Grimwood, Ken - Replay
gläserne Phiolen, gefüllt mit Heroin von pharmazeutischer Qualität. Es war nicht schwer gewesen, die Droge und die Ausrüstung dafür zu bekommen; Jeffs Börsenmakler hatte einen zuverlässigen Kokaindealer empfohlen, und der Dealer war ebenso gut für den wachsenden Heroinhandel mit der oberen Mittelschicht gerüstet gewesen.
Jeff starrte auf die teuer ausgestatteten Todeswerkzeuge, sah hoch in Pamelas Gesicht. Auf ihrer Stirn war eine zarte Andeutung feiner Linien. Das letzte Mal, als er sie in diesem Alter gekannt hatte, hatte sie die winzigen Falten in ihren Mundwinkeln und um die Augen gehabt; ihre Stirn war so glatt gewesen wie damals, als sie noch ein Mädchen gewesen war. Der Unterschied zwischen einem Leben voller Glück und dem voll ununterbrochener Angst war in ihre Haut eingegraben.
»Wir haben nicht gerade viel daraus gemacht, nicht wahr?« sagte er bedrückt.
Sie versuchte zu lächeln, stockte, gab es auf. »Nein. Ich schätze, nein.«
»Nächstesmal…« begann er, und seine Stimme verlor sich. Pamela streckte ihren Arm nach ihm aus, und sie drückten sich gegenseitig die Hände.
»Beim nächstenmal«, sagte sie, »werden wir mehr auf unsere eigenen Bedürfnisse achten, Tag für Tag.«
Er nickte. »Wir haben diesmal irgendwie die Kontrolle verloren, sie uns einfach entgleiten lassen.«
»Ich hab’ mich von der Suche nach anderen Wiederholern vereinnahmen lassen. Es war lieb von dir, mich so gewähren zu lassen, aber…«
»Ich wollte ebensosehr Erfolg haben wie du«, unterbrach er sie, ihre Hand an seine Lippen führend. »Es war etwas, das wir tun mußten; es hat niemand Schuld daran, daß es so gekommen ist.«
»Ich schätze, nein… aber im Rückblick erscheinen diese Jahre so flau, so passiv. Wir sind selten auch nur aus New York herausgekommen, aus Angst, den Kontakt, auf den wir warteten, zu versäumen.«
Jeff zog sie an sich, legte seine Arme um sie. »Nächstesmal übernehmen wir wieder die Initiative«, versprach er. »Wir werden diejenigen sein, die die Dinge passieren lassen – für uns.«
Sie wiegten sich sanft auf dem Sofa, ohne daß einer von ihnen aussprach, was ihnen besonders schwer auf der Seele lag: daß sie nicht wissen konnten, wie lange es dauern würde, bis sich Pamela nach seinem neuerlichen Tod wieder zu ihm gesellte… oder auch nur, ob die nächste Wiederholung es ihnen ermöglichen würde, überhaupt wieder zusammen zu sein.
Der Heroinschlaf wurde mit schockierender Abruptheit unterbrochen. Jeff fand sich auf allen Seiten von kaskadenartig herabstürzenden Strömen weißglühender Flammen umgeben, ein zylindrischer Niagarafall aus milchigem Feuer, in dessen Zentrum er sich unerklärlicherweise befand. Gleichzeitig wurden seine Ohren von den plärrenden Trompeten und den übersteigerten Harmonien einer Mariachi-Band beleidigt, die mit peinigender Lautstärke »Feliz Navidad« spielte.
Jeff erinnerte sich diesmal nicht daran, gestorben zu sein, entsann sich nicht der Agonie, die er jedesmal empfunden hatte, wenn sein Herz zu schlagen aufhörte. Die Droge hatte ihren anästhesierenden Zweck erfüllt, verschaffte ihm jedoch keinen leichten Übergang aus dem dumpfen Schlummer in diese verwirrende und unbekannte Umgebung hinüber. Der neue, junge Körper, den er nun wieder bewohnte, hatte keine Spur des Narkotikums in seinem Kreislauf, und er war gezwungen, ohne einen Moment des Atemschöpfens hellwach zu werden.
Der ihn umgebende Feuerregen und die Musik bestürmten seine überforderten Sinne, hielten ihn in einem erschreckenden Zwischenstadium der Orientierungslosigkeit gefangen. Es gab kein Licht an diesem Ort, abgesehen von diesem brennenden Katarakt um ihn herum, doch vor dem Hintergrund seiner leuchtenden Phosphoreszenz nahm er jetzt die Silhouetten anderer Menschen wahr, die saßen, standen, tanzten. Er selbst saß an einem kleinen Tisch, in seiner zitternden Hand hielt er einen eiskalten Drink. Er nippte daran, schmeckte den salzigen Biß eines Margarita.
»Verdammt!« schrie ihm jemand ins Ohr, durch den Musiklärm hindurch. »Ist das ein Anblick? Ich frag’ mich, wie es von draußen aussieht.«
Jeff stellte den Drink ab und wandte den Kopf, um zu sehen, wer gesprochen hatte. Im weißen Schein der herabstürzenden Flammen konnte er die scharfknochigen Gesichtszüge von Martin Bailey ausmachen, seinem Stubenkameraden von Emory. Er sah sich erneut um, während sich seine Augen allmählich an das von allen Seiten des großen Raums bizarr ausstrahlende
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