Grisham, John
Kyle.
"Ihr
Phantombild von Mr Hobart ist wirklich erstaunlich", stellte Bullington
fest.
"Das
habe ich auf einer Website erstellt. QuickFace.com. Ein Kinderspiel. "
"Wie
geht's jetzt weiter?", wollte Wingate wissen.
"Wir
treffen uns morgen Abend, um uns gegenseitig auf dem Laufenden zu halten.
Geplant ist, dass ich mich irgendwie ins System einhacke, die Dokumente
entweder herunterlade oder umleite und übergebe. Ich habe keine Ahnung, wie das
funktionieren soll. Das Computersystem scheint mir absolut sicher."
"Und
wann soll das passieren?"
"Das
wurde mir noch nicht mitgeteilt, aber ich habe den Eindruck, bald. Ich würde
Sie gern etwas fragen."
Da weder Bullington noch Wingate darauf eingingen, packte Kyle den Stier bei
den Hörnern. "Wer sind diese Leute? Für wen arbeiten sie?"
Bullington zeigte sämtliche Zähne und zuckte die Achseln wie ein Schuljunge.
"Wir wissen es wirklich nicht. Hobart reist durch die Welt und verkauft
sich an den Meistbietenden. Wir haben keine Ahnung, wo Bennie Wright herkommt.
Sie sagen, er ist kein Amerikaner."
"Er
klingt jedenfalls nicht so."
"Solange
wir keine Vorstellung haben, wer er ist, können wir bezüglich seiner
Auftraggeber nicht einmal spekulieren."
"Bei
meiner ersten Begegnung mit Bennie Wright im Februar waren bestimmt fünf
Agenten dabei. Alle fünf waren definitiv Amerikaner."
Bullington schüttelte den Kopf. "Wahrscheinlich Söldner, Gangster, die für
den Job angeheuert, bezahlt und wieder weggeschickt wurden. Es gibt ein ganzes
finsteres Universum ehemaliger Cops, Polizeibeamter, Soldaten und
Geheimagenten, die aus den unterschiedlichsten Gründen hinausgeworfen wurden.
Die meisten von ihnen sind soziale Außenseiter. Sie wurden im Untergrund
ausgebildet, und dort arbeiten sie auch. Für jeden, der sie bezahlt. Vermutlich
hatten diese fünf keine Ahnung, was Wright plante."
"Wie
stehen die Chancen, die Mörder von Baxter Tate zu erwischen?"
Das Lächeln erlosch für einen Augenblick. Die beiden Regierungsbeamten wirkten
plötzlich ratlos und bedrückt.
"Zunächst
müssen wir Wright fassen", erwiderte Bullington schließlich. "Dann
müssen wir die Hintermänner finden, die ihn bezahlen, und schließlich müssen
wir uns nach unten bis zu den Mördern von der Straße vortasten, die für ihn die
Drecksarbeit erledigen. Aber wenn Wright ein Profi ist, und das liegt ja wohl
auf der Hand, werden wir vermutlich kaum Namen aus ihm herausbekommen."
"Und
wie wollen Sie ihn erwischen?"
"Das
ist einfach. Sie führen uns zu ihm."
"Und
Sie werden ihn verhaften?"
"Selbstverständlich.
Wir haben genug Material für zehn Haftbefehle: illegale Abhöraktionen,
Verabredung zu Straftaten suchen Sie sich's aus. Wir werfen ihn zusammen mit
Hobart ins Gefängnis, und kein Richter der Welt wird ihn auf Kaution
rauslassen. Vermutlich verlegen wir ihn in eine gesicherte Einrichtung weit weg
von New York, damit wir ihn in Ruhe befragen können."
Die Vorstellung, wie Bennie Wright angekettet auf einem Stuhl saß, während
Pitbulls nach ihm geiferten, sagte Kyle durchaus zu.
Roy Benedict räusperte sich und sah auf die Uhr. "Wir müssen uns jetzt
leider verabschieden, ich muss noch mit Kyle reden. Ich melde mich
später."
Damit
erhob sich Kyle, schüttelte den anderen die Hand und folgte seinem Anwalt zu
dessen Büro.
Benedict
schloss die Tür. "Was meinen Sie?"
"Vertrauen
Sie diesen Leuten?"
"
Ja. Sie nicht?"
"Würden
Sie ihnen Ihr Leben anvertrauen?"
"Ja."
"Stellen
Sie sich einmal das folgende Szenario vor. Gegenwärtig gibt es in den USA
mindestens achtzehn Geheimdienste, und das sind nur die offiziell bekannten.
Wahrscheinlich gibt es noch ein paar mehr, von denen wir nichts wissen. Wenn
dieser Wright nun für einen davon arbeitet? Vielleicht ist er auf ein Projekt
für die Sicherung und den Schutz geheimer Daten angesetzt. Was, wenn die
Supercomputer sein Gesicht nicht finden konnten, weil sie es nicht finden
sollten?"
"Das
ist eine lächerliche Vorstellung, Kyle. Ein wild gewordener Agent soll im
Auftrag der Vereinigten Staaten eine amerikanische Kanzlei ausspionieren und
amerikanische Bürger töten? Das kann ich mir nicht vorstellen."
"Ich
weiß, dass es lächerlich klingt, aber wenn es um den eigenen Kopf geht,
beflügelt das die Fantasie ungemein."
"Bleiben
Sie ganz ruhig. Dies ist der einzige Ausweg."
"Es
gibt keinen Ausweg."
"Doch,
den gibt es. Immer schön eins nach dem anderen. Nur keine Panik."
"Ich
bin neun Monate
Weitere Kostenlose Bücher