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Grippe

Grippe

Titel: Grippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wayne Simmons.original
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diesem Ding gesteckt hatte. Nein, Sergeant George Kelly beging einen Neuanfang und versuchte, das Beste daraus zu machen.
    Plötzlich starrten ihn wieder jene Schokoladenaugen an, diesmal aus McFalls Wollmaske. Es waren die des Kindes, des eingeschlossenen Mädchens irgendwo in einem Apartment in Finaghy, das ihn immer noch heimsuchte. George blinzelte und rieb seine eigenen Augen, die immer noch rot vor Müdigkeit waren. Als er McFall wieder ansah, erwiderte dieser den Blick fahrig wie ehedem. Keine Schokolade mehr.
    Dann schaute er auf seine Armbanduhr und stellte dankbar fest, dass es schon spät war. Zeit zum Schlafen.

    Bei der Verteilung der Betten nahm man auf Geri als einzige Frau im Haus Rücksicht. So gelangte sie in den Luxus eines Raumes für sich allein, wohingegen die anderen entweder das kleine Schlafzimmer bezogen oder im Erdgeschoss blieben. Lark und McFall entschieden sich schließlich für Ersteres, die Cops machten es sich in Küche und Wohnzimmer bequem.
    So fühlte sich Geri sicher. Ihr Schlafzimmer lag zurückversetzt im ersten Stock, und sie war quasi von allen Seiten behütet. Der Gedanke daran, dass die Toten, sollten sie einbrechen, zuerst an den Polizisten sowie McFall und Lark vorbeikommen mussten, bevor sie sich ihrer annahmen, beruhigte sie.
    Geri zog sich die Daunendecke über den erschöpften Körper und kuschelte mit einem alten Teddybären, der ihr in einem der anderen Räume in die Hände gefallen war. Früher hatte sie selbst einen mit dem schlichten Namen Bear. Immer wieder schalt sie sich, wenn sie sich fragte, was wohl aus dem Spielzeug geworden war. Deutlicher drückte sich Egoismus kaum aus: Nachsinnen über ein Plüschtier im Angesicht der Apokalypse.
    Daran, dass sie Hunger hatte, erinnerte sie ihr störend laut knurrender Magen besonders deutlich, nun da es still geworden war. Das Grollen klang unheimlich nach dem der Toten auf den Straßen. Daran blieb Geri kurz hängen: Standen die Kreaturen draußen nicht sinnbildlich für den Hunger selbst? Nicht nur, dass sie nach Fleisch lechzten, sondern auch nach dem Leben, das ihnen genommen worden war. Glaubten sie, ihm näherkommen zu können mit jedem Lebenden, den sie sich einverleibten? War das alles eine verdrehte Interpretation des Fegefeuers? Was auch immer. Geri betete darum, dass sie und die anderen morgen Nahrung fanden, denn andernfalls zog sie ernsthaft in Erwägung, McFall auf diesen verdammten Campingkocher zu hocken, an dem er andauernd schraubte. Er schien der Kräftigste von ihnen zu sein. Gut, abgesehen von dem dicken Cop, aber nein: Niemand würde wirklich versuchen, den Hosenscheißer zu essen.
    Ihre Mattigkeit war körperlich so intensiv spürbar, dass sie glaubte, mit verbundenen Augen ans Bett gefesselt worden zu sein. Sie konnte nicht mehr dagegen ankämpfen und gab auf. Bereitwillig ließ sie sich vom Schlaf ins Reich der Dunkelheit fliegen. Sekunden später war sie eingeschlafen.
    Nur ihr Geist wollte keine Ruhe finden, vermischte ihre Hoffnungen und Ängste zu einem schillernden Traum. Sie sah sich selbst auf der Straße stehen, angezogen mit nichts als T-Shirt und Hose. Ein See aus heißem Blut schwappte an ihren Knöcheln, was sie seltsamerweise nicht störte. Es hatte nichts mit ihr zu tun, tangierte sie nicht – aus welchen Gründen auch immer. All ihre Freunde, Verwandten und Liebhaber aus der alten Welt ertranken in der Brühe. Das Blut klebte wie sämige Soße in ihren Haaren, den Gesichtern und auf der Haut. Sie riefen nach Geri, und sie streckte sich nach ihnen aus, doch die Wogen peitschten gegen ihre Hände und zwangen sie so mit Gewalt zum Rückzug.
    Als sie herumfuhr, stand dort George. Sie wollte ihn bitten, ihr bei der Rettung der anderen zu helfen, doch er blieb stoisch ruhig stehen, während er ein kleines Kind im Arm wiegte. Sie betrachtete es, da schlug es die Augen auf. Sie waren wunderschön und brachten Geri zum Lächeln. Dann aber packte das Kind George mit seinen zierlichen Händchen am Hals, zog die entblößte Haut herunter und biss wie in Esspapier hinein. Geri schrie los, um George auf die Gefahr aufmerksam zu machen, doch er starrte nur vor sich hin, als müsse er sich seinem Schicksal hingeben, das zu Leugnen ohnehin zwecklos war ...
    Sie erwachte, weil jemand an die Haustür hämmerte. Als sich die Spinnweben des Schlafs über ihr lichteten, schlug ihr Herz bis zum Hals, da sie merkte, dass dies nicht mehr zu ihrem Traum gehörte, sondern tatsächlich geschah. Wieder das

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