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Grisham, John

Grisham, John

Titel: Grisham, John Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Anw
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eine bequeme
Position gefunden hatte, spürte er eine ganze Menge von ihrem Körper. Kyle roch
an ihren Haaren und wunderte sich, dass es so einfach war.
     "Gibt
es bei Scully & Pershing nicht eine Regel gegen so was?", sagte er.
    "Wir
sehen uns doch nur einen Film an."
     
Und genau das taten sie dann auch. Gewärmt von der Decke, dem Wein und dem
Körper des anderen, sahen sie sich ganze zehn Minuten lang den Film an.
Hinterher wussten sie nicht mehr, wer zuerst eingeschlafen war. Dale wachte
auf, als der Film längst zu Ende war. Sie breitete die Decke über Kyle aus und
ging ins Bett. Kyle erwachte am Samstagmorgen um 9.30 Uhr und war allein in der
Wohnung. Dale hatte eine Nachricht für ihn hinterlassen, in der stand, dass sie
in einem Coffeeshop um die Ecke sei und dort Zeitung lese. Wenn er Hunger habe,
solle er vorbeikommen.
    Sie
fuhren mit der U-Bahn in den Central Park und kamen gegen Mittag dort an. Die
Prozessabteilung der Kanzlei veranstaltete jedes Jahr am dritten Samstag im
Oktober ein Familienpicknick in der Nähe des Bootshauses. Wichtigster Teil der
Veranstaltung war ein Softballfürnier, doch das Programm sah auch
Hufeisenwerfen, Krocket, Boccia und Spiele für die Kinder vor. Ein Partyservice
lieferte Spareribs und Brathähnchen. Eine Rap-Band machte Lärm. Zur Erfrischung
stand eine lange Reihe mit eisgekühlten Bierfässern von Heineken bereit.
      
Das Picknick sollte den Teamgeist fördern und beweisen, dass die Kanzlei es für
wichtig hielt, sich zu amüsieren. Die Teilnahme war Pflicht. Mobiltelefone
waren nicht erlaubt. Die meisten Anwälte allerdings waren der Meinung, dass man
die für das Picknick vorgesehene Zeit besser durch Schlafen hätte nutzen
können. Wenigstens bestand keine Gefahr, zu einer weiteren Nachtschicht in die
Kanzlei abkommandiert zu werden. Den gleichen Schutz konnten lediglich
Weihnachten, Neujahr, Thanksgiving, Roschha-Schana und Jom Kippur für sich
beanspruchen.
      
Es war ein klarer Tag mit perfektem Wetter. Die übernächtigten Anwälte
schüttelten ihre Müdigkeit ab und hatten viel Spaß bei Spiel und Alkohol. Kyle
und Dale, die jedes Gerücht schon im Ansatz ersticken wollten, trennten sich
nach einer Weile und mischten sich unter die Menge.
      
Nach wenigen Minuten bekam Kyle mit, dass Jack McDougle, der seit zwei Jahren
für Scully & Pershing arbeitete und an der Duke University studiert hatte,
am Abend zuvor verhaftet worden war, nachdem einige Drogenfahnder die Tür
seiner Wohnung in SoHo eingetreten und eine erhebliche Menge Kokain gefunden
hatten. McDougle war noch im Gefängnis und würde voraussichtlich über das
Wochenende dort bleiben, bis man am Montag eine Kaution stellen konnte. Die
Kanzlei hatte alle Hebel in Bewegung gesetzt, um ihn aus dem Polizeigewahrsam zu
bekommen, doch das war auch schon alles, was sie zu tun gedachte. Bei einem
derartigen Verhalten fuhr Scully & Pershing einen harten Kurs. McDougle
würde entlassen werden, wenn Anklage gegen ihn erhoben wurde. Falls die
Gerüchte stimmten, würde er in einigen Wochen arbeitslos sein.
     
Kyle blieb für ein paar Minuten stehen und dachte an Bennie Wright. Dessen
erschreckende Prophezeiung war wahr geworden.
    In
der Prozessabteilung arbeiteten achtundzwanzig Partner und einhundertdreißig
angestellte Anwälte. Zwei Drittel davon waren verheiratet, und im Park rannten
jede Menge junger, sehr modisch angezogener Kinder herum. Das Softballfürnier
begann damit, dass Mr Wilson Rush, der Senior aller Senioranwälte, den Ablauf
und die Spielregeln erklärte und sich selbst zum Fürnierleiter ernannte. Einige
Anwälte hatten den Mut, ihn auszupfeifen, doch an diesem schönen Tag war alles
erlaubt. Kyle hatte gesagt, dass er spielen werde - was keine Verpflichtung war
-, und fand sich in einem bunt gemischten Team wieder, mit zwei Leuten, die er
kannte, und sieben, die er nicht kannte. Ihr Trainer war ein Partner namens
Cecil Abbott (vom Trylon-Team), der eine Mütze mit dem Logo der Yankees und
eine Jacke mit dem Namenszug von Derek Jeter trug. Nach kurzer Zeit war klar, dass
Trainer Abbott es noch nie in seinem Leben bis zum ersten Mal geschafft hatte.
Mit einem kalten Heineken in der Hand stellte er seine Leute so auf, dass sie
nicht einmal eine Kindermannschaft geschlagen hätten, aber wen kümmerte das
schon? Kyle, der beste Sportler von allen, wurde ins rechte Außenfeld verbannt,
wo er sich erwartungsgemäß bald zu langweilen begann. Das mittlere Außenfeld
wurde von Sherry Abney

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