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Größenwahn

Größenwahn

Titel: Größenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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Milch ist immer noch für Geld und gute Worte zu erstehen, aber die Milch der Musen – –
    Auf der Bahn nach Inverneß. Rechts lärmender Franzose, links hustende Schwindsüchtige, auf allen Seiten Rauch und Hitze. Tiefmelancholische Landschaft. Das trübe Mondlicht scheint sich auf dem Rücken der schwarzen Hochlandkühe zu spiegeln, die aus ihren Hürden stumpfen Blicks dem Zuge nachbrüllen. Jeder Hügel trieft hier ordentlich von geschichtlichen Blut: Hochlandmorde und Clangemetzel schienen hier stets an der Tagesordnung. Ankunft in Inverneß , einer düstern, zugigen, höchst verdächtig aussehenden Stadt. In dem alten Castle soll den gnadenreichen Duncan Macbeths Dolch getroffen haben. Es sieht mir auch ganz danach aus. Bei Culloden wurde hier anno 1746 der Prätendent Karl Eduard total geschlagen.
    Weltschmerz und Schnupfen schauern mich an, auf diesen Grabkreuzen sinnend.
     
    »Für Gott, für König und Vaterland«
    Fiel mancher Narr bei Culloden.
    Sein eisernes Kreuz als Denkmal stand
    Schon lange hier im Boden.
    Das Känzchen klagt Kiwitt, Kiwitt.
    Komm mit, komm mit!
     
    Du graues Alräunchen, Du Hochland-Guide,
    Du kicherst so verdächtig.
    Bist Du ein Uhu im Menschenkleid,
    Umgehend mitternächtig?
    Das Käuzchen klagt Kiwitt, Kiwitt!
    Komm mit, komm mit!
     
    Bei der Steamerfahrt auf dem Caledonischen Kanal nach Oban bewährt sich uns die eingewurzelte Eigenthümlichkeit dieses Gewässers, sich stets mit Regen begießen zu lassen. Soviel man unter der Nebel haube erkennen kann, bildet den Glanzpunkt der Fahrt das Sichtbarwerden des höchsten schottischen Berges, Ben Nevis, und des größten Wasserfalls der britischen Inseln, Falls of Foyers. Zwischen Ginsterhügeln wälzt, der Foyer seine Fluthenmassen, bis er, durch ein breites Felsenbecken hinabgleitend, plötzlich an einem Abgrund sich überstürzt und aus einer Höhe von etwa 90 Fuß fast senkrecht niederrollt. Die berstenden Wogenbälle donnern mit unglaublicher Kraft an die starren braunschwarzen Felsgiganten und flattern in silberweißem Schaum, wie ein Lenkotheaschleier über die Ufer. Das furchtbare Zischen der sich bildenden Strudel, wenn die herabrollenden Wassermassen unten im Strom durcheinanderwirbeln, wirkt grauenerweckend. Der zerstiebende Schaum steigt in durchsichtigen Krystall-Säulen wie Nebelqualm aus der Tiefe, welche im Contrast zu dem schneeweißen Fall rabenschwarz, erscheint. Aus den verschlungenen Schluchten, aus allen Schlüften und Höhlen dröhnt ein unaufhörliches Echo nach. Ueber dem eigentlichen Fall stürzt noch ein zweiter kleinerer hernieder und wird mit seinem stärkeren Sohn – denn er erzeugt durch seine vorbereitende Kraft hauptsächlich die aufgehäuften, sich dem größern Absturz zuwälzenden Wogen – durch eine Aetherbrücke, einen in allen Farben schillernden Regenbogen verbunden.
     
    Der Schweif des Sturzfalls peitscht die Wand,
    Wo seinem Geifer Grün entsprießt.
    Wie unterm Huf aufquirlt der Sand,
    Schaum aufwärts schießt.
     
    Wenn im Tunnel der Underground
    Der Zug herdonnert blitzesschnell –
    Wie hier, es mir im Ohre raunt:
    Stürz vor, Gesell!
     
    Dunstschemen schweben vom Glencoethal herüber, als wären es Geister der ermordeten Macdonalds und Camerons. Roth sinkt die Sonne hinter den blauen Kuppen von Mull und wir sind in Oban . Dieser kleine gemüthliche Seehafen erinnert an das liebe Fairport des »Alterthümlers«. Das Axiom »
Time is money!
« scheint hier ganz unbekannt. Der Mensch lebt, um Fische zu essen, sich zu recken. Netze zu flicken, zu schnarchen, mal aus Gnade Fische zu fangen, bis seine beschauliche Ruhe sich in ein seliges Ende hineinschnarcht. Glückliche Phäaken! Unvergeßliche Morgen, wo ich, Bulwers »Clifford« in der Hand, einsam im Walde lag, während nur fernes Lachen spielender Kinder zu mir heraufdrang oder fern auf der Höhe eine lustige Miß abscheulich trällerte! Unvergeßliche Mittage, wo ich die Ruinen von Dunolly-Castle durchkletterte oder im Boote zum Angeln hinausfuhr! Unvergeßliche Abende und Nächte, wo die überfüllte Strandpromonade mich in ein Boot trieb und ich hinausfuhr, bis die Walzer der deutschen Musikbande verhallten.
     
    Doch unhörbare Melodie
    Ertönt aus Inselschilf und Rohr –
    Nur wem Natur ein Herz verlieh,
    Der hört sie, nicht das Ohr.
     
    Viel Silberfurchen schnitt der Kahn,
    Phosphorisch, lang, durchs Wogenthal,
    Die Inseln auf der Wasserbahn
    Verbindend durch den Strahl.
     
    Die liegen rings so schwer und schwarz,
    Wie

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