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Grolar (German Edition)

Grolar (German Edition)

Titel: Grolar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Nesch
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hielten.
    »Spinnst du!«, Jon versuchte ihn, an der Schulter zurückzuhalten.
    Er riss sich los, »Weg! Nicht! Das Dach kracht ein, wenn er oben drauf kommt.«
    »Red nicht,...«
    »So ein Dach trägt maximal 200 Kilo!«
    »Wie kommst du da drauf? Die stapeln die Dinger auf Containerschiffen, zehn übereinander ...«
    »Ja, das Gewicht wird von den Wänden getragen, nicht von dem Dach, Mann! Das bricht ein. 200 Kilo. Wir müssen raus, raus, raus!«
    Wieder krachte er gegen die Rückwand, wieder rutschten seine Hinterbeine ab.
    Er schaute Marten zu, wie er das Gewehr wie einen Propeller nach links drehte, um den Knoten am Gürtel zu öffnen.
    Jon war noch nicht überzeugt, »Marten ...«
    »Glaub mir, zwei Männer auf dem Dach sind in Ordnung, drei Männer brechen ein, ein Bär ...«, er redete schnell, trotzdem unterbrach ihn das Platzen einer Schweißnaht an der Kante vom Dach und der Wand.
    Sie schauten sich um, Licht fiel am durchgedrückten Dach vorbei gegen die Rückwand.
    Marten beeilte sich jetzt, und Jon wünschte, er hätte ihn nicht aufgehalten. Cliff hatte sein Gesicht in Taras Hals vergraben.
    Sie schrie, »Macht!«
    Während Marten den Gürtel löste, prüfte Jon sein Gewehr. Der Lauf hatte sich verzogen, einen Knick bekommen, die Waffe war unbrauchbar. Er fluchte und schmiss es zwischen die Plastiksäcke. Er bereute, den Colt nicht behalten zu haben.
    Marten warf sich gegen die Tür.
    Nichts.
    Die Krallen der Hinterbeine wetzten über die Rückwand wie die Schlittschuhe eines Eishockeyspielers beim Spurt.
    Marten versuchte es noch einmal mit der Schulter.
    Nichts.
    »Die Tür ist verzogen, durch den Aufprall!«, rief Marten.
    Es klang, als wäre der hintere Teil des Containers in eine Schrottpresse geraten. Die Schweißnähte platzten weiter auf, mittlerweile auch an den Seiten.
    »Zusammen, komm, zusammen!«, sagte Jon, der inständig hoffte, die Tür wäre wirklich nur schief, denn er befürchtete, sie könnte von dem gleichen Felsbrocken blockiert sein, der den Container aufgehalten hatte.
    Die ersten paar Male schafften sie es nicht zur gleichen Zeit gegen die Türe zu stoßen, beim vierten Mal klappte es, und die Tür gab endlich nach. Sie ächzte in ihren verbogenen Scharnieren, während die Tatzen über den Stahl kratzten.
    »Los, los, los«, schrie Tara.
    Der Felsen blockierte lediglich die rechte Tür. So hatten sie ihm ihr Leben zu verdanken, ein paar Zentimeter weiter zur Mitte, und er wäre auch ihr Henker gewesen.
    Das Schaben der Hinterläufe arbeitete sich höher und höher.
    Sobald der Türspalt groß genug war, drängte sich Jon durch, nahm Cliff entgegen, gefolgt von Tara, und sie blieben dicht neben der Türe stehen, draußen an der Luft im Sonnenschein, aber im toten Winkel des Bären, der über ihren Köpfen wütete, brummte und brüllte.
    Als Letzter drängte Marten nach draußen, gerade rechtzeitig, denn das ganze Dach samt Grolar brach in sich zusammen. Wasser spritzte ihnen aus dem Inneren entgegen, aber die beiden Männer reagierten und warfen sich gegen die Tür und verriegelten sie mit wenigen hektischen Handgriffen.
    Der Grolar tobte in seinem Käfig, rammte wie blind gegen alle Seiten und verursachte zusammen mit seinem Gebrüll ein Grollen und Donnern, das von der Natur zurückgeworfen wurde, als würde es von den Bergen, den Bäumen, dem See und dem Himmel gleichzeitig erzeugt.
    Geschockt wichen sie zurück, Jon mit seinem Sohn auf dem Arm, während Marten mit seinem Gewehr auf die obere Kante über den Türen zielte, sollte sich dort der Bär zeigen. Dahinter qualmte der ausgebrannte Trailer vor sich hin.
    Durch den tierischen Lärm hörten sie erst spät das helle Knattern eines Flugbootmotors. Ihre Köpfe flogen hin und her, von der roten DeHavilland Beaver, die im Landeanflug über den See auf sie zuhielt zum Container und zurück.
    Das Flugboot setzte auf, weiße Gischt spritzte hinter den Kufen, und der Motor wurde mit abnehmender Drehzahl noch einmal lauter.
    In den Lärm schrie Marten, »Schwimmt hin! Ich bleibe hier und knall ihn ab, wenn er rauskommt.«
    »Marten ...«, setzte Jon an, weil er ihm mit einem Gewehr kaum eine Chance einräumte.
    Sein Kumpel unterbrach ihn direkt wieder und schrie, »Macht ... haut ab, verdammt!«
    Jon boxte ihm auf den

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