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Grischa: Goldene Flammen

Grischa: Goldene Flammen

Titel: Grischa: Goldene Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Bardugo
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seltsame Gewissheit, die mich beherrscht hatte, verflog, das strahlende Licht erlosch und wich Kerzenschein. Aber ich spürte weiter die Wärme des rätselhaften Sonnenscheins auf der Haut.
    Meine Beine gaben unter mir nach und der Dunkle zog mich an sich. Er war überraschend kräftig.
    Â»Du siehst aus wie ein Mäuschen, aber der Schein trügt«, flüsterte er mir ins Ohr und winkte einem Mann aus seiner Leibgarde. »Nimm sie mit«, sagte er und übergab mich an den Opritschnik, der einen Arm ausstreckte, um mich zu stützen. Ich errötete, weil man mich weiterreichte wie einen Sack Kartoffeln, war aber zu verwirrt und zu wackelig auf den Beinen, um etwas einzuwenden. Aus dem Schnitt, den mir der Dunkle beigebracht hatte, tropfte Blut.
    Â»Iwan!«, rief der Dunkle. Ein großer Entherzer sprang vom Podest und eilte zu ihm. »Setz sie in meine Kutsche. Sie muss rund um die Uhr von Bewaffneten bewacht werden. Fahr sie zum Kleinen Palast, ohne unterwegs anzuhalten.« Iwan nickte. »Und hol eine Heilerin, die sich um ihre Wunde kümmert.«
    Â»Moment mal!«, rief ich, aber der Dunkle wandte sich schon ab. Ich packte ihn am Arm und kümmerte mich nicht um das empörte Raunen der Grischa. »Hier liegt ein Irrtum vor. Ich kann nicht … Ich bin nicht …« Ich kam ins Stocken, als sich der Dunkle langsam zu mir umdrehte und aus schiefergrauen Augen auf meine Hand hinabsah. Ich ließ ihn los, gab aber noch nicht auf. »Ihr täuscht Euch in mir«, flüsterte ich verzweifelt. »Ich bin nicht diejenige, für die Ihr mich haltet.«
    Der Dunkle trat dicht vor mich hin und sagte so leise, dass nur ich seine Worte hören konnte: »Ich bezweifle, dass du irgendeine Ahnung davon hast, wer du bist.« Dann nickte er Iwan zu. »Brecht nun auf!«
    Der Dunkle kehrte mir den Rücken zu und eilte auf das Podest, wo er sofort von Beratern und Höflingen umringt wurde, die alle laut und hektisch auf ihn einredeten.
    Iwan packte mich grob beim Arm. »Komm.«
    Â»Iwan«, rief der Dunkle. »Mäßige deinen Ton. Sie ist jetzt eine Grischa.«
    Iwan nickte kurz und deutete eine Verbeugung an, aber sein Griff lockerte sich nicht, als er mich durch den Gang hinter sich herzog.
    Â»Hört mich an«, keuchte ich, während ich versuchte, Schritt mit ihm zu halten. »Ich bin keine Grischa. Ich bin Kartenzeichnerin. Und nicht einmal eine besonders gute.«
    Iwan beachtete mich nicht.
    Ich schaute über die Schulter, suchte die Menge mit Blicken ab. Maljen diskutierte mit dem Kapitän des Sandskiffs. Er sah auf und erwiderte meinen Blick, als hätte er ihn gespürt. Sein Gesicht spiegelte meine eigene Verwirrung und Panik. Ich hätte ihm am liebsten etwas zugerufen, wäre gern zu ihm gerannt, aber im nächsten Augenblick wurde er von der Menge verschluckt.

Es war alles so aussichtslos, dass ich heulen musste, als Iwan mich aus dem Zelt ins Licht des späten Vormittags zerrte und einen flachen Hügel hinunter und zur Straße führte. Dort stand die schwarze Kutsche des Dunklen bereit, umringt von berittenen Grischa der Ätheralki und flankiert von bewaffneter Kavallerie. Vor der Kutschentür warteten zwei grau gekleidete Wächter des Dunklen gemeinsam mit einer Frau und einem blonden Mann, die beide das Rot der Korporalki trugen.
    Â»Einsteigen«, befahl Iwan. Als er sich an die Ermahnung des Dunklen erinnerte, fügte er hinzu: »Wenn ich bitten darf.«
    Â»Nein«, sagte ich.
    Â»Was?« Iwan wirkte verdutzt. Die anderen Korporalki machten entsetzte Gesichter.
    Â»Nein!«, wiederholte ich. »Ich fahre nirgendwohin. Hier liegt ein Irrtum vor. Ich …«
    Iwan schnitt mir das Wort ab. »Der Dunkle irrt sich niemals«, sagte er durch zusammengebissene Zähne und packte meinen Arm noch fester. »Steig in die Kutsche.«
    Â»Ich will aber nicht.«
    Iwan senkte den Kopf, bis seine Nase fast die meine berührte, und fauchte: »Glaubst du wirklich, dass es mich interessiert, was du willst? In wenigen Stunden weiß jeder Spion der Fjerdan und jeder Meuchelmörder der Shu-Han, was sich auf der Schattenflur zugetragen hat. Sie werden alle versuchen dich aufzuspüren. Deine einzige Chance besteht darin, nach Os Alta zu fahren und hinter den Palastmauern Schutz zu suchen, bevor alle begreifen, wer du bist. Steig jetzt ein .«
    Er stieß mich durch die Tür und folgte

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