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Grimwood, Ken - Replay

Grimwood, Ken - Replay

Titel: Grimwood, Ken - Replay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das zweite Spiel
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etwas verändert hätte. Es sei denn, du wirst mir gleich erzählen, du hättest eine besser bezahlte Stelle bekommen, nach all den Jahren.«
    »Vergiß die Stelle. Das ist belanglos. Es wird keine Geldsorgen mehr geben.«
    »Und was soll das heißen? Hast du in der Lotterie gewonnen?« giftete sie hämisch.
    Jeff seufzte, stellte mit der Fernbedienung den ablenkenden Fernseher ab. »Darauf kommt es nicht an«, erklärte er ihr. »Es wird keine finanziellen Probleme mehr geben, das ist alles. Für den Augenblick brauchst du nichts weiter tun, als mir zu vertrauen.«
    »Geschwätz! Das fällt dir leicht, stimmt’s? Dein andauerndes Gerede über ›Rundfunkjournalismus‹, was für eine Nachrichtenkanone du werden würdest, irgendeine Art von modernem Edward R. Murrow. Herrgott, du hast mich zugelabert! Und was ist am Ende daraus geworden? Eine belanglose Radiostation nach der anderen, Umzüge im ganzen Land, um an beschissenen Orten wie diesem zu leben. Ich glaube, du hast Angst davor, erfolgreich zu sein, Jeffrey L. Winston. Du fürchtest dich davor, zum Fernsehen zu wechseln oder zur Sendeleitung aufzusteigen, weil du Angst hast, du könntest einfach nicht bringen, was von einem gefordert wird. Und ich glaube allmählich, du bringst es wirklich nicht.«
    »Hör auf damit, Linda, sofort! Das hilft keinem von uns beiden, und es ist sinnlos.«
    »Klar, ich hör’ schon auf. Ich hör’ endgültig auf!«
    Sie stürmte in die Küche. Er hörte, wie sie wütend ihr Essen zubereitete, wie sie absichtlich laut klirrend den Tisch deckte, die Backofentür zuschlug. Wie sie in einen ihrer »stillen Anfälle« zurückfiel. Diese hatten um diese Zeit herum begonnen und waren im Laufe der Jahre länger und häufiger geworden. Die Streitereien zwischen ihnen hatten sich fast immer um Geld gedreht, doch dies war nur die am ehesten ins Auge fallende Ursache ihrer Schwierigkeiten. Die Wurzeln der wirklichen Probleme hatten tiefer gelegen, sie lagen in ihrer beider Unfähigkeit – vor allem aber ihrer Unfähigkeit –, über die Dinge miteinander zu sprechen, die sie wirklich bedrückten, zum Beispiel ihre Bauchhöhlenschwangerschaft. Die hatte sich im Jahr zuvor ereignet, und sie hatten sich nie offen damit auseinandergesetzt, was diese Enttäuschung für sie beide bedeutet hatte, wie sie sie überwinden und gemeinsam darüber hinwegkommen konnten.
    Jeff spähte in die Küche, sah Linda verbittert über den Tisch gebeugt in ihrem Essen stochern; sie machte sich nicht die Mühe, zu ihm aufzusehen. Er schloß die Augen, erinnerte sich daran, wie sie mit einem Strauß Gänseblümchen vor seiner Tür gestanden hatte, stellte sie sich in einer warmen Brise auf dem Deck der SS France vor. Aber das war eine andere Person gewesen, begriff er; jemand, mit dem er seine innersten Gefühle geteilt hatte, wenn auch nicht die Einzelheiten seiner zahlreichen Leben; alles Geld der Welt würde nicht helfen, so wie die Dinge lagen, nicht wenn sie nicht einmal über die Dinge miteinander sprechen konnten, auf die es ankam.
    Er fand einen Mantel in der winzigen Dielengarderobe, zog ihn an und verließ die Wohnung. Kein Wort wurde zwischen ihnen gewechselt, als er hinausging.
    Der Schnee, schmutzig, fleckig, unterschied sich ebenso von den unberührten Schneefeldern, die das Fernsehen aus Innsbruck übertragen hatte, wie die Frau in der Küche sich von der Linda unterschied, die er in den vergangenen neunzehn Jahren geliebt hatte.
    Diesmal würde er schnell zu Geld kommen, beschloß er, und dafür sorgen, daß sie genug hatte, um sie für den Rest ihres Lebens zu versorgen; doch nichts mehr konnte ihn zum Bleiben veranlassen, jetzt nicht mehr. Die einzige Frage war, was er mit sich anfangen sollte, bis Pamela ankam, wann immer das sein mochte.

19
    Der vor dem Küchenfenster herumflitzende Blauhäher, der sein Nest in der Ulme im Hinterhof baute, war das erste, was Pamela sah. Sie schaute dem farbenfrohen luftigen Tanz des Vogels zu, tat mehrere tiefe Atemzüge, um sich zu beruhigen, bevor sie sich umsah oder bewegte.
    Sie war dabei, sich eine Tasse Kaffee zu machen, und hatte gerade den Filter in die Maschine einsetzen wollen. Die Küche war gemütlich, vertraut. Anders als beim letztenmal, aber sie erinnerte sich gut an sie aus ihrem ersten Leben, bevor die Replays angefangen hatten. Bei der letzten Wiederholung hatte sie nicht viel Zeit darin verbracht, war in ihrem Atelier mit Malen und Bildhauen zu beschäftigt gewesen; der Raum hatte mehr den

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