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Grisham, John

Grisham, John

Titel: Grisham, John Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Anw
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und neue wie er, die bereitwillig zugaben, dass sie immer noch
Angst hatten. Sie wurden von den Veteranen getröstet. Baxter hatte sein Leben
verpfuscht, doch im Vergleich zu einigen anderen war seine Leidensgeschichte
der reinste Spaziergang gewesen. Ihre Erzählungen waren faszinierend, häufig
schockierend, vor allem die der ehemaligen Strafgefangenen.
     
Während seines dritten Treffens mit den Anonymen Alkoholikern, bei dem Bruder
Manny aus dem Hintergrund zusah, stellte sich Baxter vor die Gruppe, räusperte
sich und sagte: "Mein Name ist Baxter Tate, und ich bin Alkoholiker aus
Pittsburgh." Nachdem er das gesagt hatte, wischte er sich die Tränen aus
dem Gesicht und hörte sich den Applaus der anderen an.
     
Entsprechend der zwölf Schritte zur Gesundung verfasste er eine Liste mit den
Namen der Leute, denen er weh getan hatte, und machte dann Pläne, um Wiedergutmachung
zu leisten. Es war keine lange Liste, und die meisten Namen waren die von
Verwandten. Allerdings hätte er es gern vermieden, nach Pittsburgh
zurückzukehren. Er hatte mit Onkel Wally geredet. Die Familie wusste, dass er
immer noch nüchtern war, und nur das zählte.
      
Nach einem Monat wurde Baxter unruhig. Er wollte die Geborgenheit von Hope
Village nur ungern verlassen, doch er wusste, dass es langsam Zeit war. Bruder
Manny ermunterte ihn, Pläne zu machen. Er sei zu jung, zu klug und zu begabt,
um sein Leben in einem Obdachlosenheim zu verbringen. "Gott hat Großes mit
Ihnen vor", sagte er. "Vertrauen Sie auf Ihn, und Sie werden
erfahren, was es ist."
     
    Da
es am Freitagabend so aussah, als könnten sie die Kanzlei zu einer halbwegs
vernünftigen Stunde verlassen, organisierten Tim Reynolds und einige andere
schnell eine Party und eilten dann aus dem Gebäude. Der nächste Tag, Samstag,
würde einer ihrer seltenen freien Tage sein. Kein Mitglied des Prozessteams von
Scully & Pershing würde sich am Samstag in der Kanzlei blicken lassen, weil
an diesem Tag das jährliche Familienpicknick im Central Park stattfand. Und
daher hatten sie am Freitagabend freie Bahn für ein Saufgelage.
      
Kyle lehnte ab, Dale auch. Gegen sieben, als die beiden die letzten Details einer
endlos langen Woche abhakten und niemand mehr auf der Etage war, streckte sie
den Kopf hinter der mit Stoff bespannten Stellwand hervor, die ihre
Schreibtische voneinander abtrennte, und fragte: "Wie wär's mit
Abendessen?"
    "Großartige
Idee", sagte Kyle, ohne zu zögern. "Dachtest du an ein bestimmtes
Restaurant?"
    "Kein
Restaurant. Meine Wohnung. Wir können uns entspannen, miteinander reden und so.
Isst du gern chinesisch?"
     "Ich
sterbe für Chinesisch." Dales "und so" brachte sein verwirrtes
Gehirn noch etwas mehr durcheinander. Dale war dreißig, alleinstehend,
attraktiv, offenbar heterosexuell - eine hübsche Frau, allein in einer großen
Stadt. Irgendwann musste sie mal an Sex denken, obwohl Kyle schon ganz
deprimiert war, weil er selbst inzwischen nur noch selten daran dachte.
      
Flirtete sie mit ihm? Der Gedanke beunruhigte Kyle. Dale war so schüchtern und
distanziert, und deshalb konnte er es kaum glauben, dass sie den Anfang machte.
     "Was
hältst du davon, wenn du bei einem Chinesen vorbeigehst und was zum Essen
mitbringst?", fragte sie.
    "Gute
Idee."
      
Dale lebte allein im Greenwich Village, im dritten Stock eines Hauses ohne
Fahrstuhl. Sie unterhielten sich kurz über einige Restaurants in ihrem Viertel,
bei denen man etwas zum Mitnehmen bekam, und verließen dann zusammen das
Gebäude. Eine Stunde später ging Kyle mit einer großen Tüte gebratenem Reis mit
Krabben und Huhn die Treppe zu Dales Wohnung hoch und klopfte an die Tür. Sie
öffnete ihm mit einem Lächeln und bat ihn herein. Zwei Räume, ein Wohnzimmer
mit integrierter Küche und ein Schlafzimmer. Die Wohnung war klein, aber gut
eingerichtet, in einem minimalistischen Stil mit Leder, Chrom und
Schwarz-Weiß-Fotos an den Wänden. Auch Dale war nett anzusehen und hatte ihre
Kleidung offenbar nach dem Motto "Weniger ist mehr" ausgesucht. Ihr
weißer Baumwollrock war extrem kurz und ließ sehr viel von den schlanken Beinen
sehen, die Kyle und die anderen Geier in der Kanzlei schon bewundert hatten.
Ihre Schuhe hatten flache Absätze und waren vorn offen. Keine Riemchen, rotes
Leder. Sexy. Teuer. Kyle warf einen Blick daraufund sagte: "Jimmy
Choo?"
    "Prada."
      
Der schwarze Baumwollpulli saß sehr eng, und es war klar, dass sie darunter
keinen Büstenhalter trug. Zum ersten Mal seit

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