Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grischa: Goldene Flammen

Grischa: Goldene Flammen

Titel: Grischa: Goldene Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Bardugo
Vom Netzwerk:
Als Maljen endlich anhielt, befanden wir uns hoch oben im Gebirge, verborgen hinter einem riesigen Felsvorsprung und einigen struppigen Kiefern.
    Â»Hier«, sagte er und ließ sein Gepäck fallen. Er lief sicheren Fußes den Berg hinunter und ich wusste, dass er die Spuren meines unbeholfenen Aufstiegs beseitigen wollte.
    Ich sank dankbar zu Boden und schloss die Augen. Meine Füße pochten, doch ich behielt die Stiefel an, weil ich befürchtete, sie sonst nicht mehr anziehen zu können. Mein Kopf sank vornüber, aber ich durfte nicht einschlafen. Noch nicht. Ich hatte tausend Fragen, aber nur eine konnte nicht bis zum nächsten Morgen warten.
    Die Abenddämmerung brach an, als Maljen zurückkehrte. Er bewegte sich lautlos über die Felsen. Dann ließ er sich mir gegenüber nieder und zog eine Feldflasche aus dem Rucksack. Er trank einen Schluck, wischte sich den Mund ab und reichte mir das Wasser. Ich trank wie eine Verdurstende.
    Â»Langsam«, sagte er. »Es muss noch bis morgen Abend reichen.«
    Â»Entschuldige.« Ich gab ihm die Feldflasche zurück.
    Â»Heute können wir kein Feuer riskieren«, sagte er und spähte in die wachsende Dunkelheit. »Vielleicht morgen.«
    Ich nickte. Mein Mantel war während des Aufstiegs getrocknet, nur die Ärmelaufschläge waren noch feucht. Ich fühlte mich zerschlagen und dreckig und ich fror. Meine Gedanken kreisten die ganze Zeit um die Frage, warum er hier vor mir saß. Sie konnte warten, aber eine andere musste ich stellen, obwohl ich mich vor der Antwort fürchtete.
    Â»Maljen.« Ich wartete, bis er mich anschaute. »Hast du die Herde aufgespürt? Hast du Morozows Hirsch gefangen?«
    Er trommelte mit den Fingern auf einem Knie. »Warum ist das so wichtig?«
    Â»Das ist eine lange Geschichte. Aber der Hirsch – hat er ihn? Ich muss es wissen.«
    Â»Nein.«
    Â»Aber sie sind ihm dicht auf den Fersen, nicht wahr?«
    Er nickte. »Allerdings …«
    Â»Allerdings?«
    Maljen zögerte. Im letzten Licht des Nachmittags sah ich den Abglanz des frechen Grinsens, das ich so gut kannte. »Ich glaube nicht, dass sie ihn ohne mich finden.«
    Ich zog die Augenbrauen hoch. »Weil du so verdammt gut bist?«
    Â»Nein«, erwiderte er, wieder ernsthaft. »Na ja – vielleicht. Versteh mich nicht falsch. Diese Fährtenleser verstehen ihr Handwerk. Sie sind die besten der Ersten Armee, aber … für diese Herde braucht man ein besonderes Gespür. Es sind keine gewöhnlichen Tiere.«
    Und du bist kein gewöhnlicher Fährtenleser, dachte ich, ohne es auszusprechen. Ich betrachtete ihn und dachte an das, was der Dunkle über die Blindheit gegenüber den eigenen Gaben gesagt hatte. Hatte Maljens Begabung tatsächlich nur mit Übung und Glück zu tun? An Selbstvertrauen hatte es ihm natürlich nie gemangelt, aber eitel war er nie gewesen.
    Â»Ich hoffe, du hast Recht«, murmelte ich.
    Â»Jetzt habe ich eine Frage«, sagte er und seine Stimme klang plötzlich scharf. »Warum bist du abgehauen?«
    Mir wurde bewusst, dass Maljen weder wusste, warum ich aus dem Kleinen Palast geflohen war, noch, warum der Dunkle mich suchen ließ. Bei unserer letzten Begegnung hatte ich Maljen mehr oder weniger befohlen, mir aus den Augen zu gehen. Trotzdem hatte er alles aufgegeben, um mir zu helfen. Er hatte eine Erklärung verdient, nur wusste ich nicht, wo ich anfangen sollte. Ich rieb mir seufzend das Gesicht. Was hatte ich uns da eingebrockt?
    Â»Fändest du es verrückt, wenn ich sage, dass ich die Welt retten will?«
    Er starrte mich an. »Dann bist du also nicht nach einem Streit verschwunden, um irgendwann reumütig zu deinem Liebhaber zurückzukehren?«
    Â»Nein!«, rief ich entsetzt. »Es geht nicht um … wir sind doch nicht …« Mir fehlten die Worte, dann musste ich lachen. »Es wäre fast besser, wenn es tatsächlich so wäre.«
    Maljen schwieg lange. Schließlich sagte er, als hätte er einen Beschluss gefasst: »Na gut.« Er stand auf, reckte sich und schlang das Gewehr auf seinen Rücken. Dann zog er eine dicke Wolldecke aus dem Rucksack und warf sie mir hin.
    Â»Ruh dich aus«, sagte er. »Ich übernehme die erste Wache.« Er kehrte mir den Rücken zu und betrachtete den Mond, der über dem Tal aufging, das wir durchquert hatten.
    Ich rollte mich auf dem

Weitere Kostenlose Bücher