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Grippe

Grippe

Titel: Grippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wayne Simmons.original
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Fresse«, stöhnte Lark. »Schau dir das an …«
    Sie ließ den Blick schweifen und bremste ein wenig ab, um es genau zu sehen. Eine Horde Leichen schlurfte unbeholfen auf einen einzelnen Mann zu. Der arme Kerl war umzingelt, und die Toten trugen scheinbar verbündet dafür Sorge, ihn nicht entrinnen zu lassen. Sie torkelten bedrohlich herum wie eine Bande betrunkener Seebären auf Landgang. Ihr Opfer war in Panik geraten. Der Mann suchte nach einer Lücke, doch sie hielten zusammen, sobald er zwischen ihnen durchlaufen wollte, und drängten ihn gegen eine Mauer. Immer weiter näherten sie sich, um ihm den Garaus zu machen.
    Nie zuvor hatte Geri sie in organisierten Gruppen agieren sehen. Normalerweise handelten sie willkürlich aus dem Impuls heraus und immer nur auf sich selbst bezogen, doch hinter diesem Auftritt steckte eine Art Sippenverhalten. Sie ließen ihren bedauerlichen Fang in eine Falle tappen und zirkelten ihn ein.
    »Fahr weiter«, gebot Lark mit düsterer Miene, als er merkte, dass der Wagen langsamer wurde. »Wir können nichts für ihn tun. Er ist am Arsch.«
    »Sind wir alle«, wisperte sie und gab Gas, um das unvermeidliche Ende dieser Begegnung nicht mitansehen zu müssen.

    Wenige Meilen vor dem Haus warf Geri einen Blick auf die Tankanzeige.
    »Shit!« Sie schlug wieder auf die Ablage.
    »Was?«, fragte Lark, der keine Gefahr entdecken konnte, als er aus dem Fenster schaute.
    » Sprit ist alle.«
    »Wir sind fast da. Lass ihn den Rest der Strecke weiterrollen.«
    »Leichter gesagt als –«
    Der Motor des Landrovers begann zu stottern, als streike er jeden Moment. Für Lark hörte er sich wie ein hustender alter Mann an. Ein ungutes Geräusch.
    »Leck mich doch …« Er schlug sich mit einer Hand auf den Mund. »Klingt nicht gesund.« Die Nerven gingen mit ihm durch, und er konnte nicht aufhören, an den Todgeweihten von vorhin zu denken, der sich gegen die mittlerweile nicht mehr so dummen Leichen hatte behaupten müssen. Er schaute sich um, doch die verlassenen Straßen gähnten ihm leer entgegen. Keiner der Bastarde hielt sich in der Nähe auf, aber das konnte sich fix ändern.
    Der Wagen würgte abrupt ab. Geri schaffte es noch, ihn im Leerlauf an den Bordstein zu manövrieren, ehe er mit einem letzten Tuckern verstummte. Sie zog die Handbremse.
    Dann schaute sie ihren Begleiter an. »Was jetzt?«
    »Mann, wenn ich das wüsste«, erwiderte er quengelnd.
    »Wo sind wir hier?«, fragte sie hörbar genervt von seinem Verhalten.
    Lark blickte hinaus und versuchte, sich zu orientieren. Das musste die Donegall Road sein und demnach nicht weit weg von ihrem Haus an der Lisburn. Schon näherten sich ein paar Tote, angezogen vom plötzlichen Auftauchen des Autos. Lark hielt es für möglich, dass sie den Weg nach Hause gehen oder laufen konnten, bloß waren da jetzt die Leichen, und außerdem brauchten sie die Lebensmittel aus dem Frachtraum unbedingt, ganz zu schweigen von dem Unding, einen gepanzerten Landrover einfach so irgendwo stehenzulassen; das schickte sich gerade in dieser Welt überhaupt nicht.
    »Schau nach, ob deine Tür verriegelt ist«, sagte Geri, während sie ihre Seite prüfte.
    Lark befolgte den Rat, obwohl er nicht glaubte, dass die Toten mittlerweile so helle waren, dass sie mit Türgriffen zurechtkamen. Andererseits war nicht abzusehen, wie weit sie sich noch entwickeln würden und welche neuen Tricks sie sich mit der Zeit aneigneten. Er rief sich erneut das jüngste Opfer der Toten vor Augen, das ihnen auf dem Weg hierher aufgefallen war. Du unterschätzt sie, Larky, redete er sich ins Gewissen. Nicht schlau.
    »Pass auf, ich kenne die Gegend«, sagte er schließlich. »Gleich die Straße hoch steht ’ ne Tankstelle. Das Schild siehst du doch.«
    »Also, ich setze keinen Fuß vor die Tür«, ließ Geri ihn wissen.
    Als er sie anschaute, erkannte er echte Furcht in ihrem hübschen Gesicht. Komischerweise passte es zu ihr und verlieh ihr die Aura einer keltischen Prinzessin, was das Alphamännchen in ihm ansprach. Zum ersten Mal beschlich Lark das Gefühl, sie suche Schutz bei ihm. Klar stand dieses Tabu zwischen ihnen – was am Morgen geschehen war und worüber sie sich ausschwiegen –, auch dabei war er vermutlich nur zweite Wahl gewesen; Lark nahm stark an, Geri hätte es bevorzugt, wenn Georgey-Porgey über diesen Dreckskerl Paddy hergefallen wäre. Da ihr jetzt aber nichts anderes übrigblieb, musste sie wohl oder übel mit ihm als Beschützer vorliebnehmen. Hat nicht

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