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Grischa: Goldene Flammen

Grischa: Goldene Flammen

Titel: Grischa: Goldene Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Bardugo
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Überlebenden des Skiffs nickten, und ich ertappte mich dabei, es ihnen gleichzutun. Ich hatte den grellen Lichtblitz auch gesehen.
    Der Kapitän sammelte sich, nahm wieder Haltung an und fuhr fort: »Die Volkra flohen und das Licht erlosch. Ich befahl die sofortige Rückkehr nach Kribirsk.«
    Â»Und das Mädchen?«, fragte der Dunkle.
    Ein kalter Schreck durchzuckte mich, als mir bewusst wurde, dass ich gemeint war.
    Â»Das Mädchen habe ich nicht bemerkt, moj Soverenij .«
    Der Dunkle hob eine Augenbraue und wandte sich an die anderen Überlebenden. »Hat jemand gesehen, was passiert ist?« Er klang kühl, distanziert, fast gelangweilt.
    Die Überlebenden begannen, murmelnd zu diskutieren. Dann trat der Oberste Kartograf zögernd vor. Er tat mir beinah leid, denn so hatte ich ihn noch nie erlebt: Sein spärliches braunes Haar stand wirr vom Kopf ab und er zupfte unsicher an seinem zerfetzten Mantel.
    Â»Berichten Sie uns, was Sie gesehen haben«, befahl Rajewski.
    Der Kartograf fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Wir … wir wurden angegriffen«, sagte er mit bebender Stimme. Ȇberall wurde gekämpft. Es war ein Höllenlärm. Es flossen Ströme von Blut … Einer der jungen Männer, Alexej, wurde von den Volkra verschleppt. Es war grauenhaft, grauenhaft.« Seine Hände flatterten wie zwei erschrockene Vögel.
    Ich runzelte die Stirn. Der Oberste Kartograf hatte alles gesehen – warum war er Alexej nicht zu Hilfe geeilt?
    Der alte Mann räusperte sich. »Sie waren überall. Ich sah, wie sie von einem Volkra angegriffen wurde …«
    Â»Wer?«, fragte Rajewski.
    Â»Alina … Alina Starkowa, eine meiner Gehilfinnen.«
    Die schöne, in Blau gekleidete junge Frau beugte sich zu ihrer Freundin und flüsterte ihr amüsiert etwas zu. Ich biss die Zähne zusammen. Wie schön, dass die Grischa sogar während eines Berichts über einen Angriff der Volkra ihren üblichen Hochmut bewahrten.
    Â»Weiter«, drängte Rajewski.
    Â»Einer stürzte sich auf sie und den Fährtenleser«, sagte der Oberste Kartograf und zeigte auf Maljen.
    Â»Und wo wart Ihr?«, fragte ich, gedankenlos in meinem Zorn. Alle starrten mich an. »Ihr habt gesehen, wie der Volkra uns angegriffen hat. Ihr habt gesehen, wie Alexej verschleppt wurde. Warum habt Ihr nichts unternommen?«
    Â»Ich konnte nichts tun«, antwortete er flehentlich und mit weit ausgebreiteten Armen. »Sie waren überall. Es war das reinste Chaos!«
    Â»Alexej wäre vielleicht noch am Leben, wenn Ihr Euren knochigen Hintern in Bewegung gesetzt hättet, um uns zu helfen!«
    Die Menge hielt den Atem an, dann wurde laut gelacht. Der Oberste Kartograf errötete vor Zorn und ich bereute meine Worte, denn falls ich dies hier überstand, würde ich ziemlich tief in der Tinte sitzen.
    Â»Genug!«, dröhnte Rajewski. »Erzählen Sie endlich, was Sie gesehen haben, Kartograf.«
    Die Menge verstummte und der Kartograf fuhr sich wieder mit der Zunge über die Lippen. »Der Fährtenleser brach zusammen. Sie stand neben ihm. Dieses Vieh, der Volkra, griff die beiden an. Ich sah, wie er sich auf sie stürzte, und dann … ist sie entflammt.«
    Die Grischa reagierten mit lautstarkem Hohn und Unglauben. Einige lachten. Wäre ich nicht so verängstigt und verwirrt gewesen, dann hätte ich vielleicht auch gelacht. Warum bin ich so streng mit ihm?, dachte ich und warf einen Blick auf den zerzausten Obersten Kartografen. Der arme Mann hat während des Kampfes offenbar einen Schlag gegen den Kopf bekommen.
    Â»Ich habe es mit eigenen Augen gesehen!«, rief er in den Lärm. »Das Licht ist ihr entsprungen!«
    Mehrere Grischa höhnten jetzt unverhohlen, aber andere brüllten: »Lasst ihn ausreden!« Der Kartograf sah Hilfe suchend zu den anderen Überlebenden, und zu meiner Überraschung nickten einige. Waren denn alle verrückt geworden? Glaubten sie wirklich, dass ich den Volkra vertrieben hatte?
    Â»Das ist doch absurd!«, rief jemand in der Menge. Es war die schöne, in Blau gekleidete junge Frau. »Wollt Ihr damit etwa andeuten, dass dieses Mädchen eine Sonnenkriegerin ist, alter Mann?«
    Â»Ich will gar nichts andeuten«, widersprach er. »Ich berichte nur, was ich gesehen habe.«
    Â»Das wäre nicht unmöglich«, sagte ein stämmiger Grischa. Er

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