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Grischa, Band 2: Eisige Wellen (German Edition)

Grischa, Band 2: Eisige Wellen (German Edition)

Titel: Grischa, Band 2: Eisige Wellen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Bardugo
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Ich zwang mich, den Blick nicht abzuwenden. Nachdem sie fertig waren, reichten sie mir sieben makellose Schuppen, alle noch feucht von Blut.
    »Wir wollen uns vor den Männern verneigen, die heute ihr Leben gegeben haben«, sagte Sturmhond. »Gute Seeleute. Gute Soldaten. Möge das Meer sie in einen sicheren Hafen tragen, mögen sie von den Heiligen an einem lichteren Ufer empfangen werden.«
    Er wiederholte das Seemannsgebet auf Kerch, dann sprach Tamar die Worte auf Shu. Wir standen mit gesenkten Köpfen auf dem schwankenden Schiff. Ich hatte plötzlich einen Kloß im Hals.
    Noch mehr Männer, die ihr Leben verloren hatten, noch ein magisches Geschöpf, das durch Grischa-Stahl getötet worden war. Ich legte eine Hand auf die schimmernde, glatte, kühle Flanke der Meeresgeißel. Die roten Augen waren erloschen und leer. Ich schloss die Finger um die goldenen Schuppen, spürte, wie sich ihre Ränder in mein Fleisch drückten. Welche Heiligen nahmen ein solches Geschöpf in Empfang?
    Die Zeit dehnte sich endlos. Schließlich murmelte Sturmhond: »Mögen die Heiligen sich ihrer annehmen.«
    »Mögen die Heiligen sich ihrer annehmen«, erwiderte die Besatzung wie aus einem Mund.
    »Wir müssen weiter«, sagte Sturmhond leise. »Der Rumpf des Walfängers ist kaputt, aber der Dunkle hat Stürmer und ein paar Fabrikatoren, und wahrscheinlich kann er seine Ungeheuer darauf dressieren, mit Hammer und Nägeln zu hantieren.« Er wandte sich an Priwjet. »Die Stürmer sollen sich noch kurz ausruhen. Bring mir den Schadensbericht und lass danach die Segel setzen.«
    »Da, Kapitan«, erwiderte Priwjet zackig. Er zögerte kurz und fügte dann hinzu: » Kapitan  … wäre möglich, dass manche Leute gutes Geld für Drachenschuppen bezahlen, egal von welcher Farbe.«
    Sturmhond runzelte die Stirn, dann nickte er knapp. »Nehmt euch, was ihr wollt. Danach wird das Deck geräumt und wir brechen auf. Du kennst die Koordinaten.«
    Mehrere Besatzungsmitglieder fielen über die Meeresgeißel her und lösten die Schuppen. Dieses Mal mochte ich nicht zuschauen. Mein Magen rebellierte und ich kehrte ihnen den Rücken zu.
    Sturmhond trat neben mich.
    »Sei nicht zu streng mit ihnen«, sagte er mit einem Blick über die Schulter.
    »Ich werfe ihnen nichts vor«, erwiderte ich. »Du hast hier das Kommando.«
    »Und sie haben Geldbörsen, die gefüllt, Geschwister und Eltern, die versorgt werden wollen. Wir haben fast die Hälfte unserer Besatzung verloren und keine Beute gemacht, die uns darüber hinwegtrösten würde. Abgesehen von dir natürlich.«
    »Was tue ich hier?«, fragte ich. »Warum hast du uns geholfen?«
    »Geholfen? Seid ihr euch da ganz sicher?«
    »Antworte, Sturmhond«, sagte Maljen, der zu uns getreten war. »Warum hast du die Meeresgeißel gejagt, nur um sie dann Alina zu überlassen?«
    »Ich habe nicht die Meeresgeißel gejagt. Sondern euch.«
    »Darum hast du gegen den Dunklen gemeutert?«, fragte ich. »Um mich in die Hände zu bekommen?«
    »Auf seinem eigenen Schiff kann man schwerlich meutern .«
    »Nenn es, wie du willst«, sagte ich genervt. »Aber erklär uns, was los ist.«
    Sturmhond lehnte sich zurück, legte die Ellbogen auf die Reling und ließ seinen Blick über das Deck schweifen. »Wie ich dem Dunklen erklärt hätte – vorausgesetzt, er hätte mich gefragt, was ihm zum Glück nicht eingefallen ist –, besteht das Problem im Anheuern eines Mannes, der seine Ehre verkauft, immer darin, dass man jederzeit überboten werden kann.«
    Ich starrte ihn fassungslos an. »Du hast den Dunklen für Geld verraten?«
    »›Verraten‹ klingt etwas zu hart. Ich kenne den Mann ja kaum.«
    »Du bist verrückt«, sagte ich. »Du weißt, wozu er im Stande ist. Keine Summe wiegt das auf.«
    Sturmhond grinste. »Das bleibt abzuwarten.«
    »Der Dunkle wird dich für den Rest deines Lebens jagen.«
    »Dann hätten wir etwas gemeinsam, oder? Außerdem mag ich mächtige Feinde. Gibt mir das Gefühl, wichtig zu sein.«
    Maljen verschränkte die Arme vor der Brust und betrachtete den Freibeuter. »Bist du verrückt oder einfach nur blöd?«
    »Schwer zu sagen«, erwiderte Sturmhond, »denn ich habe viele gute Eigenschaften.«
    Ich schüttelte den Kopf. Der Freibeuter hatte den Verstand verloren. »Der Dunkle wurde also überboten. Und von wem? Wohin bringst du uns?«
    »Zuerst habe ich eine Frage an dich«, sagte Sturmhond und griff unter seinen Mantel, holte ein rotes Büchlein aus der Tasche und warf es mir zu. »Warum hat der

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