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Grischa, Band 2: Eisige Wellen (German Edition)

Grischa, Band 2: Eisige Wellen (German Edition)

Titel: Grischa, Band 2: Eisige Wellen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Bardugo
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Finsternis nach mir tastete. Ich kam wenigstens teilweise wieder zur Besinnung und warf eine schimmernde Lichtkaskade aus.
    Die Volkra, die auf uns hinabgestoßen waren, kreischten auf und schwenkten in die Finsternis ab, aber ein Stürmer lag mit fast abgerissenem Arm blutend an Deck. Das Segel über ihm klatschte nutzlos hin und her. Die Kolibri kippte gefährlich weit nach Steuerbord und verlor rasch an Höhe.
    »Hilf ihm, Tamar!«, befahl Sturmhond. Aber Tolja und Tamar waren schon dabei, über die Rümpfe zu dem schwer verwundeten Stürmer zu krabbeln.
    Die verbliebene Stürmerin reckte beide Arme und verzog vor Anstrengung das Gesicht, während sie eine Luftströmung zu erzeugen versuchte, die kräftig genug war, um uns in der Luft zu halten. Das Schiff schwankte und schlingerte. Sturmhond hielt das Steuer fest gepackt und brüllte den Seeleuten, die für die Segel zuständig waren, Befehle zu.
    Mein Herz hämmerte wie wild. Ich ließ einen hektischen Blick über das Deck gleiten, hin- und hergerissen zwischen Entsetzen und Verwirrung. Ich hatte den Dunklen gesehen. Ich hatte ihn gesehen .
    »Alles in Ordnung?«, fragte der neben mir stehende Maljen. »Bist du verletzt?«
    Ich mochte ihn nicht anschauen. Ich zitterte so heftig, dass ich glaubte, zerspringen zu müssen, doch ich konzentrierte mich ganz und gar darauf, das uns umgebende Licht nicht erlöschen zu lassen.
    »Ist sie verwundet?«, rief Sturmhond.
    »Schaff uns einfach hier weg!«, erwiderte Maljen.
    »Ach? Ist es das , was ich versuchen soll?«, bellte Sturmhond.
    Die Volkra umwirbelten uns kreischend, drängten gegen die Kugel aus Licht an. Sie mochten Ungeheuer sein, aber kannten sie den Wunsch nach Rache? Die Kolibri bebte und schaukelte.
    Da ließen wir die Finsternis hinter uns. Die letzten schwarzen Fetzen der Schattenflur flogen an uns vorbei, dann schossen wir in das Blau der anbrechenden Dämmerung.
    Der Erdboden war uns gefährlich nahe.
    »Licht aus!«, befahl Sturmhond.
    Ich ließ die Hände sinken und klammerte mich verzweifelt an die Reling des Mittschiffs. Unter uns schlängelte sich eine Straße, in der Ferne erblickte ich die Lichter einer Stadt und, hinter einer niedrigen Hügelkette, das Blau eines schmalen Sees, der im Morgenlicht glitzerte.
    »Wir sind gleich da!«, schrie Sturmhond.
    Die Stürmerin schluchzte vor Anstrengung auf, ihre Arme erbebten. Die Segel fielen in sich zusammen. Die Kolibri verlor weiter an Höhe. Ein Krachen, als ihre beiden Rümpfe die Baumwipfel streiften.
    »Kopf runter und gut festhalten!«, rief Sturmhond. Maljen und ich drückten uns dicht gegen die Reling, verschränkten unsere Finger ineinander. Das kleine Schiff schaukelte und ruckelte.
    »Wir schaffen es nicht«, stieß ich hervor.
    Maljen drückte schweigend meine Finger.
    »Bereit machen!«, brüllte Sturmhond.
    Im allerletzten Moment warf er sich in das Mittschiff, landete in einem Gewirr von Armen und Beinen und sagte noch: »Wie gemütlich …« Im nächsten Moment setzten wir mit einem markerschütternden Krachen auf.
    Maljen und ich wurden nach vorn geschleudert, als sich das Schiff krachend und klappernd und mit berstendem Rumpf in die Erde bohrte. Dann ein lautes Klatschen, und im nächsten Moment glitten wir über das Wasser. Ein grauenhaftes Knirschen verriet mir, dass einer der Rümpfe abriss. Wir hüpften ungestüm über den See und kamen dann wie durch ein Wunder zum Halten.
    Ich versuchte mich aufzurappeln. Ich lag auf dem Rücken, dicht vor der Wand des Mittschiffs. Neben mir atmete jemand schwer.
    Langsam drehte ich mich um. Ich hatte mir heftig den Kopf gestoßen und beide Handflächen aufgeratscht, aber davon abgesehen war ich unversehrt.
    Wasser quoll durch die Planken des Mittschiffs. Ich hörte, wie Leute umherwateten und einander riefen.
    »Maljen?«, quetschte ich mit bebender Stimme hervor.
    »Alles bestens«, antwortete er irgendwo links von mir. »Wir müssen hier raus.«
    Ich sah mich nach Sturmhond um, konnte ihn aber nicht entdecken.
    Als wir aus dem Mittschiff kletterten, legte sich das Schiff gefährlich schief. Ein dumpfes Knirschen, und im nächsten Moment stürzte ein Mast, vom Gewicht der Segel gezogen, in den See.
    Wir sprangen ins Wasser und ruderten wie wild mit den Armen, damit uns der See nicht zusammen mit dem Schiff in die Tiefe zog.
    Ein Seemann hatte sich in den Tauen verheddert und drohte abzusaufen. Maljen tauchte, um ihn zu befreien, und als beide aus den Wellen auftauchten, hätte ich vor

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