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Grippe

Grippe

Titel: Grippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wayne Simmons.original
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Dann stellte er den Strahler auf die Ablage und legte das Gewehr daneben.
    So schaute er auf den Vorhof. An den Zapfhähnen stand ein einziges Auto, in dem noch der Fahrer saß. Er trug ein weißes Oberteil, auf das er Blut erbrochen hatte. Selbst aus der Entfernung erkannte Lark, wie makellos das Hemd abgesehen von den Flecken war. Der Mann trug eine Brille und hatte das schüttere Haar zur Seite gekämmt. Für einen von ihnen sah er relativ zivilisiert aus. Der Unglücksrabe war wohl im Stillen dort verreckt, entweder verhungert oder verdurstet, nachdem er gebissen worden war oder weil er das Virus schon länger in sich getragen hatte.
    Lark steckte sich eine Zigarette an und ließ sie sich auf dem Hocker des Verkäufers schmecken. Als er eine Coladose vor sich sah, klemmte er sich den brennenden Glimmstängel zwischen die Lippen, langte in die defekte Kühlung und nahm sie heraus. Das Zischen beim Aufreißen der Lasche klang beruhigend vertraut. Nachdem er die Zigarette wieder aus dem Mund genommen hatte, nahm er einen tiefen Schluck.
    Dann stellte er die Dose auf die Theke und erkundete die Tankstelle weiter. Sie war mehrmals von Plünderern aufgesucht worden, die nur wenig in den Regalen liegengelassen hatten. Als er den Strahler anhob und über den Boden leuchtete, glitzerten auf allen Gängen Glassplitter. Überall lagen Waren verstreut, staubig oder mit Erbrochenem und Blut bespritzt. Ein Einkaufskorb war umgestürzt, der Inhalt links wie rechts herausgefallen, als hätte ihn jemand in Panik weggeworfen. Es sah wie eine abgefucktes Werk zeitgenössischer Kunst aus, vielleicht für eine Ausstellung mit Schlagwörtern wie Konsumwahn, Postmoderne oder anderen Ausdrücken, deren Bedeutung Lark nicht wirklich kannte. Schön bunt wirkte es jedenfalls, irgendwie attraktiv sogar – falls man über das umfassende Motto Tod hinwegkam …
    Lark durchstreifte den Raum, bis er in das Lager dahinter gelangte. Der Inhalt der Regale hier bereitete ihm weit mehr Freude, denn offenbar waren vorherige Besucher wieder aufgebrochen, ohne sich um diesen Bereich zu kümmern. So fand er einen Kanister Diesel, den er vorm Mitnehmen öffnete, um sicherzugehen, dass er voll war – vor allem mit dem richtigen Stoff. Er stank anständig und hatte durchaus ein entsprechendes Gewicht, also hatte er sich wohl nicht vergriffen.
    Während Lark zu Ende rauchte, beobachtete er, wie die Toten zum Shop strömten. Sie wussten, dass er sich hier aufhielt, und pilgerten nun scharenweise wie die Gotteseiferer zum Eingang. Nachdem er die Zigaretten über die Theke geschnippt hatte, stürzte er den Rest Cola hinunter, schnappte sich Kanister, Gewehr und Strahler, um sich durch den Hinterausgang des Lagerraumes davonzustehlen. Keiner von ihnen bemerkte ihn, als er das Licht ausknipste und die Tankstelle verließ. Leise und nahezu mühelos schlich er sich über den Vorhof. Fast so, als hätte er etwas vergessen, hielt er in sicherer Entfernung inne, legte an und schoss mehrmals auf die am nächsten stehende Zapfsäule. Sie ging beinahe sofort in Flammen auf, und kurz darauf auch der Rest der Auffahrt in einem gewaltigen Rauschen, das Lark geradezu verzückte. Einige der Toten fingen Feuer und wedelten wie Ausdruckstänzer mit den Armen. Dann bewegten sie sich wie auf Videoband im schnellen Vorlauf, als stachle der Brand sie auf, ehe er sie verzehrte, quasi wie Yin und Yang in unmittelbarer Folge.
    Lark hastete zurück zum Landrover, wobei er sich wunderte, dass die wachsende Zahl der Leichen auf der Straße ihm so wenig Kummer bereitete. Selbst diejenigen, die vor dem Wagen ausharrten, behinderten ihn nicht, wirkten fasziniert von den Flammen und bewegten sich wie Mücken um eine Glühbirne auf sie zu. So war es ein Leichtes für Lark, den Tank zu füllen. Keiner der Toten störte ihn auf irgendeine Weise. Umso verwirrter schlüpfte er zurück ins Auto.
    »Himmel«, begann Geri. »Das nenne ich einen dezenten Abgang.«
    Lark lachte und suchte nach einer cleveren Retourkutsche, doch ihm fiel keine ein. Die Mühe war sowieso vergebens, weil sich der heitere Moment bereits erledigt hatte. Geri war das seltsame Verhalten der Leichen ebenfalls aufgefallen.
    »Was soll das bloß?«, fragte sie, während sich die Toten für ihre Verhältnisse regelrecht begeistert auf die Tankstelle zubewegten. Der Landrover reizte sie überhaupt nicht mehr.
    »Keinen Schimmer«, antwortete Lark. »Hat wohl mit dem Feuer zu tun.« Er verfolgte den behäbigen Todesmarsch in

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