Grischa: Goldene Flammen
Felsboden zusammen und wickelte mich in die Decke. Obwohl es unbequem war, fühlten sich meine Lider bleischwer an und ich spürte, wie mich die Erschöpfung in den Schlaf zog.
»Maljen«, flüsterte ich in die Nacht.
»Was denn?«
»Danke, dass du mich gesucht hast.«
Vielleicht träumte ich nur, aber ich hörte, wie er irgendwo im Dunkeln flüsterte: »Immer.«
Dann überlieà ich mich dem Schlaf.
Maljen übernahm beide Wachen und ich schlief die ganze Nacht durch. Morgens gab er mir etwas Dörrfleisch, ganz sicher das Köstlichste, was ich je gegessen hatte, und sagte nur: »Erzähl.«
Da ich immer noch nicht wusste, wo ich anfangen sollte, begann ich mit dem schlimmsten Teil: »Der Dunkle will die Schattenflur als Waffe benutzen.«
Maljen zuckte mit keiner Wimper. »Wie das?«
»Er will sie durch Rawka und bis nach Fjerda ausdehnen, überall dorthin, wo man ihm Widerstand leistet. Aber solange ich die Volkra nicht in Schach halte, sind ihm die Hände gebunden. Was weiÃt du über Morozows Hirsch?«
»Wenig. Nur, dass er wertvoll ist.« Er warf einen Blick über das Tal. »Und dass er für dich bestimmt ist. Wir sollten die Herde aufspüren und den Hirsch fangen oder in eine Falle treiben, aber auf keinen Fall verwunden.«
Ich nickte und versuchte, mein bruchstückhaftes Wissen über die Funktionsweise von Kräftemehrern mit ihm zu teilen. Ich erzählte, dass Iwan den Kodiakbären erlegen und Marie den Nordmeer-Seehund töten musste. »Ein Grischa muss sich seinen Kräftemehrer verdienen«, sagte ich abschlieÃend. »Das gilt auch für den Hirsch, nur dass er nie für mich bestimmt war.«
»Lass uns aufbrechen«, sagte Maljen unvermittelt. »Du kannst mir den Rest unterwegs erzählen. Ich möchte, dass wir noch tiefer ins Gebirge vordringen.«
Er stopfte die Decke in seinen Rucksack und verwischte die Spuren unseres Lagers so gut wie möglich. Dann führte er uns auf einen steilen, felsigen Pfad. Er hatte den Bogen auf seinen Rucksack gebunden, das Gewehr hielt er aber immer im Anschlag.
Meine FüÃe schmerzten bei jedem Schritt, doch ich folgte ihm und bemühte mich, währenddessen alles zu erzählen. Ich gab Baghras Worte wieder, schilderte den Ursprung der Schattenflur und erzählte von dem Reif, den der Dunkle anfertigen wollte, um meine Macht für seine Zwecke nutzen zu können. Zu guter Letzt erwähnte ich das Schiff, das in Os Kerwo wartete.
Sobald ich schwieg, sagte Maljen: »Du hättest nicht auf Baghra hören dürfen.«
»Warum denn das nicht?«, wollte ich wissen.
Er drehte sich so plötzlich um, dass ich fast mit ihm zusammengestoÃen wäre. »Ist dir klar, was passiert, wenn du es bis auf die Schattenflur schaffst? Wenn du schlieÃlich das Schiff besteigst? Glaubst du etwa, seine Macht endet am Ufer der Wahren See?«
»Nein, aber â¦Â«
»Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er dich findet und dir den Reif umlegt.«
Er machte auf dem Hacken kehrt und stapfte weiter, und ich stand benommen da und starrte ihm nach. Dann gab ich mir einen Ruck und rannte ihm hinterher.
Vielleicht hatte Baghras Plan seine Schwächen, aber hatten wir eine andere Wahl gehabt? Ich erinnerte mich an ihren festen Griff, an die Angst in ihren fiebrigen Augen. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass der Dunkle Morozows Herde finden würde. Am Abend des Winterfestes war sie dann regelrecht panisch geworden, aber sie hatte mir zu helfen versucht. Wäre sie genauso rücksichtslos wie ihr Sohn, dann hätte sie mir die Kehle durchgeschnitten, um ganz sicherzugehen. Und vielleicht wäre das für alle das Beste gewesen, dachte ich niedergeschlagen.
Wir wanderten lange ohne ein Wort, erklommen das Gebirge auf beschwerlichen, gewundenen Pfaden. Manchmal waren sie so schmal, dass ich mich gegen die Bergflanke drücken und mit winzigen, schlurfenden Schritten fortbewegen musste, immer in der Hoffnung, dass mich die Heiligen beschützten. Gegen Mittag erreichten wir den Grat des ersten Höhenzuges. Danach ging es bergab, aber bald darauf begann der zweite Aufstieg, der zu meinem Leidwesen noch steiler und langwieriger war als der erste.
Ich starrte auf den vor mir liegenden Trampelpfad, setzte einen Fuà vor den anderen und versuchte mein Gefühl der Hoffnungslosigkeit abzuschütteln. Je länger ich über Maljens
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