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Grippe

Grippe

Titel: Grippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wayne Simmons.original
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sie es mit bestem Dank zurückgegeben hatte.
    Karen erhob sich vom Sofa und ging zum Fenster der Wohnküche. Diese Strecke hatte sie heute schon mindestens siebzigmal zurückgelegt. Als sie wieder stöhnte, achtete sie nicht darauf, ob Pat darauf ansprang oder nicht. Es wahr ein aufrichtiges Seufzen.
    Was sich ihr beim Blick hinab zeigte, war ihr allzu vertraut. Dort lümmelten sie herum, die Toten, wie Pat und sie sie mittlerweile nannten. Vom zehnten Stock aus sahen sie aus wie die kleinen Actionfiguren, mit denen ihr Bruder als Kind gespielt hatte – wacklige Beine und krampfige Posen. Hin und wieder bewegten sie sich, hinkten durch die Gegend wie unter der Führung eines betrunkenen Puppenspielers. Hass keimte in ihr auf, völlig unvermittelt. Sie hasste jeden Einzelnen von ihnen. Karen wünschte sich eine dicke Bombe herbei, mit der sie sie alle wie im Kino von der Platte putzen konnte. Kurz spielte sie mit dem Gedanken, Pat zu fragen, ob er sich mit solchen Bomben auskannte, entschied sich aber letztlich dagegen. Es war eine dumme Idee, das wusste sie, der Langeweile geschuldet, unreif und nicht gründlich durchdacht. Männer wie Pat taten sie bestenfalls lachend ab oder blickten grimmig drein, wenn es ganz schlimm kam.
    »Ich muss raus«, entfuhr es ihr so unvorbereitet, dass sie es laut aussprach und gar nicht merkte. Dann schaute zu Pat hinüber.
    Er lugte wieder über seine Gläser, klebte weiter an seinem Buch und hielt immer noch die Tasse fest.
    »Im Ernst«, beschwerte sie sich, »Ich werde hier wahnsinnig.«
    »Nun, du weißt genau, warum du nicht nach draußen gehen kannst«, erinnerte Pat. Er klang wieder belehrend – vergleichbar mit einer Mutter, die ihren Knirps zurechtwies. Es machte Karen rasend bis zum Gehtnichtmehr, und sie spürte, wie ihr die Zornesröte ins Gesicht stieg.
    » Ja, das weiß ich«, antwortete sie brausend. »Ich bin nicht blöd.«
    »Na, dann spiel dich nicht auf, als ob –«
    »Halt einfach den Mund!«, schrie sie und stierte ihn düster an. »Ich hab die Nase voll von deiner andauernden Bevormundung. Ich bin immer nur das dumme, kleine Mädchen, die …die Doofe hier!« In ihrer Frustration schlug sie sich gegen die Brust. »Jeden Tag hab ich Schießen trainiert und letztens dein Leben gerettet, vergessen?«
    »Nein, natürlich nicht«, antwortete Pat gelassen. Nach wie vor hielt er das Buch aufrecht, als habe er vor, seine Lesestunde fortzusetzen, sobald dieser kleine Anfall vorüber war. »Allerdings finde ich nicht, dass du das Haus trotz alledem gefahrlos verlassen kannst.«
    »Ich weiß«, entgegnete Karen enttäuscht und gleich viel ruhiger. Sie kehrte zum Sofa zurück und setzte sich.
    »Und mit den Lebensmitteln und so aus den anderen Apartments –«
    »Ich weiß!«, stellte sie erneut klar. Pats geruhsame Entschlossenheit und vernunftsmäßige Argumentation kotzten sie an. »Mir ist bloß langweilig, und ich kriege hier Platzangst. Das ist alles.«
    Sie schnaufte laut, während sie Pat beobachtete. Er las weiter wie an einem gemütlichen Sonntagnachmittag. Mehrere Sekunden vergingen, während sie ihm zusah – wie ein Hund, der seinem Herrchen mit Blicken das Essen von der Gabel zieht. Sie versuchte, ihm Schuldgefühle zu vermitteln, damit er ob ihrer unermüdlichen Regenwettermiene einen Kloß in den Hals bekam. Als er aufschaute, bemerkte er ihr Starren und vertiefte sich sofort wieder in sein Buch. Ihr Seufzen erfuhr die nächste Steigerung, da schaute Pat sie erneut an und schüttelte lächelnd den Kopf, da sie immer noch nicht von ihm ablassen wollte. Sie tat ihr Bestes, um ihn weichzuklopfen.
    »Warte eine Sekunde«, bat er schließlich mit resignierendem Blick. Dann setzte er die Brille ab, die er nur zum Lesen brauchte, und legte sie zur Seite auf den Stuhl, um in den Flur zu verschwinden. Karen hörte, wie er in seiner Jackentasche kramte. Das erinnerte sie an ihren Großvater, der sich stets nach Münzgeld abgetastet hatte, wenn sie sich Comics oder Süßigkeiten kaufen wollte. Als Pat zurückkam, grinste er. »Folge mir«, sagte er schlicht.
    Karen hielt inne, schaute ihn skeptisch wie ein kleines Gör an, das eine Geburtstagsüberraschung erwartete.
    »Komm schon«, drängte er. Die verhältnismäßige Heiterkeit passte nicht zu jemandem wie ihm. »Wirklich, das willst du dir nicht entgehen lassen.«
    Karen stand auf und folgte ihm zur Wohnungstür, um hinaus auf den Gang des zehnten Stockwerks zu treten. Sie gingen zur Treppe. Staub und Schmutz

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