Grisham, John
Pittsburgh zurück, holte sein Auto - einen
Porsche, den er verkaufen wollte - aus der Langzeitparkgarage und stieg in
einem Motel am Flughafen ab. Seine Kreditkartentransaktionen zeigten, dass er
zwei Nächte in dem Motel blieb und nicht ausgecheckt hatte. Die
Verbindungsnachweise für sein Mobiltelefon enthielten zahlreiche eingehende
Gespräche und SMS-Nachrichten von Joey Bernardo und Kyle McAvoy, aber keine
Antworten darauf. Er hatte zwei lange Gespräche mit Bruder Manny in Reno
geführt sowie einige kurze mit seinen Eltern und seinem Bruder in Pittsburgh.
Elaine Keenan hatte er zweimal angerufen.
Am letzten Tag seines Lebens verließ er Pittsburgh vor Sonnenaufgang und fuhr
in Richtung Scranton, das knapp fünfhundert Kilometer entfernt und in etwa fünf
Stunden zu erreichen war. Eine Kreditkartentransaktion belegte, dass er nahe
der Kreuzung der 1-70 und der 1-80 an einer Shell-Tankstelle anhielt und
tankte. Anschließend fuhr er auf der 1-80 nach Osten, bis seine Reise zwei
Stunden später zu Ende war. In der Nähe der Kleinstadt Snow Shoe hielt er an
einer Raststätte an und ging zur Toilette. Es war ungefähr 10.40 Uhr, an einem
Freitag Mitte November. Der Verkehr auf der Interstate war nicht sehr stark,
und an der Raststätte parkten nicht viele andere Fahrzeuge.
Mr Dwight Nowoski, ein Rentner aus Dayton, der mit seiner Frau, die bereits die
Damentoilette betreten hatte, nach Vermont unterwegs war, entdeckte Baxter,
kurz nachdem auf ihn geschossen worden war. Er war noch am Leben, starb aber
wenig später an einer Schusswunde in seinem Kopf. Mr Nowoski fand ihn auf dem
Boden neben den Urinalen. Der Reißverschluss seiner Jeans stand offen, auf dem
Boden mischten sich Blut und Urin. Der junge Mann rang nach Luft, wimmerte und
zuckte mit den Gliedern wie ein Reh, das unter ein Auto gekommen war. Außer
Baxter war niemand in der Herrentoilette, als Mr Nowoski hereinkam und seine
grauenhafte Entdeckung machte.
Offenbar war der Mörder Baxter auf die Toilette gefolgt, hatte sich umgesehen,
um sicher zu sein, dass sie allein waren, Baxter eine 9-Millimeter-Pistole -
dem Kriminallabor nach eine Beretta - an den Hinterkopf gehalten und einmal
abgedrückt. Ein Schalldämpfer hatte den Schuss gedämpft. Die Raststätte war
nicht mit Überwachungskameras ausgestattet.
Die Pennsylvannia State Police schloss die Raststätte und sperrte das
umliegende Gelände ab. Sechs Reisende, darunter auch Mr und Mrs Nowoski, wurden
am Tatort ausführlich befragt. Ein Mann erinnerte sich an einen gelben
Mietlastwagen der Firma Penske auf dem Parkplatz, aber er hatte keine Ahnung,
wie lange das Fahrzeug dort gestanden hatte. Die Zeugen schätzten, dass in dem
Zeitraum zwischen der Entdeckung Baxters und der Ankunft der Polizei vier oder
fünf andere Fahrzeuge die Raststätte verlassen hatten. Niemand konnte sich
daran erinnern, Baxter beim Betreten der Herrentoilette gesehen zu haben, und
auch sein Mörder, der ihm gefolgt sein musste, war niemandem aufgefallen. Eine
Frau aus Rhode Island hatte einen Mann bemerkt, der an der Tür zur
Herrentoilette gestanden hatte, als sie in die Damentoilette gegangen war, und
nachdem sie darüber nachgedacht hatte, hielt sie es durchaus für möglich, dass
es jemand gewesen war, der Schmiere gestanden hatte. Der Mann war nicht in die
Herrentoilette gegangen, aber auch nicht aus dieser herausgekommen. Inzwischen
war er natürlich längst verschwunden, und die Zeugin konnte ihn nur sehr vage
beschreiben: ein Weißer, zwischen dreißig und fünfundvierzig, mindestens eins
fünfundsiebzig, aber höchstens eins fünfundneunzig groß, bekleidet mit einer
dunklen Jacke, die aus Leder, Leinen, Wolle oder einem anderen Material sein
konnte. Abgesehen von den Berichten des Kriminallabors und der Autopsie war
ihre Beschreibung alles, was es an konkreten Tatsachen gab.
Baxters Brieftasche, Portemonnaie und Uhr waren nicht angerührt worden. Die
Polizei hatte eine Liste der Gegenstände in seinen Taschen erstellt und außer
ein paar Münzen, seinen Autoschlüsseln und einer Tube Lippenbalsam nichts
gefunden. Das Labor stellte später fest, dass es weder in Baxters Körper noch
an seiner Kleidung oder in seinem Auto Spuren von Alkohol oder Drogen gab.
Der Pathologe diagnostizierte einen massiven Leberschaden, was für einen
Fünfundzwanzigjährigen sehr ungewöhnlich war.
Ein Raubüberfall wurde aus naheliegenden Gründen ausgeschlossen - nichts war
gestohlen worden. Es sei denn, das
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