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Grischa, Band 2: Eisige Wellen (German Edition)

Grischa, Band 2: Eisige Wellen (German Edition)

Titel: Grischa, Band 2: Eisige Wellen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Bardugo
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mit welcher Gabel man die Schnecken aß.
    Nach dem Essen wurden wir in einen Salon geführt. Dort sangen Graf und Gräfin ein Duett, von ihrer Tochter auf der Harfe begleitet. Der Nachtisch wurde auf einer langen Anrichte serviert: Honigmousse, Walnuss-Melonen-Kompott sowie ein ganzer Turm aus Plundergebäck mit Puderzucker, der nicht zum Essen, sondern eher zum Anschauen gedacht zu sein schien. Es gab noch mehr Wein und es wurde weiter geplaudert. Man bat mich, das Licht aufzurufen, und applaudierte begeistert, als ich einen warmen Schein unter die Kassettendecke warf. Als sich einige Gäste setzten, um Karten zu spielen, schützte ich Kopfschmerzen vor und stahl mich davon.
    Nikolaj fing mich an der Terrassentür ab. »Du solltest noch bleiben«, sagte er. »Es wäre eine gute Übung für das monotone Leben bei Hofe.«
    »Auch Heilige brauchen ihre Ruhe.«
    »Willst du etwa unter einem Rosenstrauch schlafen?«, fragte er mit einem Blick in den Garten.
    »Ich war eine brave, kleine Tanzbärin, Nikolaj. Ich habe alle meine Kunststücke vorgeführt, und nun ist es höchste Zeit, Gute Nacht zu sagen.«
    Nikolaj seufzte. »Vielleicht wünschte ich, auch verschwinden zu können. Die Gräfin hat unter dem Tisch immer wieder mein Knie getätschelt, und außerdem verabscheue ich Kartenspiele.«
    »Ich dachte, du wärst ein vollendeter Politiker.«
    »Ich habe doch gesagt, dass ich nicht stillsitzen kann.«
    »Dann musst du die Gräfin auf ein Tänzchen bitten«, sagte ich grinsend und verschwand in die kühle Nacht.
    Auf den Terrassenstufen drehte ich mich kurz um. Nikolaj stand noch in der Tür. Er trug seine volle Uniform, dazu eine hellblaue Schärpe quer über der Brust. Das Licht im Salon ließ seine Orden aufblitzen und zauberte einen Schimmer auf sein blondes Haar. Er spielte an diesem Abend die Rolle des formvollendeten Prinzen. Aber nun wirkte er wie ein einsamer Junge, der sich allein nicht wieder zur Feier traute.
    Ich wandte mich ab und folgte der geschwungenen Treppe in den Garten.
    Schon nach kurzer Zeit entdeckte ich Maljen. Er lehnte an einer großen Eiche und betrachtete die gestutzten Büsche.
    »Und? Lauert jemand in der Dunkelheit?«, fragte ich.
    »Nur ich.«
    Ich lehnte mich neben ihm gegen den Stamm. »Du hättest mit uns essen sollen.«
    Maljen schnaubte. »Nein, vielen Dank. Nach allem, was ich gesehen habe, hast du einen eindeutig bedrückten Eindruck gemacht, und Nikolaj wirkte auch nicht viel heiterer. Und was«, fügte er mit einem Blick auf meine Kefta hinzu, »hätte ich anziehen sollen?«
    »Findest du sie scheußlich?«
    »Sie ist sehr hübsch. Die perfekte Ergänzung deiner Aussteuer.« Bevor ich die Augen verdrehen konnte, ergriff er meine Hand. »Das war nicht so gemeint«, fügte er hinzu. »Du bist wunderschön. Das wollte ich dir schon den ganzen Abend sagen.«
    Ich errötete. »Danke. Es tut mir gut, täglich meine Macht anzuwenden.«
    »Du warst auch in Kofton schön, als du Jurda -Pollen in den Augenbrauen hattest.«
    Ich zupfte verlegen an einer Haarsträhne. »Dieses Anwesen erinnert mich an Keramzin«, sagte ich.
    »Ja, ein wenig. Nur ist es viel prachtvoller. Worin besteht eigentlich der Zweck dieser winzig kleinen Früchte?«
    »Sie sind für Leute mit winzig kleinen Händen. Damit sie sich etwas besser fühlen.«
    Er lachte, und sein Lachen war echt. Ich griff in die Kefta und kramte im schwarzen Samtbeutel.
    »Ich habe etwas für dich«, sagte ich.
    »Was denn?«
    Ich hielt ihm eine geballte Faust hin.
    »Rate mal«, sagte ich. Dieses Spiel hatten wir als Kinder oft gespielt.
    »Ist bestimmt ein Pullover.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Ein Zirkuspferd?«
    »Nein.«
    Er griff nach meiner Hand und öffnete behutsam die Finger.
    Ich wartete auf seine Reaktion.
    Er lächelte leise, als er nach der goldenen Strahlensonne griff. Das Gefühl seiner rauen Finger auf meiner Handfläche ließ mir einen Schauder über den Rücken laufen.
    »Für den Hauptmann deiner Leibgarde?«, fragte er.
    Ich räusperte mich nervös. »Ich … ich wollte auf keinen Fall Uniformen. Nichts, was an die Opritschki des Dunklen erinnert hätte.«
    Wir standen stumm da, während Maljen die Strahlensonne betrachtete. Dann gab er sie mir zurück. Mir sank das Herz, aber ich versuchte meine Enttäuschung zu verbergen.
    »Steckst du sie mir an?«, fragte er.
    Ich hatte den Atem angehalten, der mir jetzt erleichtert entwich. Ich steckte die Nadel des Abzeichens über seiner linken Brustseite ins Hemd, brauchte

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