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Grischa, Band 2: Eisige Wellen (German Edition)

Grischa, Band 2: Eisige Wellen (German Edition)

Titel: Grischa, Band 2: Eisige Wellen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Bardugo
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und gehissten Flaggen – eine zeigte einen roten Hund auf türkisfarbenem Grund und die andere Rawkas Doppeladler.
    Erneut war ein mehrmaliges dumpfes Knallen zu vernehmen und ich sah, wie an Backbord eiserne Krallen über die Reling flogen und sich daran festhakten. Enterhaken.
    Danach überstürzten sich die Ereignisse. Zuerst ein Geheul wie von Wölfen, die den Mond anjaulten. Danach Scharen von Männern, die sich zu uns an Bord schwangen, Pistolen vor der Brust, Entermesser in der Hand, heulend und kläffend wie ein Rudel Wildhunde. Ich sah, wie der Dunkle sowohl zornig als auch entgeistert herumfuhr.
    »Was zur Hölle ist hier los?«, fragte Maljen und schob sich schützend vor mich, während wir uns auf die bescheidene Deckung des Besanmasts zubewegten.
    »Keine Ahnung«, antwortete ich. »Entweder etwas Wunderbares oder etwas Schreckliches.«
    Wir standen Rücken an Rücken da, immer noch mit gefesselten Händen und ohne jede Möglichkeit, uns zu verteidigen, während ringsumher der Kampf entbrannte. Pistolen wurden abgefeuert. Das Feuer der Inferni erfüllte die Luft. »Zu mir, Hunde!«, brüllte Sturmhond und stürzte sich mit einem Säbel in der Hand ins Getümmel.
    Kläffende, fauchende, johlende Männer bedrängten die Grischa des Dunklen von allen Seiten, sowohl von Backbord als auch von der Takelage des Walfängers. Sturmhonds Männer. Sturmhond wandte sich gegen den Dunklen.
    Der Freibeuter hatte offenbar den Verstand verloren. Ja, die Grischa waren in der Unterzahl, aber eine zahlenmäßige Überlegenheit hatte in einem Kampf gegen den Dunklen kein Gewicht.
    »Sieh nur!«, rief Maljen.
    Die zappelnde Meeresgeißel befand sich draußen auf dem Wasser im Schlepptau des zweiten Bootes. Man hatte ein Segel gesetzt, das sich in einer steifen Brise blähte, und das Boot steuerte nicht den Walfänger, sondern den Schoner an. Der Wind, der es antrieb, schien aus dem Nichts zu kommen. Ich sah genauer hin und erspähte einen Seemann, der mit hoch erhobenen Armen im Boot stand. Kein Zweifel: Ein Stürmer stand in den Diensten Sturmhonds.
    Da legte sich ein Arm um meine Taille und ich wurde von den Beinen gerissen. Die Welt stand kopf und ich schrie auf, als ich über eine breite Schulter geworfen wurde.
    Ich riss den Kopf hoch und wehrte mich gegen den stahlharten Griff, der mich hielt. Dann sah ich, wie Tamar mit einem blitzenden Messer in der Hand auf Maljen zustürmte. »Nein!«, schrie ich. »Maljen!«
    Er hob abwehrend die Hände, aber sie durchtrennte nur seine Fesseln. »Los!«, schrie sie, warf ihm das Messer zu und zog den Säbel aus der Scheide an ihrer Hüfte.
    Tolja hielt mich noch fester, während er über das Deck rannte. Tamar und Maljen folgten uns auf den Fersen.
    »Was tut ihr da?«, quietschte ich, während mein Kopf auf dem Rücken des Riesen auf und ab hüpfte.
    »Rennt weiter!«, rief Tamar und führte einen Hieb gegen einen Korporalnik, der uns aufhalten wollte.
    »Ich kann nicht rennen«, schrie ich. »Dein blöder Bruder hat mich wie einen Sack über seine Schulter geworfen!«
    »Willst du gerettet werden oder nicht?«
    Ich fand keine Zeit mehr für eine Antwort.
    »Festhalten«, sagte Tolja. »Wir springen.«
    Ich kniff die Augen zusammen, machte mich darauf gefasst, ins eisige Wasser zu stürzen. Doch Tolja tat nur noch ein paar Schritte, dann sackte er stöhnend auf ein Knie und ließ mich los. Ich stürzte auf das Deck und rollte mich ungelenk auf die Seite. Als ich aufschaute, erblickte ich Iwan, der neben einem blau gewandeten Inferni über uns aufragte.
    Iwan hatte den Arm ausgestreckt. Er zerquetschte Toljas Herz, und dieses Mal konnte Sturmhond ihn nicht daran hindern.
    Der Inferni schritt auf Tamar und Maljen zu, einen Zündstein in der Hand, und schwang den Arm in einem feurigen Bogen. Aus und vorbei , dachte ich verzweifelt. Doch im nächsten Moment blieb der Inferni stehen und riss erstaunt den Mund auf – seine Flammen waren unversehens erloschen.
    »Worauf wartest du?«, knurrte Iwan.
    Der Inferni antwortete mit einem erstickten Röcheln. Seine Augen quollen aus den Höhlen. Er griff sich an den Hals.
    Tamar hielt den Säbel in der rechten Hand und hatte die linke zur Faust geballt.
    »Guter Trick«, sagte sie und schlug den Zündstein des gelähmten Inferni weg. »Aber ich kenne auch einen.« Sie holte mit dem Säbel aus und rammte ihn dem wie erstarrt dastehenden, hilflos um Atem ringenden Inferni in die Brust.
    Der Inferni brach auf dem Deck zusammen. Iwan sah wie

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