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Grisham, John

Grisham, John

Titel: Grisham, John Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Anw
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Opfer hatte etwas von Wert bei sich gehabt,
von dem niemand etwas wusste. Doch welcher bewaffnete Dieb ließ
fünfhundertdreizehn Dollar in bar und acht Kreditkarten zurück? Würde ein Dieb
nicht den Porsche stehlen, wenn er Gelegenheit dazu hatte? Es gab keinen
Hinweis darauf, dass das Verbrechen etwas mit Sex zu tun hatte. Ein
Auftragsmord der Drogenmafia kam zwar infrage, schien aber unwahrscheinlich zu
sein. Exekutionen dieser Art verliefen in der Regel erheblich blutiger.
     
Nachdem die Ermittler ein Sexualverbrechen, einen Raubüberfall und Drogen
ausgeschlossen hatten, fingen sie an, sich ratlos am Kopf zu kratzen. Während
sie zusahen, wie der Leichensack mit den sterblichen Überresten Baxters im Heck
eines Krankenwagens verschwand, um nach Pittsburgh zurückgebracht zu werden,
wurde ihnen klar, dass sie ein Problem hatten. Die scheinbar willkürliche Tat
sowie die Pistole mit dem Schalldämpfer und das schnelle Verschwinden des
Mörders ließen sie - zumindest am Tatort - zu dem Schluss kommen, dass sie es
mit einem Profi zu tun hatten.
    Die
Bestätigung, dass ein Mitglied einer bekannten Familie ein derart merkwürdiges
und gewalttätiges Ende gefunden hatte, brachte in Pittsburgh Bewegung in einen
ansonsten eher ereignislosen Nachrichtentag. Kamerateams der lokalen
Fernsehsender machten sich auf zum Anwesen der Tates in Shadyside, wo sie
allerdings von den Mitarbeitern einer privaten Sicherheitsfirma in Empfang
genommen wurden. Seit Generationen beantwortete die Familie Tate sämtliche
Anfragen der Presse mit einem knappen "Kein Kommentar", und daran
konnte auch diese Tragödie nichts ändern. Ein Anwalt der Familie verlas eine
kurze Stellungnahme und bat um Gebete, Rücksichtnahme und Achtung der
Privatsphäre. Wieder einmal nahm Onkel Wally die Sache in die Hand und gab
Befehle aus.
     
      
Kyle saß an seinem Schreibtisch und unterhielt sich mit Dale darüber, was sie
am Abend unternehmen wollten, als der Anruf von Joey kam. Es war fast fünf Uhr
an einem Freitag. Er hatte am späten Dienstagabend eine Pizza mit Baxter
zusammen gegessen und seitdem nicht mehr mit ihm gesprochen, obwohl er es immer
wieder versucht hatte. Soweit er und Joey das sagen konnten, war Baxter
verschwunden - zumindest ging er nicht ans Telefon.
     "Ist
was passiert?", fragte Dale, als sie den schockierten Ausdruck auf seinem
Gesicht sah. Kyle antwortete nicht. Er presste das Telefon ans Ohr, verließ die
Box und ging durch das Büro und an der Rezeption vorbei, während Joey die
grausigen Details weitergab, die im Fernsehen breitgetreten wurden. Im
Fahrstuhl brach die Verbindung ab, und als Kyle das Gebäude verlassen hatte,
rief er Joey zurück und hörte ihm weiter zu. Um diese Zeit am späten Nachmittag
war der Gehsteig der Broad Street brechend voll. Kyle ließ sich von den
Passanten mitreißen, ohne einen Mantel, der ihn vor der kühlen Witterung
schützte, ohne einen Schimmer, wo er hinwollte.
    "Sie
haben ihn getötet", sagte er schließlich zu Joey. "Wer?"
    "Ich
glaube, das weißt du."
     
    Kapitel
28
     "Eine
Beerdigung dauert vielleicht zwei Stunden", sagte Doug Peckham, während er
Kyle einen finsteren Blick zuwarf. "Ich verstehe nicht, warum Sie sich
zwei Tage freinehmen wollen."
    "Die
Beerdigung findet in Pittsburgh statt. Ich muss hinfliegen, dann muss ich
wieder zurückfliegen. Er war mit mir in der Studentenverbindung. Ich bin einer
der Sargträger, und ich muss mit der Familie sprechen. Mr Peckham, bitte."
    "Ich
war schon auf Beerdigungen."
    "Auch
auf der eines fünfundzwanzigjährigen ehemaligen Mitbewohners, der durch einen
Kopfschuss getötet wurde?"
    "Das
habe ich ja alles verstanden, aber zwei Tage?"
    "Ja.
Nennen Sie es Urlaub. Oder nennen Sie es Zeit für persönliche Angelegenheiten.
Bekommen wir denn nicht ein paar Tage im Jahr frei zur Regelung persönlicher
Angelegenheiten?"
    "Das
steht zwar irgendwo im Handbuch, aber die nimmt niemand."
    "Ich
schon. Wenn Sie mich feuern wollen - bitte. Es ist mir egal."
    Ein
tiefer Seufzer auf beiden Seiten des Schreibtischs, dann sagte Peckham ruhig:
"Also gut. Wann ist die Beerdigung?"
    "Am
Mittwoch um vierzehn Uhr."
    "Dann
gehen Sie morgen Nachmittag, und wir sehen uns am Donnerstagmorgen um 5.30 Uhr
wieder. Kyle, diese Kanzlei ist das reinste Pulverfass. Die Kündigung von Toby
Roland zieht immer weitere Kreise, und wir bekommen immer mehr Arbeit
aufgebürdet."
    "Er
war mein Mitbewohner."
    "Mein
Beileid."
    "Oh,
vielen Dank."
      
Peckham ignorierte Kyles

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