Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grisham, John

Grisham, John

Titel: Grisham, John Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Anw
Vom Netzwerk:
den Theater
District über den Times Square bis zum Columbus Circle folgte.
      
Für 11.30 Uhr war er bei Doug und Shelly Peckham zum Brunch eingeladen. Sie
wohnten in einem alten Gebäude an der Upper West Side in der Sixty-third
Street, zwei Blocks vom Central Park entfernt. Während er in dem stickigen
Fahrstuhl in den zweiten Stock fuhr, ertappte er sich dabei, dass er genau das
tat, was die meisten New Yorker in ihrer Freizeit und sogar während ihrer
Arbeitszeit taten: Er dachte über Immobilien nach. Doug Peckham war einundvierzig,
Partner mit Firmenanteilen und hatte im letzten Jahr 1,3 Millionen Dollar
verdient. Sein Einkommen war kein Geheimnis. Wie die meisten anderen
Megakanzleien veröffentlichte Scully & Pershing seine Bilanzen. Peckham
durfte davon ausgehen, dass er für den Rest seines Berufslebens mindestens die
gleiche Summe verdiente, also konnte er sich eine nette Wohnung leisten. Doch
in New York gehörte man mit 1,3 Millionen Dollar im Jahr längst nicht zur
ersten Liga. Die Großverdiener waren die Investmentbanker, Hedgefonds-Genies,
Hightech-Unternehmer und Manager von Großunternehmen, die Milliarden auf dem
Konto hatten und sich nichts dabei dachten, zwanzig Millionen Dollar für eine
Wohnung in Midtown Manhattan hinzulegen. Und selbstverständlich besaß jeder von
ihnen noch das obligatorische Wochenendhaus in den Hamptons für den Sommer und
eines in Palm Beach für die Wochenenden im Winter.
      
Die Peckhams hatten ein Haus in East Hampton. Kyle hoffte, dass Mrs Peckham und
die Kinder sich an dem Sommerhaus erfreuen konnten, denn er wusste, dass Mr
Peckham keine Zeit dazu hatte. An fast allen Samstagen und häufig auch an den
Sonntagen war er in der Kanzlei.
      
Mrs Peckham begrüßte ihn mit einer Umarmung, da sie ja jetzt gute Freunde
waren, und hieß ihn in ihrer Wohnung willkommen, die einen offenen Grundriss
hatte und recht schlicht eingerichtet war. Mr Peckham trug Jeans, keine Socken,
war unrasiert und nötigte seinen Gästen Bloody Marys auf. Es waren vier andere
Anwälte anwesend, die alle zu Mr Peckhams Schützlingen gehörten. Der Brunch war
ein weiterer Versuch von ihm und der Kanzlei, dem Ganzen die Härte zu nehmen
und Scully & Pershing trotz allem wie einen menschenfreundlichen
Arbeitgeber aussehen zu lassen. Der Sinn und Zweck ihrer Zusammenkunft bestand
darin, zu reden. Peckham wollte alles über ihre Probleme und Sorgen, ihre
Vorstellungen und Pläne, ihre Eindrücke und Ziele hören. Außerdem wollte er das
alles möglichst schnell hinter sich bringen, damit sie das Spiel der Giants
gegen die 4gers sehen und Bier trinken konnten. Spielbeginn war um dreizehn
Uhr.
     
Mrs Peckham hatte selbst gekocht, und ihr Mann half ihr beim Servieren und
Wein- Einschenken. Nach einer Stunde langweiligen Geschwätzes über die immer
gleichen Prozesse, an denen sie sich die letzte Woche abgearbeitet hatten, war
es Zeit für die Giants. Kyle, der einzige Neue am Tisch, beteiligte sich kaum
an der Konversation. Der Brunch war noch nicht einmal zur Hälfte vorbei, da
überlegte er schon, welchen Weg er zurück zu seiner Wohnung nehmen sollte. Nach
dem Dessert gingen sie ins Fernsehzimmer, wo ein kleines Feuer im Kamin brannte
und Peckham an den Einstellungen seines HD-Flachbildfernsehers herumfummelte.
Um die langweilige Gesellschaft wieder in Schwung zu bringen, behauptete Kyle,
ein Fan der 4gers zu sein und die Giants abgrundtief zu hassen, was tatsächlich
einen heftigen Wortwechsel auslöste. Gegen Ende des zweiten Viertels waren zwei
der anderen Anwälte eingeschlafen. Auch Peckham fielen immer wieder die Augen
zu, und in der Halbzeit verabschiedete sich Kyle etwas unbeholfen und machte
sich auf den Weg nach Hause.
     
Am Montagmorgen war er um fünf Uhr im Büro und begann eine neue, endlos lange
Arbeitswoche.
    Das
nächste Spiel der Giants fand in Pittsburgh statt. Zwei Stunden vor Anpfiff
setzten sich Kyle McAvoy und Joey Bernardo auf ihre Plätze an der 40-Yard-Linie
und versuchten, sich warm zu halten. Eine Kaltfront hatte den Herbst verjagt,
und über dem neuen Stadion hing ein eiskalter Nebel. Den bei den war es egal.
Als eingefleischte Fans der Steelers hatten sie im alten Three Rivers Stadium,
das inzwischen abgerissen worden war, bei vielen Spielen vor Kälte gezittert.
Sie fanden die Kälte sogar gut. Das war richtiges Football-Wetter.
      Zum
Glück interessierte sich Blair im Moment nicht für Football. Sie war im fünften
Monat, hatte enorm zugenommen und konnte

Weitere Kostenlose Bücher