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Grolar (German Edition)

Grolar (German Edition)

Titel: Grolar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Nesch
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einpackt und nach Hause fahrt. So blöde bin ich nicht. Das hier ist eine Goldgrube, im wahrsten Sinne des Wortes, ein Glory Hole. Und soweit ich informiert bin, soll davon keiner etwas wissen. Nicht der Pächter, nicht das Finanzamt, kein ... Schwein«, sie grinste wegen seines Spitznamens, »Dann kommt hier jeder mit einem Killing raus. Und wenn das so bleiben soll, dann bin ich im Team, im Team, wenn es hier in ein paar Tagen weitergeht, als Partnerin.«
    Das war Erpressung, ganz klar, aber so wollte er es nicht formulieren, und deswegen sagte er, »Als vollwertige Partnerin? Du kannst doch noch nichts.«
    »Ich kann schweigen.«
    Das war so abgezockt wie sexy. Vor einem halben Jahr hätte er sich so einen Moment nicht vorstellen können. Da war er arbeitslos gewesen, er hörte nichts von seinen Bewerbungen zurück, und er saß zuhause und hörte sich Taras Ausbrüche an, als könnte er etwas dafür, für die Krise, die Entlassungen, für den ganzen Mist. Da gab es keine Fantasie.
    Und jetzt saß er um drei Uhr morgens an der Küchentheke eines Trailers neben 43 Unzen Gold, Kokanees und gegenüber einer erotischen jungen Frau und besprach mit ihr eine Geschäftspartnerschaft.
    Sie trank von ihrem Bier und lächelte ihn an, »Du weißt doch, Schweigen ist Gold.«
    »Ich muss das mit Marten besprechen.«
    Sie klatschte einen Moskito auf ihrer Stirn tot und rieb sich das Blut im Hemd ab, »Wir.«
    »Wir«, korrigierte er sich. Das hörte sich irgendwie gut an.
    Sie warf den Kopf in den Nacken und exte ihr Kokanee. Schatten fielen über ihren Hals mit den Lederbändchen. An einem hing eine Münze mit einem Loch in der Mitte, ein Twoney, eine Zweidollarmünze, aus dem der mittlere Teil herausgebrochen war.
    Hohl klang die Dose beim Abstellen auf dem Holz, und sie sagte, »Dann lass uns jetzt mal durch drei teilen.«
    »Was?«
    »Wir wollen doch nicht, dass einer mit den 50 Prozent durchbrennt.«
    Ihm schwirrte der Kopf. Das besiegelte quasi das Besprochene. Kein Zurück mehr. Die Nacht war alles andere als zäh, sie war fruchtig, frisch.
    »Ich gehe nur Marten Bescheid sagen«, sagte er und erschreckte.
    Denn der Stand im Flur, »Nicht nötig. Marten weiß Bescheid, eh. Teilt.«
    Auch Kelly zuckte zusammen.
    »Ich kann euch doch nicht alleine Geschäftliches betuscheln lassen. Teilt durch drei. Ziplocs sind in der Schublade. Jeder 14,33 Unzen.«
    Kelly zog die Schublade auf und sagte, »14,33! Du warst Eckenkönig beim Kopfrechnen in der Schule, was?«
    »Ich arbeite seit 20 Jahren mit Gold. Das schult! Und morgen, also heute beim Abendessen besprechen wir alles Weitere.«
    »Da freue ich mich drauf!«, Kelly schmiss die Plastikbeutel auf die Theke und hob die Hand, um mit Jon abzuklatschen.
    Und er tat es.
     
     
Kelly verschloss den letzten der drei durchsichtigen Ziplocs mit dem Daumen und legte ihn zu den anderen zwischen sich und Jon. Jede einzelne Plastiktüte war über 25.000 Dollar wert. Nun schaute sie hoch zu ihm, und in diesem Blick konnte er alles hineinlesen: Verlangen, Verwünschen und Verlassen. Nur Frauen haben diesen Blick, dachte er – auf einmal veränderte sich etwas in ihren Augen, eine Irritation, ein Zittern, sie schaute über seine Schulter hinweg und hob eine Hand, »Da!«
    Er drehte sich um, doch da war nichts, nichts im Raum, nichts auf dem Platz jenseits des Fensters, »Was?«
    Angst ergriff ihren Körper, »Er ist da vorbeigelaufen.«
    Er fuhr herum, »Wo?«
    »Am Rüttler vorbei, er kommt, er kommt.«
    Jon griff sich das Gewehr und eilte zum Fenster. Er presste die Nase beinahe an der Scheibe platt, um so viel vom Lager im Blick zu haben wie möglich. Nirgends eine Bewegung, weder ganz links bei dem Essenszelt, noch beim Vorratscontainer, nicht beim Jenny, nicht beim Rüttler, dem Radlader oder dem Weg zum Glory Hole.
    Aber das Gelände fiel zum See hin ab, der Bär könnte einfach runter ans Ufer gegangen sein, hinter den Lagerfeuerplatz, oder sich hinter einer der Maschinen, einem Container oder dem Essenszelt versteckt haben. Er würde ihn von hier aus nicht sehen können.
    »Ruhig. Sag Marten Bescheid, ohne Cliff und Tara zu wecken, und kein Licht.«
    Er hörte, wie sich ihre Schritte im Flur entfernten. Sein Herz schlug schnell, er spürte es in seinem Brustkorb.
    Marten kam angerannt, »Wo? Wo

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