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Gromek - Die Moral des Toetens

Gromek - Die Moral des Toetens

Titel: Gromek - Die Moral des Toetens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lutz
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eingebrockt?« flüsterte er Borell im
Vorbeigehen zu.
    »Was fragen Sie mich das?« erwiderte der Assistent mit einem
Achselzucken. Dann entfernte er sich schnellstmöglich aus Gromeks Reichweite.
    Lisa, die den Vorgang zwischen Gromek, dem Botschafter und den
Mädchen aus einiger Entfernung beobachtet hatte, konnte sich ein mitleidiges
Lächeln nicht verkneifen. Sie wusste nur zu gut, dass kaum einer ihrer Kollegen
gern den Aufpasser spielte - schon gar nicht für ein paar verzogene Jugendliche,
die in Verbindung mit einem ausländischen Spitzendiplomaten standen. Eilig
stellte Lisa ihr Glas ab und machte sich auf den Weg. Bei aller Anspannung empfand
sie die unerwartete Programmänderung als angenehme Überraschung.
    In der Tiefgarage stellte Gromek zu seinem Missvergnügen fest, dass
der Wagen, dessen Schlüssel er von Serge Borell erhalten hatte, einer dieser
modernen, futuristischen Kleinbusse war. Gromek hasste futuristische
Kleinbusse.
    Die Mädchen scherten sich wenig um seinen Gemütszustand. Vergnügt
stiegen sie in den Wagen und genossen das Bewusstsein, ihren eigenen
Privatleibwächter zu haben. Ultraschick. Während er startete, warf Gromek einen
Blick in den Rückspiegel und erkundigte sich, wo es hingehen solle.
    »Ins ›Millennium‹!« schallte es vierstimmig zurück.
    Als sich Gromek umwandte, um aus der Parklücke zu fahren,
begegneten seine Augen denen von Yasmine, die neben ihm auf dem Beifahrersitz
saß. Sekunden später schaute Gromek wieder nach vorn, und ihre Augen trafen
sich erneut. Schlagartig wurde ihm bewusst, was ihr Blick zu bedeuten hatte:
Die Diplomatentochter forderte ihren Tribut an Bewunderung von ihm ein. Wortlos
verlangte sie, dass er ihre weibliche Attraktivität anerkannte. Mit einem
leisen Stöhnen verzog Gromek den Mund, holte tief Luft und gab Gas.
    Am Tor trat ein grinsender Wachposten an sie heran. Per Knopfdruck
ließ Gromek das leise surrende Seitenfenster herunter. Der Wachmann reichte ihm
eine Liste, auf der er den Wagen und die Mädchen austragen musste.
    »Sie sind schon der fünfte in den letzten 14 Tagen«, verriet ihm
der Mann mit gesenkter Stimme. »Also, mein Beileid ist Ihnen sicher«, beteuerte
er kumpelhaft. Kommentarlos retournierte Gromek das mit Uhrzeit, Datum und
Unterschrift versehene Dokument.
    Er schaute dem Wachmann, der gemächlich zurück zu seinem
spiegelverglasten Pförtnerhäuschen trottete, einen Augenblick lang nach. Sein
anfänglicher Ärger hatte sich ein wenig gelegt. Im ersten Gang ließ er den Bus
vom Botschaftsgelände rollen. Das Abdeck-Blech des Schiebetors schepperte
dumpf.
    Bald fand er sich auf dem belebten Ku'damm im Herzen Berlins
wieder. Er ahnte zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass diesmal er es war, dem
still und unauffällig jemand folgte.
     
    Bereits vor dem ›Millennium‹ konnten Gromek und die Mädchen den
Techno-Sound nicht mehr überhören - ohrenbetäubend, und doch eine Verlockung
für jeden, der ihn zu schätzen wusste. Das rhythmische Stampfen der Bässe ließ
den Boden der aktuellen In-Discothek vibrieren, während die wenigen Sequenzen
einer Synthesizer-Melodie sich in endloser Abfolge zu wiederholen schienen. Ein
halbes Dutzend bläulicher Lichtsäulen flammte über dem Eingang auf. Im Abstand
von jeweils zwei Sekunden stachen sie wie überlange Finger in den
nachtschwarzen Himmel.
    Yasmine und ihre Freundinnen waren nicht mehr zu halten. Voller
Vorfreude eilten sie voraus und bedachten die beiden muskulösen Türsteher mit
aufreizenden Blicken. Großzügig überließen sie es Gromek, an der Kasse den
Eintritt für sie zu bezahlen.
    Mit jedem Schritt, den Gromek dem Zentrum der Discothek näherkam,
das aus drei unterschiedlich großen Tanzflächen auf zwei Ebenen bestand, wurde
das Dröhnen der Bässe lauter. Wie man sich dieser Art von Musik freiwillig aussetzen
konnte, war ihm ein Rätsel. Unauffällig sah er sich nach einem Platz um, von
dem aus er die Mädchen im Auge behalten und gleichzeitig seinem Magen und
seinen Gehörgängen die größtmögliche Schonung angedeihen lassen konnte.
    Die Mädchen dagegen schienen in ihrem Element zu sein. Übermütig
stürmten sie die überfüllte Haupttanzfläche, welche im Rhythmus der Musik mit
bunten Laserkaskaden bombardiert wurde.
    Einige Minuten später betrat Lisa das ›Millennium‹. Sie hatte ihr
Haar hochgesteckt und sah dadurch plötzlich um Jahre jünger aus. Vorsichtig
hielt sie Ausschau nach Gromek, konnte ihn aber zunächst nirgends erblicken.
Zumindest

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