Aufnahme mit, dann grinste er schelmisch. Er nahm seine Armbanduhr ab, warf sie mit einer theatralischen Gebärde in den halbvollen Bierkrug. »Wir ertränken die Zeit!« erklärte er und hob sein Glas, stieß mit den anderen an.
    »Es heißt, Bobby hascht«, kommentierte Ellen zusammenhanglos, als sie auf den Toast getrunken hatten. »Bekommt sein Gras vom selben Dealer, der die Stones versorgt, wenn sie hier sind.«
    Jetzt waren sie bei einem von Peters Lieblingsthemen angelangt. »Es heißt, R. J. Reynolds hat insgeheim… wie heißt das richtige Wort dafür, patentiert? Die ganzen guten Markennamen.«
    »Namensschutz beantragt.«
    »Richtig, richtig, Namensschutz beantragt. ›Acapulco Gold‹, ›Panama Red‹… die Zigarettenleute haben die ganzen guten Namen, für alle Fälle.«
    Pam lauschte auf die vertrauten Geräusche, nickte interessiert. »Ich frage mich, wie die Packungen aussehen würden, und die Anzeigen.«
    »Paisleyschachteln«, sagte Ellen lächelnd.
    »Hendrix wird für die Fernsehspots engagiert«, warf Peter ein.
    Sie krümmten sich vor Lachen, steigerten sich allmählich in einen dieser endlosen gemeinschaftlichen Lachkrämpfe hinein, die Pam so sehr liebte. Sie lachte so heftig, daß ihr die Augen tränten; ihr wurde schwindelig, sie begann zu hyperventilieren, sie…
    Wo, in aller Welt, war sie diesmal, fragte sich Pamela, und warum fühlte sie sich so benommen? Sie blinzelte einen unerklärlichen Tränenschleier weg, nahm die neue Umgebung in sich auf. Herrgott noch mal, es war das Adolph’s.
    »Pam?« fragte Ellen, als sie plötzlich bemerkte, daß ihre Freundin zu lachen aufgehört hatte. »Alles in Ordnung?«
    »Mir geht’s gut«, sagte Pamela und nahm einen langen, langsamen Atemzug.
    »Du bist nicht am Ausflippen oder so was?«
    »Nein.« Sie schloß die Augen, versuchte sich zu konzentrieren, doch ihre Gedanken wollten nicht zur Ruhe kommen; sie trieben fort. Die Musik war extrem laut, und dieser Ort, sogar ihre

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