Grippe

Titel: Grippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wayne Simmons.original

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Licht des Schlafzimmers erkannte sie nun, dass seine Augen unterlaufen waren. Die kurzen Stoppeln deuteten auf einen Tag ohne Rasur hin. Unerwartet schenkte er ihr ein neuerliches Lächeln, fast wie um dem Gesagten Nachdruck zu verleihen, bloß überzeugte es sie nicht mehr.
    »Ich hab ’ s satt, das Beste aus irgendetwas zu machen«, gluckste Geri, da bereits Tränen in ihren Augen aufwallten. »So furchtbar satt. Ich dachte, ihr Typen … als ich das Polizeiauto sah … dass alles gut wird.«
    Der junge Cop stand wieder auf und schickte sich an, sie zu trösten, sie ließ sich nur zu gern umarmen, heulte sich an seiner wulstig gepolsterten Schulter aus.
    »Ich kenne nicht mal deinen Namen.« Sie lachte nach einer Weile verlegen und wischte sich das Gesicht mit der freien Hand trocken.
    »George«, hörte sie. »Mein Name ist George.«

    Lark stach McFall zwischen die Rippen, da er eingeschlafen war.
    »Was? Wo sind sie?«, murmelte er nervös, als er zu sich kam.
    Lark hielt sich einen Finger vor die gepiercten Lippen. »Sie kommen.«
    Beide saßen kerzengerade auf den Plastikstühlen der Terrasse, als die imposante Gestalt des größeren der beiden Bullen im Türrahmen erschien. Er fummelte am Schlüsselloch herum, öffnete und trat leise ein, um sich vor den beiden Überlebenden aufzubauen. Das Waffeninventar für den Kriseneinsatz hing nach wie vor an der allseits bekannten Uniform des Police Service of Nothern Ireland. Er schulterte einen Rucksack und hielt sein Gewehr in der Linken, was Lark überraschte: Wurden Schießeisen etwa genauso wie Gitarren auch eigens für Linkshänder angefertigt?
    Einen Moment lang schwieg der Mann und starrte die beiden Sitzenden einfach nur an. Dann setzte er den Rucksack mit einer fließenden Bewegung ab, ehe er sich bückte und langsam den Reißverschluss daran öffnete.
    Lark rann kalter Schweiß das Rückgrat hinab. Im Kopf spielte er verschiedene Szenarien durch. Am Ende blieb er stets mit einer Kugel im Pelz liegen oder wurde bei dem Versuch, den Riesenkerl zu überwinden, der vor ihm stand, auseinandergerissen. Er schaute McFall an; das Weiße in den Augen seines Freundes leuchtete unter der Maske wie Scheinwerfer auf einer stockdunklen Straße.
    Wie aus dem Nichts zauberte der Cop einen kleineren, blauen Plastiksack hervor und stellte ihn auf den Campingtisch. Indem er einen dritten Stuhl beistellte, zog er den Helm aus und legte sein Gewehr neben sich auf den Boden.
    «Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich bin ausgetrocknet.« Er grinste und packte drei Dosen Bier aus.
    McFall lachte nervös. Der Laut war umso peinlicher, weil er schrill und zu mädchenhaft für einen Mann klang, der etwas auf sich hielt. Die Art von Lachen, für die man in der Schule einen Tritt bekommen hätte.
    Lark nahm das Angebot einfach schweigend an. Er öffnete die Dose behutsam, dass es kaum zischte. Irgendwie wirkte dieser Typ sehr nahbar. Im Gegensatz zu anderen Bullen konnte er sich mit ihm identifizieren – einschüchternd, zwielichtig und ein bisschen irre. Lark strengte sein von Narkotika getrübtes Hirn an, um sich von irgendwoher an diesen besonders tollen Hecht zu erinnern, der hier freimütig wie unter Schulkollegen Bier verteilte.
    »Ich heiße übrigens Norman.«
    Der Name half Lark auch nicht auf die Sprünge, ganz zu schweigen vom Gesicht, dafür aber die Stimme. Wann und wo er sie gehört hatte, wusste er nicht genau, aber er erkannte sie wieder. Dessen ungeachtet klang sie auch typisch nach Bulle – affektiert, bloß eben nicht genug, um auch den letzten Rest des notorischen Chaoten vom Land auszuradieren. Ein ebensolcher war er und sah auch exakt danach aus.
    »Was ist los?«, fragte er Lark. »Zunge verschluckt?«
    Lark hätte sich nie so ausgedrückt. Derlei platte Phrasen waren so ausgelutscht, dass höchstens Großmütter sie noch ungeniert in den Mund nahmen.
    » Nein«, entgegnete er ruhig. »Schätze, ich bin in letzter Zeit ein bisschen vorsichtiger geworden, was die Leute angeht, mit denen ich mich unterhalte.«
    Der Polizist sann darüber nach und nickte schließlich zustimmend.
    »Keine üble Idee.« Auch er machte nun sein Bier auf. »Vorsichtig zu sein, meine ich.«
    Der Kommentar war bewusst doppeldeutig, aber Lark entschied sich, den Wink mit dem Zaunpfahl zu ignorieren.
    »Lark«, stellte er sich schließlich vor und bot seine Hand an. »Mein Name, meine ich.«
    »Lark?«, fragte Norman und schüttelte sie. »Hört man nicht an jeder Ecke.«
    »Ist