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Grischa: Goldene Flammen

Grischa: Goldene Flammen

Titel: Grischa: Goldene Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Bardugo
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aufgeblitzt war. Wie hatten wir den Angriff überstanden?
    Diese Gedanken verflogen, als wir uns dem Offizierszelt näherten. Der Kapitän befahl den Soldaten anzuhalten und ging zum Zelteingang.
    Die Korporalnik streckte eine Hand aus, um ihn aufzuhalten. »Das ist Zeitverschwendung. Gehen wir lieber gleich zum …«
    Â»Pfoten weg, Blutsaugerin«, fauchte der Kapitän und schüttelte die Hand ab.
    Die Korporalnik sah ihn drohend an. Dann lächelte sie kühl und verneigte sich. »Jawohl, Kapitän.«
    Ich spürte, wie sich die Härchen auf meinen Armen sträubten.
    Der Kapitän verschwand im Zelt. Wir warteten. Ich warf einen nervösen Blick auf die Korporalnik, die ihren Streit mit dem Kapitän schon vergessen zu haben schien und mich zum wiederholten Mal betrachtete. Sie war jung, vielleicht noch jünger als ich, aber das hatte sie nicht daran gehindert, einem Offizier zu widersprechen. Wie auch? Sie konnte den Kapitän töten, ohne sich von der Stelle zu rühren oder auch nur eine Waffe auf ihn zu richten. Ich rieb meine Arme, um die Kälte zu vertreiben.
    Der Zelteingang flog mit einem Klatschen auf, und ich sah zu meinem Entsetzen, dass der verbiestert dreinblickende Oberst Rajewski dem Kapitän nach draußen folgte. War mein Vergehen so schlimm, dass man einen hochrangigen Offizier hinzuziehen musste?
    Der Oberst beäugte mich. Sein wettergegerbtes Gesicht wirkte grimmig. »Wer bist du?«
    Â»Kartografengehilfin Alina Starkowa. Corps der Feldmesser des Zaren …«
    Er schnitt mir das Wort ab. » Was bist du?«
    Ich blinzelte. »Ich … ich bin Kartenzeichnerin, Herr Oberst.«
    Rajewski schnitt eine Grimasse. Er nahm einen Soldaten beiseite und murmelte ihm etwas zu. Daraufhin eilten die Soldaten zum Anleger. »Gehen wir«, sagte er gereizt.
    Jemand stieß mir einen Gewehrkolben in den Rücken und ich setzte mich in Bewegung. Ich hatte eine ungute Ahnung, was unser Ziel betraf. Unmöglich, dachte ich verzweifelt. Das kann nicht sein. Doch je näher wir dem riesigen schwarzen Zelt kamen, desto weniger Zweifel konnte es geben.
    Der Eingang zum Zelt der Grischa wurde von mehreren Entherzern der Korporalki und grauschwarz gekleideten Opritschki bewacht, Elitesoldaten der Leibgarde des Dunklen. Die Opritschki waren zwar keine Grischa, aber ebenso gefürchtet.
    Die Korporalnik vom Skiff besprach sich mit den Wachen vor dem Zelt. Dann ging sie mit Oberst Rajewski hinein. Ich wartete mit pochendem Herzen, war mir der Blicke und des Getuschels hinter meinem Rücken bewusst, und meine Angst drohte mich zu überwältigen.
    Hoch oben wehten vier Fahnen: Blau, Rot, Purpur und darüber Schwarz. Gestern Abend hatten Maljen und seine Freunde noch gescherzt und sich gefragt, was sie in diesem Zelt vorfinden mochten, wenn sie sich hineinschlichen. Nun schien ich dazu bestimmt zu sein, dies herauszufinden. Wo ist Maljen? Die Frage ging mir immer wieder durch den Kopf; sie war mein einziger klarer Gedanke.
    Nach einer gefühlten Ewigkeit kehrte die Korporalnik zurück und nickte dem Kapitän zu, der mich in das Zelt der Grischa führte.
    Angesichts der Pracht um mich herum vergaß ich meine Ängste für einen Augenblick. Die Innenwände des Zelts waren mit Kaskaden aus bronzefarbenem Seidenstoff behängt, der den Kerzenschein der hoch über mir angebrachten Kronleuchter reflektierte. Kostbare Teppiche und Pelze bedeckten den Boden. Längs der Wände teilten glänzende Seidenvorhänge einzelne Bereiche ab, in denen sich die in leuchtende Keftas gekleideten Grischa versammelt hatten. Manche standen da und führten Gespräche, andere lagen auf Kissen und tranken Tee. Zwei spielten Schach. Ich hörte die leisen Klänge einer Balalaika. Der Herzog besaß ein Anwesen, dessen Schönheit in der Melancholie staubiger Zimmer und abblätternder Farbe bestand, dem Nachhall einstigen Prunks. Etwas so Prächtiges wie das vor Macht und Reichtum strotzende Zelt der Grischa hatte ich aber noch nie gesehen.
    Die Soldaten führten mich durch einen langen, mit Teppichen ausgelegten Gang, an dessen Ende ein schwarzer Pavillon auf einem Podest stand. Auf dem Weg durch das Zelt begleitete uns die Neugier wie eine Welle. Alle Grischa, ob Männer oder Frauen, verstummten und starrten mich an; einige erhoben sich sogar, um mich besser sehen zu können.
    Als wir das Podest erreichten, herrschte Stille

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