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Grischa: Goldene Flammen

Grischa: Goldene Flammen

Titel: Grischa: Goldene Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Bardugo
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Rjewost also nicht nach mir gefahndet«, sagte ich. »Ihr habt dem Zaren nichts erzählt.«
    Â»Wenn sich die Nachricht von deinem Verschwinden verbreitet hätte, hätten dich die Meuchelmörder der Fjerdan gejagt und nach wenigen Tagen getötet.«
    Â»Und Ihr hättet Euch für den Tod der einzigen Sonnenkriegerin im ganzen Reich verantworten müssen.«
    Der Dunkle betrachtete mich lange. »Welches Leben könntest du schon mit ihm führen, Alina? Er ist ein Otkazat’ja. Er wird nie begreifen, welche Macht du besitzt, und wenn doch, würde er dich fürchten. Für Menschen wie dich und mich gibt es kein gewöhnliches Leben.«
    Â»Ich bin nicht wie Ihr«, entgegnete ich.
    Er lächelte schmallippig. »Natürlich nicht«, sagte er höflich. Dann pochte er gegen die Decke der Kutsche, die kurz darauf hielt. »Bei unserer Ankunft wirst du die Grischa begrüßen und danach Erschöpfung vortäuschen und dich ins Zelt zurückziehen. Und mach ja keine Dummheiten, denn sonst werde ich den Fährtenleser foltern, bis er mich anfleht, dass ich ihn töte.«
    Dann verschwand er.
    Während der Fahrt durch Kribirsk war ich allein und versuchte mein Zittern zu unterdrücken. Maljen ist am Leben, dachte ich. Nur das zählt. Aber dann schlich sich ein anderer Gedanke ein: Vielleicht macht dir der Dunkle nur vor, dass er noch lebt, um dich zum Gehorsam zu zwingen. Ich schlang die Arme um meinen Oberkörper und betete, dass das nicht stimmte.
    Dann zog ich die Vorhänge auf und erinnerte mich voller Traurigkeit daran, dass ich vor Monaten auf genau dieser Straße marschiert war. Die Kutsche, in der ich jetzt saß, hätte mich damals fast überfahren. Maljen hatte mich gerettet und Zoja hatte ihm aus der Kutsche der Beschwörer einen langen Blick zugeworfen. Ich hatte mir gewünscht, wie sie zu sein, eine schöne junge Frau in blauer Kefta.
    Als wir endlich vor dem riesigen Zelt aus schwarzer Seide hielten, war die Kutsche sofort von Grischa umringt. Marie, Iwo und Sergej kamen angerannt, um mich zu begrüßen. Ich war überrascht, wie sehr es mich freute, sie wiederzusehen.
    Bei meinem Anblick wich ihre Aufregung der Sorge. Sie hatten eine strahlende Sonnenkriegerin erwartet, die den mächtigsten Kräftemehrer aller Zeiten trug, ihre Macht genoss und sich in der Gunst des Dunklen aalte. Stattdessen erblickten sie eine blasse, müde und vom Leid gebeugte junge Frau.
    Â»Geht es dir gut?«, flüsterte Marie, als sie mich umarmte.
    Â»Ja«, versicherte ich ihr. »Ich bin nur erschöpft von der Reise.«
    Ich versuchte so überzeugend wie möglich zu lächeln, und als sie den Reif Morozows bestaunten und berühren wollten, heuchelte ich Begeisterung.
    Der Dunkle hielt sich immer in meiner Nähe auf und warf mir mahnende Blicke zu, während ich durch die Menge ging. Ich grinste, bis mir die Wangen wehtaten.
    Auf dem Weg durch den Pavillon der Grischa erblickte ich Zoja, die schmollend auf den Seidenkissen saß. Sie starrte begierig meinen Halsreif an. Du kannst ihn gern haben, dachte ich verbittert und beschleunigte meine Schritte.
    Iwan führte mich zu einem eigenen Zelt, das in der Nähe der Unterkunft des Dunklen stand. Auf dem Feldbett lagen frische Kleider und meine blaue Kefta bereit und außerdem wartete eine Wanne mit heißem Wasser auf mich. Es war ein seltsames Gefühl, nach all den Wochen wieder die Farbe der Beschwörer zu tragen.
    Die Männer des Dunklen umringten mein Zelt. Ich allein wusste, dass sie mich nicht nur beschützten, sondern auch bewachten. Das Zelt war luxuriös ausgestattet mit vielen Fellen, einem bemalten Tisch und Stühlen, und es gab auch einen von den Fabrikatoren hergestellten Spiegel, klar wie Wasser und mit Goldeinlagen. All das hätte ich sofort dafür hergegeben, wieder neben Maljen unter einer dünnen Decke zittern zu dürfen.
    Ich bekam keinen Besuch und verbrachte meine Tage, indem ich ununterbrochen hin und her lief, von Sorgen geplagt und voll schlimmster Befürchtungen. Ich wusste weder, warum der Dunkle die Fahrt in die Schattenflur hinauszögerte, noch, was er sonst plante, und meine Bewacher waren nicht daran interessiert, diese Fragen mit mir zu erörtern.
    Am vierten Abend ging die Zeltklappe auf und ich wäre vor Verblüffung fast vom Feldbett gefallen – denn da stand Genja. Sie brachte ein Tablett mit Essen

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