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Grolar (German Edition)

Grolar (German Edition)

Titel: Grolar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Nesch
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ab, bevor er ‚Nein' rufen konnte.
    Das Projektil prallte von der Stirn des Grolars ab und zischte wie eine Flipperkugel aus Lava durch den Trailer von einer Ecke in die andere. Jon warf sich neben den Tisch in Deckung und rollte sich zusammen wie ein Embryo, bis der Feuerball explodierte und Funken auf ihn regneten, die er rasch von seiner Kleidung wischte.
    Die Möbel, die Tapeten, das Holz, der Fußboden, es gab nichts, was nicht brannte. Überall kleine Feuer, die nun vor sich hinloderten und sich größer fraßen. Es qualmte und rauchte, er musste husten, und er hörte Taras und Cliffs Schreie, auch Marten rief seinen Namen. Kelly stolperte durch den Flur.
    Die Bestie war verschwunden, eingeschüchtert vom Treffer und dem Feuer. Das dachte Jon zumindest, doch das Tier erschien gleich hinter ihm am Fenster, drückte die Scheibe ein, die knallend zerbarst und so auch einen Durchzug mit der zerstörten Tür entstehen ließ. Der Sauerstoff funktionierte wie ein Brandbeschleuniger. Augenblicklich verwandelten sich die kleinen Feuer in gefährliche Brandherde, die sich rasch ausbreiteten. Flammen fauchten ihn aus allen Richtungen an. Trotzdem hob er das Gewehr, lud nach, aber der Bär zog seinen Schädel zurück und marschierte weiter um den Wohnwagen.
    Jon stand umzingelt von Flammen im Trailer und feuerte an der Stelle durch die Wand, wo er die Bestie vermutete. Ohne zu wissen, ob er ihn getroffen hatte, floh er in den Flur, den die Flammen noch nicht erreicht hatten. Er hustete, spuckte aus.
    Kelly kam ihm entgegen, sie ignorierte ihn, würdigte ihn keines Blickes, und er wollte sie aufhalten, aber sie wich ihm aus wie ein Eishockeyspieler einem Bodycheck. Und er schaute ihr nach, wie sie durch das Flammenmeer zur Theke sprang, als könnte ihr das Feuer nichts anhaben, sich die drei Beutel Gold unter den Nagel riss und durch die zerstörte Tür nach draußen rannte.
     
     
Kelly hielt die Luft an, als sie hinaus in die Nacht sprang. Ohne nach links oder rechts zu schauen, ob dort der Bär lauerte, hastete sie zu Rays Pick-up-Truck. Sie hatte das nötige Glück. Dies war eine klare alles oder nichts Situation. Und Kelly hatte alles gewagt und alles gewonnen.
    Sie riss die Fahrertür auf und schwang sich hoch in die Kabine. Sie traute sich nicht, über die Schulter zu schauen. Sollte das Monster jetzt hinter ihr sein, wollte sie es nicht wissen. Erst als die schwere Tür neben ihr satt ins Schloss fiel, traute sie sich. Nun war sie von einem Stahlkäfig umgeben, und das fühlte sich bedeutend besser an als die dünnen Holzwände des Trailers. Das Untier war nirgends zu sehen.
    Niemals würde sie vergessen, wie der Bär auf sie zugewalzt kam und durch die Tür gerammt war. Hätte er den Wohnwagen irgendwo anders getroffen, er wäre genauso durchgewesen. Keine Wand dieser Sperrholzkiste hielt ihm stand. Das Biest würde nun den Trailer zerlegen, von vorne bis hinten, daran bestand keine Zweifel.
    Vor ihr wölbte sich die weiße Motorhaube des Ford 250, neben ihr waberte heller Qualm aus allen Spalten des Wohnwagens. Die anderen mussten sich ins Schlafzimmer verzogen haben, vorne konnten sie sich unmöglich mehr aufhalten bei all den Flammen und dem Rauch.
    Sie drehte den Zündschlüssel, der Diesel sprang sofort an. Mit ihrer linken Hand hielt sie die Beutel mit dem Gold fest.
    77.000 Dollar.
    Noch nie hatte sie mehr Geld besessen. Nicht mal ihre Familie. Und keiner von denen hätte das bei ihr je für möglich gehalten.
    Da sie die Ziplocs keinesfalls einfach auf dem Beifahrersitz liegen lassen wollte, wo sie spätestens durch die holprige Fahrt über die verschüttete Straße herunterfliegen würden, fand sie in der Eile nur einen sicheren Ort für das gute Kilo Gold: Sie ließ die Beutel zwischen ihre Brüste in ihr Tanktop fallen, wo die schweren Plastiktüten bis zu ihrem Bauch herunterrutschten. Das Ende ihres Oberteils steckte in den Leggings, herausfallen konnten sie nicht.
    Ein letzter Blick zum Wohnwagen. Die Flammen schlugen meterhoch aus seinem vorderen Teil. Dichter Qualm waberte aus den Dachritzen und den zerstörten Fenstern.
    Der Junge tat ihr leid. Aber es war ihre Entscheidung gewesen, die Entscheidung von Jon und seiner Tara. Wenn es nach Kelly gegangen wäre, hätten sie sich schon gestern Abend auf diesen Pick-up geschwungen und wären losgebrettert. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass sie mit

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