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Grimwood, Ken - Replay

Grimwood, Ken - Replay

Titel: Grimwood, Ken - Replay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das zweite Spiel
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abgestreift, um die Kupplung besser bedienen zu können, sah auf der anderen Seite aber immer noch so aus, als gehörte sie in den Sitzungssaal einer Versicherungsgesellschaft und führe nicht gerade eine schmutzige Straße am Rand eines unerschlossenen Canyons entlang.
    »So wächst es eben.« Sie zuckte die Achseln. »Wenn ich einen konventionellen Garten wollte, wohnte ich in Beverley Hills.«
    »Ihnen wird jedenfalls eine Menge gutes Obst verderben.« »Ich bekomme alles Obst, das ich brauche, auf dem Markt…«
    Er ließ das Thema fallen. Sie konnte mit ihrem Land tun, was immer sie wollte, obwohl es Jeff ärgerte, eine solche Fülle verwahrlosen zu sehen. Er wußte immer noch nicht viel über sie. Nachdem er seinen Verdacht kurz und bündig bestätigt hatte, nämlich daß sie ebenfalls eine Wiederholerin war, hatte sie darauf bestanden, seine Geschichte von Anfang an zu hören, und hatte ihn regelmäßig unterbrochen, um weitere Details aus ihm herauszuquetschen. Er hatte eine Menge ausgelassen, natürlich, insbesondere einige der Episoden mit Sharla, und von ihren Erfahrungen zu hören, hatte er noch vor sich. Jedenfalls war klar, daß sie ein Mensch voller Widersprüche war. Was absolut Sinn ergab; das gleiche galt für ihn. Wie konnte es bei ihnen auch anders sein?
    Das Haus war schlicht, aber komfortabel ausgestattet, mit einem Geländer aus Eichenbalken und einem großen Panoramafenster, durch das man über den unordentlichen Dschungel ihres Grundstücks bis zum weit unterhalb gelegenen Ozean schaute. Wie in ihrem Büro waren die Wände mit gerahmten Mandalas verschiedener Herkunft behängt: der Navajos, Mayas, aus Indien. Nahe dem Fenster befand sich ein großer Schreibtisch mit darauf gestapelten Büchern und Notizbüchern, und in der Mitte davon stand ein klobiges, grünlich-graues Gerät, das einen Bildschirm, ein Keyboard und einen Drucker enthielt. Er blickte es mit gerunzelter Stirn spöttisch an. Was tat sie so früh mit einem Homecomputer? Es gab keinen…
    »Das ist kein Computer«, sagte Pamela. »Ein Wang 2000 Textverarbeitungsgerät, eins der ersten. Kein Diskettenlaufwerk, nur Kassetten, aber immer noch besser als eine Schreibmaschine. Möchten Sie ein Bier?«
    »Klar.« Er war noch ein wenig verblüfft darüber, wie rasch sie seine Gedanken gedeutet hatte, als er das Gerät ansah. Es würde noch einige Zeit dauern, bis er sich an den Gedanken gewöhnte, daß er, nach all diesen Jahrzehnten, jemanden um sich hatte, der sein Bezugssystem tatsächlich teilte.
    »Zum Kühlschrank geht’s da lang«, sagte sie und zeigte die Richtung. »Holen Sie mir auch eins, während ich dieses Kostüm ausziehe.« Sie ging zur Rückseite des Hauses, die Schuhe in der Hand. Jeff fand die Küche und öffnete zwei Flaschen Becks.
    Er musterte die Regale voller Bücher und Schallplatten, während er darauf wartete, daß sie mit dem Umziehen fertig wurde. Sie schien nicht viel Literatur zu lesen oder Popmusik zu hören. Die Bücher waren überwiegend Biographien, Sachbücher oder betrafen die geschäftliche Seite der Filmindustrie; bei ihren Platten überwogen Bach, Händel und Vivaldi.
    Pamela kam in verwaschenen Jeans und einem sackartigen Sweatshirt mit dem Aufdruck ›USC‹ ins Wohnzimmer zurück, nahm das Bier, das er ihr reichte, und ließ sich in einen zu prall gepolsterten Sessel fallen. »Was Sie mir von dem Flugzeug erzählt haben, das beinahe abgestürzt wäre; das war dumm, wissen Sie.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Gegen Ende meines zweiten Zyklus, als ich begriff, daß ich ihn womöglich noch einmal durchlaufen würde, lernte ich eine Liste aller Flugzeugabstürze seit 1963 auswendig. Ebenso der Hotelbrände und Eisenbahnunglücke, Erdbeben… aller größeren Katastrophen.«
    »Ich habe daran gedacht, das gleiche zu tun.«
    »Sie hätten es bereits tun sollen. Jedenfalls, was passierte dann? Was haben Sie seitdem gemacht?«
    »Ist das nicht ein bißchen einseitig? Ich bin ebenso neugierig auf Sie, wissen Sie.«
    »Bringen Sie Ihre Geschichte zu Ende; dann kommen wir zu meiner.«
    Er setzte sich auf ein Sofa ihr gegenüber und versuchte sein freiwilliges Exil während der letzten neun Jahre zu erklären: sein asketisches Gefühl der Verbundenheit mit den Dingen, die in der Erde wuchsen, seine Faszination von ihrer ewigen Symmetrie mit der Zeit – lebende Wesenheiten, die verwelkten, damit sie wieder blühten, Blüten und grüne Früchte, die aus den verschrumpelten Trieben des vergangenen Jahres

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