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Grisham, John

Grisham, John

Titel: Grisham, John Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Anw
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verteidigt, jener seit fünf Jahren bei Scully &
Pershing beschäftigten Anwältin, die Bennie Wright als Kyles Eintrittskarte für
den Trylon-Bartin-Fall sah. Als sie im ersten Inning mit dem Schlagen an der
Reihe waren, stellte Kyle sich vor und unterhielt sich kurz mit ihr. Sie war
bestürzt über McDougles Verhaftung. Nein, sie habe nicht gewusst, dass er ein
Drogenproblem hatte.
     
Es wurde gern gesehen, wenn man Kontakte knüpfte, und nachdem das Team von
Trainer Abbott im vierten Inning endlich von der Gnadenregel gerettet worden
war, warf sich Kyle in die Menge und begrüßte jedes fremde Gesicht, das er
traf. Viele Namen kannte er schon. Schließlich lernte er seit sechs Wochen die
Lebensläufe dazu auswendig. Einer der Partner, Birch Mason, der ebenfalls
Fankleidung der Yankees trug und um zwei Uhr nachmittags bereits halb betrunken
war, umarmte Kyle wie einen alten Freund und stellte ihn seiner Frau und seinen
beiden Töchtern im Teenageralter vor. Doug Peckham nahm ihn am Arm und brachte
ihn zu einigen anderen Partnern, damit er sie kennenlernte. Die Gespräche
verliefen immer gleich - wo haben Sie studiert, wie läuft es bis jetzt, machen
Sie sich Sorgen wegen der Anwaltsprüfung, nach dem ersten Jahr wird das Leben
erheblich einfacher und so weiter.
    Und:
"Die Sache mit McDougle ist einfach unglaublich." Die Fürnierregeln
sahen vor, dass eine Mannschaft nach der zweiten Niederlage ausschied, und Kyle
und sein Team profilierten sich dadurch, dass sie als Erste zwei Spiele
verloren. Er suchte Dale, die gerade eine Partie Boccia spielte, und ging mit
ihr in das Zelt, in dem ein Büfett aufgebaut war. Mit einem Teller Grillgut und
Wassertlaschen in der Hand gesellten sie sich zu Tabor und dessen ausgesprochen
reizloser Freundin, die im Schatten eines Baums an einem Tisch saßen. Tabor war
natürlich in einer Mannschaft, die bis jetzt alle Spiele gewonnen hatte, und
die meisten Punkte hatte er auch gemacht. Er hatte noch etwas Dringendes in der
Kanzlei zu erledigen und plante, am nächsten Morgen um sechs Uhr im Büro zu
sein.
    "Du
hast gewonnen, du hast gewonnen", wollte Kyle sagen.
    "Warum
ernennen sie dich nicht einfach jetzt schon zum Partner?"
     
Am späten Nachmittag, als die Sonne hinter den hoch aufragenden
Apartmentgebäuden an der Westseite des Parks verschwand, entfernte sich Kyle
von den anderen und suchte sich auf einem kleinen Hügel eine Parkbank unter einer
Eiche. Er sah sich das Spiel in der Ferne an, lauschte dem Stimmengewirr,
atmete die letzten Rauchschwaden von den Grills ein.
    Wenn
er sich wirklich Mühe gegeben hätte, dann hätte er sich vielleicht einreden
können, dass er zu der Party gehörte und nur einer von vielen erfolgreichen
Anwälten war, die sich eine kleine Pause in ihrem hektischen Leben erlaubten.
      
Doch die Realität war nie weit entfernt. Falls er Glück hatte, würde er ein
abscheuliches Verbrechen begehen und nicht erwischt werden. Doch falls sich das
Glück gegen ihn wendete, würde man eines Tages beim Familienpicknick der
Kanzlei so über ihn reden wie jetzt über McDougle.
     
    Kapitel
23
          
Am Sonntag, als die meisten Mitarbeiter der Prozessabteilung ihren Kater
pflegten, stand Kyle früh auf. Er hatte einen klaren Kopf, einen großen Becher
Kaffee in der Hand, Sportschuhe an den Füßen und fünf Stunden Zeit, in denen er
in der Stadt herumlaufen konnte. Das FirmFone war in seiner Tasche, doch es
würde nicht klingeln, denn am Sonntag nach dem Picknick hatten alle frei.
Einige der Streber und Unverbesserlichen würden trotzdem im Büro sein, doch die
meisten Prozessanwälte der Kanzlei würden noch einen weiteren schönen Herbsttag
genießen, ohne auch nur eine einzige Stunde abzurechnen.
      
Kyle ging zunächst nach Süden, durch das Village bis nach Tribeca hinein, dann
nach Osten in das Gewimmel von Chinatown. In SoHo gelang es ihm, einen Platz an
der Bar des "Balthazar" zu ergattern, eines beliebten Restaurants,
das wie ein Pariser Bistro aussah und in sämtlichen Stadtführern in den
höchsten Tönen gelobt wurde. Er bestellte Eggs Benedict und einen Tomatensaft
und beobachtete zufrieden die ausgesprochen lebhaften Gäste. Dann suchte er die
Auffahrt zur Brooklyn Bridge und wanderte über den East River nach Brooklyn
hinüber. Er brauchte vierzig Minuten bis an das andere Ende der Brücke und dann
noch einmal vierzig Minuten, um wieder nach Manhattan zu kommen, wo er bis zum
Broadway lief und der Straße durch den Garment District und

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