Grimwood, Ken - Replay
läuft unten im Cascade; Sie sollten ihn sich vor der Rückfahrt ansehen. Ist die Verspätung wert, das können Sie mir glauben.«
Jeff spürte einen Funken Neugier, eine Empfindung, die er seit Jahren nicht mehr gehabt hatte.
Der Verkäufer blätterte durch ein Exemplar des Redding Record-Searchlight. Auf der Titelseite umarmte Kissinger Yitzhak Rabin. »Hier is es, nächste Vorstellung um… 3 Uhr 20.« Der Mann sah auf die große Uhr an der Rückseite des Ladens. »Ich kann Ihre Bestellung hierbehalten, wenn Sie möchten. Sie könnten sich den Film ansehen und trotzdem noch vor der Dunkelheit nach Hause kommen.«
Jeff lächelte. »Bekommen Sie eine Provision vom Kino oder so was?«
»Ich hab’s Ihnen schon gesagt, ich mach mir normalerweise nichts aus Filmen, aber der hier is was Besonderes. Nur los, ich hab Ihre Sachen eingepackt und fertig zum Aufladen, wenn Sie wiederkommen.«
Die Schlange für Starsea erstreckte sich über mehr als einen Block, an einem Dienstagnachmittag in Redding. Jeff schüttelte vor Verwunderung den Kopf, kaufte sich eine Eintrittskarte und gesellte sich zu der wartenden Menschenmenge. Alle Altersgruppen waren vertreten, angefangen von großäugigen Sechsjährigen bis zu schweigsamen Ehepaaren in den Siebzigern in abgetragenen Overalls. Aus den leisen Unterhaltungen um ihn herum erfuhr Jeff, daß viele den Film bereits mehr als einmal gesehen hatten. Ihr Verhalten war beinahe so, als ob sie zu einer gemeinsamen religiösen Erfahrung zusammen gekommen wären, Kirchgänger, die sich ruhig, aber freudig einem geliebten Schrein näherten.
Der Film löste die Versprechungen des Verkäufers ein, und übertraf sie noch. Selbst in Jeffs Augen war er thematisch, nach Machart und Spezialeffekten seiner Zeit um Jahre voraus; wie eine Unterwasserversion von Kubricks 2001: Eine Odyssee im Weltraum, doch mit der Wärme und Menschlichkeit von Truffaut auf der Höhe seines Schaffens.
Der Film begann mit einer elegischen Erläuterung des alten Bundes zwischen Menschen und Delphinen, dann weitete er diese mythische Verbindung auf eine philosophische Rasse von Extraterrestriern aus, die vor langer Zeit einen Kontakt zu den intelligenten Säugern der irdischen Meere hergestellt hatten. Diese Rasse hatte, dem Plot zufolge, die Cetaceaner als gültige Beschützer der Menschheit eingesetzt, bis zu der Zeit, da diese bereit war, in der galaktischen Familie willkommen geheißen zu werden. Doch gegen Ende des zwanzigsten Jahrhunderts erfuhren die Delphine, daß die Ratgeber von Cygnus IV, deren Rückkehr seit Jahrtausenden erwartet worden war, durch eine interstellare Katastrophe vernichtet worden waren. Daraufhin enthüllten die Delphine der Menschheit ihre wahre Natur und ihre große Geschichte, in einem Moment gleichzeitiger Heiterkeit und tiefer Trauer. Zum ersten Mal wurde dieser Planet ein wirkliches Ganzes, eine vernetzte Gemeinschaft von Intelligenzen zu Lande und zu Wasser, doch einsamer in der Leere des Raumes als jemals zuvor, jetzt, wo die unbekannten Wohltäter auf ewig verschwunden waren.
Der Film vermittelte mit Raffinesse und seltenem cineastischen Scharfblick meisterhaft die unerträgliche Ironie von elementaren Hoffnungen, die gerade im Moment der Erfüllung zunichte gemacht wurden. Jeff wurde zusammen mit dem übrigen Publikum zu Tränen bitterer Verzückung gerührt, seine Jahre des selbstauferlegten Exils und der Distanz wurden im Verlauf von zwei Stunden zerschmettert.
Und er war neu, alles daran. Jeff hätte eine künstlerische Leistung, die so großartig und in jeder Beziehung erfolgreich war, unmöglich entgehen können, wäre sie in einer seiner früheren Wiederholungen aufgetaucht.
Er las den Nachspann mit beinahe ebensolchem Erstaunen, wie es der Film hervorgerufen hatte: Regie Steven Spielberg… Geschrieben und produziert von Pamela Philipps… Künstlerische Beratung und Spezialeffekte George Lucas.
Wie war das alles möglich? Die Dreharbeiten zu Spielbergs erstem großen Film, Der Weiße Hai, hatten noch gar nicht begonnen, und es würde noch zwei Jahre dauern, bis Lucas die Filmindustrie mit Star Wars aufscheuchen würde. Aber am rätselhaftesten, interessantesten von allem – Wer, zum Teufel, war Pamela Phillips?
»Es ist mir egal, was es kostet, Alan, abgesehen von Zeit. Ich möchte, daß dieses Treffen zustande kommt, und zwar nächste Woche.«
»Mr. Winston, ganz so einfach ist das nicht. Diese Leute dort haben ihre eigene kleine Hierarchie, und gerade jetzt
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