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Grischa, Band 2: Eisige Wellen (German Edition)

Grischa, Band 2: Eisige Wellen (German Edition)

Titel: Grischa, Band 2: Eisige Wellen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Bardugo
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neben dem Kleinen Palast gelegen, boten Erleichterung. Trotz der Feindseligkeit, die man am Hofe Rawkas gegen die Grischa hegte, rief man Stürmer und Fluter immer wieder in den Großen Palast, um laue Winde zu beschwören und die stickigen Zimmer mit Eisblöcken zu kühlen. Das war zwar eigentlich unter der Würde der Grischa, aber ich wollte den Zaren und die Zarin unbedingt bei Laune halten, zumal ich sie einiger hoch geschätzter Fabrikatoren beraubt hatte, die jetzt mit David an den geheimnisvollen Spiegelschüsseln arbeiteten.
    Der Grischa-Rat tagte jeden Morgen – manchmal Minuten, manchmal Stunden –, um die Spionageberichte, Meldungen über Truppenbewegungen und Neuigkeiten von der Nord- und der Südgrenze zu erörtern.
    Nikolaj wollte weiterhin angreifen, bevor die Schattenarmee ihre volle Stärke erreichte, aber Rawkas Netzwerk von Spionen und Informanten hatte noch nicht ermitteln können, wo der Dunkle sich aufhielt. Wir würden ihm die Schlacht höchstwahrscheinlich in Os Alta liefern müssen. Unser einziger Vorteil war, dass der Dunkle die Nitschewo’ja nicht einfach gegen uns in Marsch setzen konnte, sondern in der Nähe seiner Geschöpfe bleiben und gemeinsam mit ihnen auf die Hauptstadt marschieren musste. Die große Frage war jedoch, ob er aus dem Land der Fjerdan oder der Shu-Han in Rawka eindringen würde.
    Nikolaj, der im Raum des Kriegsrats vor den Grischa stand, zeigte auf eine der riesigen Landkarten, die an den Wänden hingen. »Während des letzten Feldzugs haben wir den größten Teil dieses Gebiets zurückerobert«, sagte er und zeigte auf die Nordgrenze, wo Rawka an Fjerda grenzte. »Es ist dicht bewaldet und fast unmöglich zu durchqueren, wenn die Flüsse nicht zugefroren sind, und alle dorthin führenden Wege sind blockiert.«
    »Sind Grischa dort stationiert?«, fragte Zoja.
    »Nein«, sagte Nikolaj. »Aber außerhalb von Ulensk gibt es viele Fährtensucher. Wenn er von dort kommt, werden wir ganz sicher rechtzeitig gewarnt.«
    »Außerdem versperrt ihm das Petrazoj-Gebirge den Weg«, sagte Paja. »Ob er es nun umgeht oder überquert, wir würden Zeit gewinnen.« Sie war im Laufe der Zeit immer selbstbewusster geworden. Im Gegensatz zum schweigsamen und rastlosen David schien sie froh zu sein, den Werkstätten eine Weile entkommen zu können.
    »Der Ewige Frost macht mir größere Sorgen«, sagte Nikolaj und strich über die Grenze im Norden von Tsibeja. »Die Region ist zwar stark befestigt, auf Grund ihrer Ausdehnung aber kaum zu kontrollieren.«
    Ich nickte. Maljen und ich hatten diesen wilden Landstrich gemeinsam durchstreift, und mir stand noch vor Augen, wie unendlich weit er mir vorgekommen war. Ich ertappte mich dabei, mich nach Maljen umzuschauen, obwohl ich wusste, dass er wieder auf Jagd war, dieses Mal mit Schützen der Kerch und Diplomaten aus Rawka.
    »Und wenn er von Süden kommt?«, fragte Zoja.
    Nikolaj winkte Fedjor, der aufstand und die Grischa über die Schwachstellen an der Südgrenze aufklärte. Er war in Sikursk stationiert gewesen und kannte das Gebiet deshalb gut.
    »Man kann die vielen Pässe über das Sikurzoj-Gebirge nicht lückenlos überwachen«, bemerkte er grimmig. »Plünderer der Shu nutzen das seit Jahren aus. Der Dunkle könnte uns leicht durch die Maschen gehen.«
    »Und geradewegs auf Os Alta marschieren«, sagte Sergej.
    »Er müsste aber den Militärstützpunkt in Poliznaja passieren«, warf Nikolaj ein. »Dadurch hätten wir einen Vorteil. So oder so – wir werden bereit sein.«
    »Bereit?« Pawel schnaubte. »Für eine Armee von unbesiegbaren Ungeheuern?«
    »Sie sind nicht unbesiegbar«, sagte Nikolaj und nickte in meine Richtung. »Ebenso wenig wie der Dunkle. Das weiß ich. Denn ich habe ihn angeschossen.«
    Zoja machte große Augen. »Du hast ihn angeschossen?«
    »Ja«, sagte er. »Ich habe leider nicht gut genug gezielt, aber bekanntlich macht Übung den Meister.« Er ließ seinen Blick über die sorgenvollen Gesichter der Grischa gleiten. Danach sagte er: »Der Dunkle ist mächtig, aber wir nicht minder. Es wird ihn überraschen, dass die Erste und die Zweite Armee gemeinsam kämpfen, und die Waffen, die ich bereitstellen werde, sind ihm auch unbekannt. Wir stellen ihn. Wir kreisen seine Armee ein. Warten wir ab, welche Kugel ihr Ziel trifft.«
    Genau genommen hatte der Dunkle dies immer befürchtet. Ich erinnerte mich wieder an seine Schilderung der neuartigen Waffen, die jenseits der Grenzen Rawkas entwickelt wurden, und an

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