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Grisham, John

Grisham, John

Titel: Grisham, John Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Anw
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Bemerkung, schnappte sich eine dicke Akte und warf sie
über den Tisch. "Können Sie das im Flugzeug lesen?" Es war zwar wie
eine Frage formuliert, aber eindeutig ein Befehl.
      
Kyle nahm die Akte und biss sich auf die Zähne, um nicht zu sagen: "Na
klar, Mr Peckham, kein Problem, ich sehe mir das im Flugzeug an, und während
der Totenwache kann ich ja auch noch einen Blick hineinwerfen, und bei der
Trauerfeier analysiere ich das verdammte Ding, und wenn sie Baxter in sein Grab
legen, überdenke ich meine Einschätzung noch einmal, und wenn ich dann nach
LaGuardia zurückfliege, gehe ich die Akte noch einmal durch, und jede einzelne
Minute, in der ich mir auch nur ansatzweise Gedanken über diese Akte mache,
werde ich dem bedauernswerten Mandanten, der den Fehler gemacht hat, sich von
dieser ausbeuterischen Kanzlei mit Rundumbetreuung juristisch vertreten zu
lassen, in Rechnung stellen, eventuell sogar zum doppelten Satz, wenn nicht gar
zum dreifachen."
    "Alles
in Ordnung mit Ihnen?", fragte Peckham. "Nein."
     "Kyle,
es tut mir leid. Ich weiß nicht, was ich sonst noch sagen soll."
    "Es
gibt nichts zu sagen."
     "Weiß
man schon, wer ihn umgebracht hat?" Doug Peckharn lehnte sich zurück und
versuchte, Konversation zu machen. Er heuchelte Interesse für das, was passiert
war, doch es wirkte wenig glaubhaft.
    "Nein."
Wenn du wüsstest, dachte Kyle.
     "Es
tut mir leid", sagte Peckham noch einmal und gab jeden Versuch auf,
interessiert zu wirken.
    Kyle
ging zur Tür, blieb aber stehen, als er hörte: "Ich hatte Sie gebeten,
meine Stunden für die Ontario Bank zu schätzen. Beim Mittagessen, wissen Sie
noch? Ich brauche die Stunden."
    "Schätz
deine verdammten Stunden doch selber", hätte Kyle am liebsten gesagt, oder
besser noch: "Schreib sie dir auf, wie alle anderen auch."
    "Fast
fertig", sagte Kyle, während er es durch die Tür schaffte, ohne dass ihm
etwas Unflätiges herausrutschte.
     
    Die
Beerdigung von Baxter Farnsworth Tate fand an einem regnerischen, wolkenverhangenen
Tag statt, an der Grabstätte der Familie auf dem Homewood Cemetery im
Stadtzentrum von Pittsburgh. Vorausgegangen war ihr ein langweiliger und streng
nach Vorschrift gehaltener episkopaiischer Gottesdienst, von dem die
Öffentlichkeit und ganz besonders die Medien ausgeschlossen waren. Baxter
hinterließ einen Bruder, der am Gottesdienst teilnahm, und eine Schwester, die
nicht anwesend war. Am Wochenende hatte der Bruder den heroischen Versuch
unternommen, aus der Beerdigung eine "Feier" von Baxters Leben zu
machen, aber er ließ davon ab, als ihm klar wurde, dass es recht wenig gab, was
man feiern konnte. Er gab dem Drängen des Pfarrers nach, der dann mit
Standardfloskeln an einen Menschen erinnerte, den er, der Pfarrer, nie
kennengelernt hatte. Ollie Guice, ein Beta aus Cleveland, der während ihrer
Zeit in Duquesne zwei Jahre lang mit Baxter zusammengewohnt hatte, quälte sich
durch einen Nachruf, der auf einigen Gesichtern ein Lächeln hervorrief. Von den
acht Beta-Brüdern, die mit Kyle zusammen in die Studentenverbindung aufgenommen
worden waren, nahmen sieben an der Beerdigung teil. Auch Baxters Heimatstadt
Pittsburgh war bemerkenswert gut vertreten - ein paar Freunde aus Kindertagen
und alle, die sich bei einem solchen Ereignis sehen lassen mussten, weil sie zu
den oberen Zehntausend gehörten. Außerdem waren vier schon lange in
Vergessenheit geratene Freunde aus dem wenig exklusiven Internat gekommen, in
das die Tates Baxter mit vierzehn Jahren abgeschoben hatten.
      
Kyle und die anderen wussten nicht, dass Elaine Keenan versucht hatte, in die
Kirche zu gelangen, aber zurückgewiesen wurde, weil ihr Name nicht auf der
Gästeliste stand.
      
Aus Hollywood kam niemand zur Beerdigung. Kein Mitarbeiter von Baxters C-
Liste-Agent in L. A. schickte Blumen. Eine ehemalige Mitbewohnerin von Baxter
schickte dem Pfarrer per E-Mail einen kurzen Nachruf, der während des
Gottesdienstes verlesen werden sollte. Sie war "am Set" und konnte
nicht weg. Ihr Nachruf enthielt Verweise auf Buddha und Tibet und wurde mit
wenig Wohlwollen aufgenommen. Der Pfarrer löschte die E-Mail, ohne sie der
Familie gegenüber auch nur mit einem Wort erwähnt zu haben.
      
Bruder Manny konnte die Sicherheitsbeamten überreden, ihn in die Kirche zu
lassen, allerdings erst, nachdem Joey Bernardo die Familie davon überzeugt
hatte, dass Baxter viel von seinem Priester in Reno gehalten hatte. Die Familie
und die anderen Trauergäste beäugten Bruder Manny

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