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Grischa, Band 2: Eisige Wellen (German Edition)

Grischa, Band 2: Eisige Wellen (German Edition)

Titel: Grischa, Band 2: Eisige Wellen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Bardugo
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schön, wenn du mich Wassili nennen würdest, jedenfalls unter vier Augen.«
    Ich blinzelte. Ich hatte mit dem Prinzen noch nie unter vier Augen gesprochen und hätte auch jetzt gern darauf verzichtet.
    »Lebst du dich gut im Kleinen Palast ein?«, fragte er.
    »Ja, sehr gut. Danke, moj Tsarewitsch .«
    »Wassili.«
    »Ich weiß nicht, ob es sich gehört, Euch so formlos anzureden«, sagte ich knapp.
    »Du sprichst meinen Bruder mit seinem Taufnamen an.«
    »Ich habe ihn unter … besonderen Umständen kennengelernt.«
    »Er kann sehr charmant sein, ich weiß«, sagte Wassili. »Aber du solltest wissen, dass er sehr gerissen und klug ist.«
    Letzteres ganz sicher , dachte ich, erwiderte aber nur: »Er hat seinen eigenen Kopf.«
    Wassili lachte leise. »Du hast dich zu einer echten Diplomatin gemausert! Deine Art ist wirklich überaus erfrischend. Ich habe keinen Zweifel daran, dass du trotz deiner bescheidenen Herkunft mit der Zeit lernen wirst, dich so gemessen und elegant wie eine adelige Dame zu geben.«
    »Meint Ihr damit, dass ich lernen werde, den Mund zu halten?«
    Wassili wirkte verschnupft. Ich musste dieses Gespräch beenden, bevor ich ihn ernsthaft beleidigte. Wassili mochte ein Dummkopf sein, aber er war auch ein Prinz.
    »Gewiss nicht«, sagte er mit einem gekünstelten Lachen. »Du besitzt eine erfreuliche Unverblümtheit.«
    »Danke«, murmelte ich. »Wenn Ihr mich jetzt entschuldigt, Euer Hoheit …«
    Wassili verstellte mir den Weg. »Ich weiß nicht, was du mit meinem Bruder vereinbart hast, aber du solltest begreifen, dass er der jüngere Sohn ist. Und das wird er bleiben, egal wie groß sein Ehrgeiz auch sein mag. Nur ich kann dich zur Zarin machen.«
    Nun war es heraus. Ich seufzte im Stillen. »Nur ein Zar kann mich zur Zarin machen«, erinnerte ich ihn.
    Wassili winkte ab. »Mein Vater hat nicht mehr lange zu leben. Genau genommen regiere ich Rawka schon jetzt.«
    So siehst du das also? , dachte ich leicht verärgert. Wassili war zweifellos nur nach Os Alta gekommen, weil Nikolaj seinen Anspruch auf die Thronfolge bedrohte. Doch ich sprach diesen Gedanken nicht aus.
    »Für ein Waisenkind aus Keramzin hast du einen steilen Aufstieg hinter dir«, fuhr er fort, »aber du könntest noch höher kommen.«    
    »Ich versichere Euch, moj Tsarewitsch «, sagte ich aufrichtig, »dass mir ein solcher Ehrgeiz vollkommen fremd ist.«
    »Was willst du dann, Sonnenkriegerin?«
    »In diesem Moment will ich etwas zu Mittag essen.«
    Er schürzte verstimmt die Unterlippe und sah seinem Vater kurz verblüffend ähnlich. Dann lächelte er.
    »Du bist eine kluge junge Frau«, sagte er, »und du wirst dich sicher als nützlich erweisen. Ich freue mich darauf, unsere Bekanntschaft zu vertiefen.«
    »Nichts würde mich mehr freuen«, log ich.
    Er ergriff meine Hand und drückte seine feuchten Lippen auf meine Knöchel. »Bis bald, Alina Starkowa.«
    Ich verkniff mir einen angewiderten Laut. Als er ging, wischte ich meine Hand verstohlen an der Kefta ab.
    Maljen wartete am Waldrand auf mich.
    »Was wollte er von dir?«, fragte er besorgt.
    »Ach, das Übliche«, antwortete ich. »Noch ein Prinz, noch ein Heiratsantrag.«
    »Das kann nicht dein Ernst sein«, sagte Maljen mit einem ungläubigen Lachen. »Er vergeudet ja keine Zeit.«
    »Bündnisse bedeuten Macht«, zitierte ich Nikolaj.
    »Darf ich dir gratulieren?«, fragte Maljen amüsiert und ohne jede Verärgerung. Er schien den Erben des Zarenthrons von Rawka als weniger bedrohlich zu empfinden als einen Freibeuter mit zu viel Selbstvertrauen.
    »Ob der Dunkle auch mit nervigen Annäherungsversuchen von sabbernden Mitgliedern der Zarenfamilie konfrontiert wurde? Was meinst du?«, fragte ich düster.
    Maljen kicherte.
    »Was ist so komisch daran?«
    »Ich habe mir gerade vorgestellt, wie der Dunkle von einer verschwitzten Herzogin, die ihm an die Wäsche will, in eine Ecke gedrängt wird.«
    Ich schnaubte, und dann musste ich lauthals lachen. Nikolaj und Wassili waren so unterschiedlich, dass ich mich manchmal fragte, ob sie wirklich dieselben Eltern hatten. Ich erinnerte mich unvermittelt daran, wie Nikolaj mich an sich gezogen und fest geküsst hatte. Ich schüttelte den Kopf.
    Diese Brüder sind zwar wie Feuer und Wasser , rief ich mir in Erinnerung, als wir zum Palast aufbrachen, aber beide wollen dich benutzen.

Im Laufe des Sommers nahm die schwüle Hitze in Os Alta zu. Nur der See und die kühlen Teiche der Banja, im Schatten eines Birkenwäldchens

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