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Grisham, John

Grisham, John

Titel: Grisham, John Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Anw
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schließlich.
     
    Kapitel
27
     
In den viereinhalb Monaten, die Kyle nun schon in seiner trostlosen kleinen
Wohnung lebte, hatte er es geschafft, kein einziges Mal Besuch empfangen zu
müssen. Dale hatte ein paar mal gefragt, das Thema dann aber fallengelassen und
nie wieder damit angefangen. Kyle beschrieb sein Heim als Bruchbude mit
spärlicher Möblierung, lauwarmem Wasser, Ungeziefer und nicht isolierten
Wänden. Er gab vor, nach einer neuen, erheblich besseren Wohnung zu suchen,
doch wann hatte ein Junganwalt schon Zeit für die Wohnungssuche? Die Wahrheit
war, dass er eine Bruchbude aus ebendiesem Grund haben wollte - er konnte Gäste
fernhalten und auf diese Weise vermeiden, dass man ihre Unterhaltung mithörte
und aufzeichnete. Er hatte gar nicht erst versucht, seine Wohnung von den
Mikrofonen und Abhörwanzen zu befreien, doch er wusste, dass es sie gab.
Außerdem hatte er den Verdacht, dass Kameras installiert waren, die ihn ständig
beobachteten. Da er Bennie Wright und dessen Männer glauben gemacht hatte, dass
er keine Ahnung von der Überwachung hätte, tat er so, als würde er das Leben
eines Einsiedlers führen. Mindestens einmal in der Woche kamen und gingen
ungebetene Gäste, doch geladene Gäste hatte er nicht.
     
Dale gab sich damit zufrieden, dass sie sich nur in ihrer Wohnung trafen. Sie
hatte Angst vor Wanzen. Wenn du wüsstest, dachte Kyle. In meiner Wohnung gibt
es jede Art von Wanzen, die die Spionagewelt kennt.
     
Irgendwann schafften sie es, Sex miteinander zu haben, ohne vorher
einzuschlafen. Kurz danach brachen beide erschöpft zusammen. Mittlerweile
hatten sie mindestens viermal gegen die Firmenpolitik verstoßen und nicht die
Absicht, damit aufzuhören.
      
Als Baxter anrief und fragte, ob er für ein paar Tage bei Kyle übernachten
könne, hatte Kyle sich schon ein paar Ausreden zurechtgelegt, die einigermaßen
überzeugend klangen. Joey hatte von seiner Festnetzleitung aus einen Notruf an
Kyle abgesetzt, nur wenige Minuten nachdem er sich von Baxter verabschiedet
hatte. "Wir müssen was unternehmen", hatte Joey immer wieder gesagt,
bis Kyle ihm befohlen hatte, endlich den Mund zu halten.
      
Die Vorstellung, dass Baxter in seiner Wohnung herumsaß und ausführlich über
die Sache mit Elaine redete, war fast zu viel für ihn. Bennie Wright und seine
Techniker würden sich an ihren Kopfhörern festklammern und zuhören, wie Baxter
darüber predigte, sich der Vergangenheit zu stellen, alles zugab und so weiter.
Wenn die Sache mit Elaine aufflog und es in Pittsburgh zu einer Anklage kam,
würde es sich nicht vermeiden lassen, dass Kyle irgendwann in das Verfahren
hineingezogen wurde, und dann würde Wright riskieren, sein Druckmittel für New
York zu verlieren.
     "Tut
mir leid, Bax", sagte Kyle ungerührt an seinem Mobiltelefon. "Ich hab
nur ein Schlafzimmer, falls man das überhaupt so nennen kann, und auf dem Sofa
schläft seit einem Monat meine Schwester. Sie ist in New York, weil sie einen
Job sucht. Ich sag's ja nicht gern, aber ich habe keinen Platz."
      
Baxter stieg im SoHo Grand ab. Sie trafen sich auf eine späte Pizza in einem
kleinen Restaurant in der Bleecker Street im Village, das rund um die Uhr
geöffnet hatte. Kyle hatte das Restaurant ausgesucht, weil er schon einmal dort
gewesen war und sich wie immer Notizen für eine zukünftige Verwendung gemacht
hatte. Nur eine Tür, die als Ein- und Ausgang diente, große Fenster, die auf
den Gehsteig hinausgingen, laut und zudem so klein, dass keiner der Bluthunde
das Restaurant betreten konnte, ohne dass es auffiel. Kyle kam um 21.45 Uhr,
fünfzehn Minuten zu früh, damit er sich mit dem Gesicht zur Tür an einen Tisch
in einer Nische setzen konnte. Er tat so, als wäre er in ein dickes Dokument
vertieft, ganz der tüchtige Anwalt, der sogar noch in seiner Freizeit
arbeitete.
     
Baxter trug genau das, was Joey beschrieben hatte - Jeans, Sweatshirt und
Armeestiefel Sie umarmten sich, dann ließen sie sich auf die Sitzbänke fallen, während
sie ununterbrochen redeten. Nachdem sie Softdrinks bestellt hatten, sagte Kyle:
"Ich habe mit Joey telefoniert. Herzlichen Glückwunsch zu deinem Entzug.
Du siehst großartig aus."
    "Danke.
In den letzten Monaten habe ich ziemlich oft an dich denken müssen. Du hast in
deinem zweiten Studienjahr mit dem Trinken aufgehört, stimmt's?"
    "Genau."
     "Ich
kann mich nicht mehr erinnern, warum du aufgehört hast."
    "Ein
Therapeut hat zu mir gesagt, dass es immer schlimmer werden würde

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