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Grischa, Band 2: Eisige Wellen (German Edition)

Grischa, Band 2: Eisige Wellen (German Edition)

Titel: Grischa, Band 2: Eisige Wellen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Bardugo
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von Blitzen verboten. Das Risiko war zu hoch und die Folgen waren unabsehbar, noch dazu hier, auf hoher See, auf einem aus Holz gebauten Schiff. Aber Sturmhonds Grischa zögerten nicht. Die Stürmer klatschten in die Hände und rieben die Handflächen aneinander. In meinen Ohren knackte es, als der Luftdruck absackte. Energie knisterte in der Luft.
    Wir hatten gerade noch Zeit, uns hinzuwerfen, bevor die Blitze kreuz und quer am Himmel zuckten. Die zweite Angriffswelle der Nitschewo’ja stob verwirrt auseinander.
    »Los!«, dröhnte Sturmhond. »Volle Kraft voraus, Stürmer!«
    Maljen und ich wurden gegen die Reling geschleudert, als der Schoner vorwärtsschoss. Das schlanke Schiff schien über die Wellen zu fliegen.
    Ich sah, wie eine dritte schwarze Wolke über die Bordwand des Walfängers wogte. Ich sprang auf und sammelte meine Kräfte, machte mich darauf gefasst, einem erneuten Angriff entgegentreten zu müssen.
    Doch er blieb aus. Die Macht des Dunklen schien nicht unbeschränkt zu sein. Wir waren aus seiner Reichweite entkommen.
    Ich lehnte mich auf die Reling, spürte Wind und Gischt im Gesicht, während der Dunkle samt seinen Ungeheuern immer weiter hinter uns zurückblieb. In meiner Brust löste sich etwas und ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte.
    Maljen zog mich stürmisch an sich und ich drückte mich fest gegen ihn, spürte sein nasses Hemd auf der Wange, lauschte dem Pochen seines Herzens, versuchte zu begreifen, dass wir trotz allem noch am Leben waren.
    Die Besatzung des Schoners brach in Jubel aus, obwohl man einen hohen Blutzoll entrichtet und den Verlust vieler Freunde zu beklagen hatte. Die Männer jubelten und johlten, kläfften und knurrten. Tolja, der noch in der Takelage hing, warf den Kopf zurück, reckte das Gewehr und stieß ein so lautes Triumphgeheul aus, dass sich die Haare auf meinen Armen sträubten.
    Maljen und ich lösten uns voneinander und betrachteten die jubelnden und lachenden Seeleute. Ich wusste, dass ihm der gleiche Gedanke durch den Kopf ging wie mir: Waren wir vom Regen in die Traufe gekommen?

Wir sanken gegen die Reling und rutschten nach unten, bis wir nebeneinandersaßen, benebelt und erschöpft. Wir waren dem Dunklen entronnen, aber wir befanden uns mit vielen durchgedrehten, wie Seeleute gekleideten und wie irre Köter heulenden Grischa auf einem fremden Schiff.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Maljen.
    Ich nickte. Meine Schulterwunde brannte zwar heftig, aber ich war unverletzt geblieben, und in meinem Körper hallte das Dröhnen der Macht nach – ich hatte sie endlich wieder einsetzen können.
    »Und du?«, fragte ich.
    »Nicht mal ein Kratzer«, antwortete Maljen fassungslos.
    Das Schiff sauste mit schier unglaublicher Geschwindigkeit über das Meer, angetrieben nicht nur von Stürmern, sondern, wie ich feststellte, auch von Flutern. Während Rausch und Schrecken der Schlacht abebbten, wurde mir bewusst, dass ich klitschnass war. Meine Zähne begannen zu klappern. Maljen legte einen Arm um mich und etwas später reichte uns ein Matrose eine Decke.
    Schließlich befahl Sturmhond, die Segel trimmen zu lassen. Stürmer und Fluter ließen die Arme fallen und sanken erschöpft zu Boden. Der Widerschein der Macht, die sie eingesetzt hatten, ließ ihre Gesichter erstrahlen.
    Der Schoner verlor an Fahrt, bis er auf den Wellen dümpelte. Eine überwältigend tiefe Stille trat ein.
    »Wache einteilen«, befahl Sturmhond, und Priwjet schickte einen Matrosen mit einem Fernrohr in die Wanten. Maljen und ich kamen langsam auf die Beine.
    Sturmhond ging zu den ausgelaugten Ätheralki, klopfte Stürmern und Flutern auf den Rücken und wechselte leise ein paar Worte mit ihnen. Dann ließ er verwundete Matrosen unter Deck bringen, wo sie vermutlich von einem Schiffsarzt, vielleicht auch von einem Heiler der Korporalki behandelt wurden. Der Freibeuter schien alle Arten von Grischa zu seiner Verfügung zu haben.
    Danach kam Sturmhond festen Schrittes auf mich zu und zog ein Messer aus dem Gürtel. Ich riss abwehrend die Hände hoch. Maljen trat vor mich und richtete sein Gewehr auf Sturmhonds Brust. Sofort griff die Besatzung zu den Waffen, zückte Säbel und spannte Pistolenhähne.
    »Ganz ruhig, Oretsew«, sagte Sturmhond und verlangsamte seine Schritte. »Wie du weißt, habe ich weder Kosten noch Mühen gescheut, um euch an Bord zu holen. Wäre also ein Jammer, euch zu durchlöchern.« Er packte das Messer an der Spitze und hielt mir den Griff hin. »Für das

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