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Grolar (German Edition)

Grolar (German Edition)

Titel: Grolar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Nesch
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stellte ihr Bier ab, lehnte sich vor zu ihm und nagelte ihren Blick in seine Augen.
    Sie überrumpelte ihn damit. Seine Gedanken kreisten, und er sagte mit einer berechneten Unverbindlichkeit, »Weil ich das einfach nicht glaube, nein, ich denke nicht, du wirst nicht alleine dastehen.«
    »Na«, sagte sie und stieß sich von der Theke ab, als handelte es sich um den Rand eines Swimmingpools, »dann denk mal nach, ob dir ein Grund einfällt. Ich frage mal Marten, ob er mir verrät, wo das Gold versteckt ist.«
    Sie ließ ihre Dose stehen und verschwand im Flur. Er trank sein Bier aus, danach rührte er die zweite Hälfte seines Sandwiches nicht mehr an. Irgendein Nachtfalter labte sich daran.
    Rechts in dem Regal an der Wand stand die Waage. Sie hatten sie vom Schreibtisch genommen, als sie ihn vor die Tür geschoben hatten. Hinter dem Fenster sah er den verlassenen Wohnwagen, indem er die letzten zwei Monate gehaust hatte, und der nun eigentlich ihr Zuhause hätte werden sollen. Aber das würde nicht mehr so kommen. Da bräuchte er sich keine Illusionen machen. Es war an der Zeit zu träumen.
    Tara und Cliff würden nach Hause zurückkehren, wahrscheinlich mit dem nächsten Flieger, egal, was es kosten würde. Ihr wäre es ganz gleich, ob er mitkommen würde oder nicht, ob Cliff seinen Daddy um sich hatte oder nicht.
    Ihm selbst war das nicht egal. Er musste Geld verdienen, und das konnte er hier, richtiges Geld, viel sogar, für sich und keinen anderen, der ihm einen Scheißstundenlohn gab und dafür erwartete, dass Jon stets verfügbar war, auch am Wochenende, auch achtzig Stunden die Woche, wenn es sein musste, wenn der Chef den Hals nicht vollkriegen konnte.
    Wenn Kelly dabei bleiben wollte, anpacken, den Radlader übernehmen wollte, wäre ihm das mehr als recht, und sollte sich zwischen ihnen beiden etwas entwickeln, könnten sie die doppelte Kohle einstreichen. Sie wären Königin und König, sie könnten sich alles erlauben, ein neues Leben, ohne Sorgen, Beschwerden und Klagen.
     
     
Zeit für ein zweites Bier. Er schüttelte Kellys Kokanee, es war noch halb voll. Also holte er sich nur selbst ein Neues. Wozu sich zurückhalten? Wen wollte er beeindrucken?
    Als er die Dose auf die Theke absetzte, kam sie wieder, die Glasröhrchen mit dem Gold in beiden Händen tragend, als hielt sie ein neugeborenes Kätzchen.
    Sie schüttelte die Glasröhrchen wie Rasseln und sagte, »Ich mag den Klang.«
    »Ich auch«, sagte er und reichte nach der Waage.
    »Na, dann haben wir ja etwas gemein.«
    Konnte sie seine Gedanken lesen, oder war sein Gesicht offen wie ein Buch? Oder interpretierte er zu viel in ihre Worte?
    Er schaltete die elektronische Waage an, und die digitalen Nullen leuchteten rot.
    »Schütt drauf«, sagte er.
    Sie hatte wieder ihren Platz an der Theke eingenommen.
    Vorsichtig drehte sie die Kappen ab und schüttete ein Glasröhrchen nach dem anderen auf die Waage. Das Gold rieselte heraus, und es hörte sich dabei an wie Sand auf Metall, manchmal ein
Klank
und ein
Klonk
, wenn größere Flakes oder kleine Nuggets auf die Schale trafen.
    Die rote Digitalanzeige spielte verrückt, sie bestand aus flatternden Achten, und Jon glaubte, er könnte das schwache rote Licht in Kellys Augen flimmern sehen.
    Sie konzentrierte sich voll auf das Gold, und zwischen ihren Augen trug sie Falten.
    Das letzte Korn landete auf dem goldenen Häufchen. 43,03 Unzen.
    »43 Unzen, genau, was Ray uns erzählt hat«, sagte sie.
    »Hast du gedacht, er würde nicht die Wahrheit sagen?«
    Sie schaute ihn an, »Jon, es geht um Gold, nicht um Wahrheit.«
    »Er war immer korrekt.«
    Das klang wie ein Nachruf.
    »Wo steht die Unze?«, sie nippte am Bier.
    »1.770 Dollar etwa.«
    Sie holte sich den Taschenrechner aus dem Regal und tippte, »Das macht für jeden 25.000 Dollar. Für dich, für mich und für Marten.«
    Jon glaubte, sich verhört zu haben: durch drei?
    Er korrigierte sie, »Durch sechs! Und warte mal, nein, pass auf, Ray bekam fünfzig Prozent wegen Pacht und Maschinen, das muss ja bezahlt werden. Wir bekamen alle zehn Prozent davon.«
    »Und was passiert jetzt mit den fünfzig Prozent?«, fragte sie.
    »Pacht und Maschinen und ...«
    »Wie geht es weiter? Du willst mir doch nicht erzählen, dass ihr mit den paar Kröten

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