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Grimwood, Ken - Replay

Grimwood, Ken - Replay

Titel: Grimwood, Ken - Replay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das zweite Spiel
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eine nicht endenwollende Collage ihrer vielen gemeinsamen und getrennten Leben.
    »Unglaublich«, flüsterte er. »Ich kann dir gar nicht sagen, wie dankbar ich bin, das alles sehen zu können.«
    »Ich hab’s für dich gemacht. Für uns. Niemand sonst kann es verstehen; du würdest schallend lachen über die Interpretationen, auf die einige der Kritiker gekommen sind.«
    Er wandte den Blick gewaltsam von den Bildschirmen ab, sah Pamela an. »Das alles… die ganze Show…«
    Pamela nickte, seinen Blick erwidernd. »Hast du gedacht, ich hätte es vergessen? Oder es bedeutete mir nichts mehr?« »Es ist so lange her.«
    »Viel zu lange. Und in einem Monat fangen wir wieder von vorne an.«
    »Nächstesmal. Das nächste Mal gehört uns, wenn du es so willst.«
    Sie blickte auf einen der Monitore, der Szenen aus dem Strandrestaurant in Malibu zeigte, wo sie ihr erstes langes Gespräch gehabt hatten, ihre erste Unstimmigkeit über ihren geplanten Film, der die Welt von der zyklischen Natur der Realität überzeugen sollte.
    »Es könnte mein letztes Mal sein«, sagte sie gefaßt. »Die Zeitverschiebung betrug bei mir diesmal fast acht Jahre; nächstes Mal werde ich erst irgendwann in den Achtzigern zurückkommen. Wirst du auf mich warten? Wirst du…«
    Er zog sie an sich, brachte ihre furchtsamen Worte mit seinen Lippen, seinen Händen zum Verstummen, liebkosend, beruhigend. Sie umarmten sich in dieser stillen Kabine, erhellt vom widerstrahlenden Schein all der Leben, die sie gelebt hatten, und gewärmt vom Versprechen eines letzten kurzen Lebens, das miteinander zu teilen ihnen vielleicht übrigblieb.

    »Was ist los, hörst du mich denn nicht? Stell den verdammten Fernseher leiser. Seit wann interessierst du dich überhaupt für Eiskunstlauf?«
    Es war Lindas Stimme, doch sie klang nicht so wie gewohnt. Nein, das war eine Stimme aus ferner Vergangenheit, gepreßt vor Anspannung und Sarkasmus.
    Sie kam ins Zimmer, drehte den Ton des Fernsehers ab. Auf dem stummen Bildschirm sprang und wirbelte Dorothy Hamill anmutig über das Eis, wobei sich ihr Bubikopf jedesmal, wenn sie zur Ruhe kam, tadellos legte.
    »Ich sagte, das Essen ist fertig. Wenn du was willst, komm und iß. Ich mach’ hier vielleicht die Köchin, aber ich bin nicht dein Dienstmädchen.«
    »Ist schon gut«, sagte Jeff, um Fassung ringend, darum bemüht, seine neue Umgebung zu identifizieren. »Ich hab’ eigentlich gar keinen Hunger.«
    Linda warf ihm einen höhnischen Blick zu. »Du meinst, du willst nicht essen, was ich gekocht habe. Vielleicht hättest du lieber Hummer, wie? Und etwas frischen Spargel? Champagner?«
    Dorothy Hamill setzte zu einer letzten beschleunigten Pirouette an, ihr kurzer roter Rock ein wirbelnder Schemen über ihren Schenkeln. Als sie ihren Lauf beendet hatte, lächelte sie und blinzelte in die Kamera, und der Sender wiederholte diesen Blick in Zeitlupe: beglückter Stolz, das sich allmählich ausbreitende Lächeln wie eine aufgehende Sonne, das verlangsamte Blinzeln wurde zu einem Ausdruck von Bescheidenheit und gleichzeitig Sinnlichkeit. In diesem einen verlängerten Moment erschien das Mädchen als das Sinnbild frischer, vitaler Jugend.
    »Sag mir doch einfach«, geiferte Linda, »welches Feinschmeckermahl du statt Hackbraten morgen gern hättest. Und dann erzähl mir mal, wie wir das bezahlen sollen – würdest du das tun?«
    Dorothy Hamills eingefrorenes Lächeln löste sich in Schwärze auf, wurde von einem der ABC-Abfahrtsläufe in Innsbruck abgelöst. Die Winterolympiade, 1976! Er und Linda waren also in Philadelphia. In Camden, New Jersey, genaugenommen; dort hatten sie gelebt, während er bei WCAU gearbeitet hatte, auf der anderen Seite des Flusses.
    »Na?« fragte sie. »Hast du irgendwelche klugen Vorschläge zu machen, womit wir uns nächste Woche etwas anderes als billiges Suppenfleisch oder Huhn kaufen könnten?«
    »Linda, bitte… laß uns das nicht tun.« »Was nicht tun – Jeffrey?«
    Sie wußte, wie sehr er die Langform seines Namens haßte; wann immer sie sie gebraucht hatte, hatte sie ihn offen zum Kampf herausgefordert.
    »Laß uns nicht streiten«, sagte er entgegenkommend. »Es besteht kein Grund mehr zum Streiten; es hat sich alles… verändert.«
    »Ach, wirklich? Einfach so, hm?« Sie stemmte die Arme in die Hüften und drehte sich langsam um die eigene Achse, indem sie übertrieben vorgab, die vollgestopfte Wohnung zu mustern, die geliehenen Möbel. »Ich kann nicht erkennen, daß sich irgend

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