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Gromek - Die Moral des Toetens

Gromek - Die Moral des Toetens

Titel: Gromek - Die Moral des Toetens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lutz
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als Gromek es tat, schätzte sie grob
auf 100 Prozent.
    Ärgerlich starrte Lisa auf das Armaturenbrett. Hatte Gromek ihr
nun das Leben gerettet oder nicht?! Zählte sie seinen bis jetzt nicht
ausgeführten Auftrag mit der Rettung nach dem Friedhofsbesuch zusammen, wäre
sie ihm in jedem Fall etwas schuldig. Wenn seine Angaben richtig waren. »Das
kann doch wohl nicht wahr sein!« fluchte sie halblaut. »Jetzt bin ich auch noch
bereit, ihm das alles zu glauben!« Lisa versuchte abzuwägen, welches Risiko sie
einging, wenn ihre Einschätzung sich als falsch erweisen sollte. »So oder so«,
überlegte sie laut, »ich hätte verdammt schlechte Karten ...«
    Wie sie es auch drehte - ihr Misstrauen gegen den eigenen Dienst
war geweckt. »Was noch lange nicht bedeutet, dass ich ihm vertraue«,
stellte Lisa entschieden klar. »Nicht ein Stück. Nur soweit, wie ...« Sie brach
ab, weil ihr kein passender Vergleich einfiel. »Naja, jedenfalls nicht
besonders weit.« Nur gerade eben genug, um der Sache auf den Grund zu gehen. Falls
er sie nicht komplett belogen hatte, dachte sie ironisch, konnte sie sogar froh
sein: Einen kompetenteren Verbündeten als Gromek hätte sie gar nicht bekommen
können.
    Blieb die Frage, wie er sich ihre Liaison auf Zeit vorstellte und
ob und wie sie funktionieren würde ...
    Die SIG-Sauer Compact lag immer noch im Handschuhfach. Lisa
betrachtete Gromeks Rücken, während sie ihre Waffe an sich nahm. Sie umfasste
den kühlen Griff, betätigte mit dem Daumen die Magazinentriegelung und sah
nach, ob die Pistole überhaupt geladen war. Sie war es tatsächlich. Lisa schob
die Munition zurück in den Schacht und ließ die Waffe in ihrer Handtasche
verschwinden. Dann zog sie den Zündschlüssel, griff nach der Glock ,
stieg aus und stellte sich ebenfalls vor die Kühlerhaube.
    »Hier, Ihre Schlüssel und Ihre Waffe. Die haben Sie unvorsichtigerweise
liegen lassen.«
    Gromek schaute sie an, als hätte sie ihn aus weiter Ferne in die
Gegenwart zurückgeholt. Zögernd und verblüfft streckte er beide Hände aus, um
Schlüssel und Waffe von Lisa entgegenzunehmen. Es sah aus, als wollte er etwas
sagen, doch Lisa kam ihm zuvor: »War es nach dem Unfall vor der Schule
eigentlich schwer, mich in ihren Wagen zu verfrachten?«
    »Nein, kann ich nicht behaupten. Zumindest die ersten 30 Meter
nicht«, fügte Gromek hinzu und zeigte zum ersten Mal so etwas wie ein Lächeln.
     
    Der Drei-Zimmer-Wohnung von Alexander Holtz sah man nicht an, dass
sie seit nunmehr zwei Stunden akribisch durchsucht wurde. Nicht einmal der
Staub, der in allen Räumen Schränke, Regale, Bücher und Bilderrahmen Tage alt überzog,
war an irgendeiner Stelle verwischt. Auch die wertvolle Sammlung von
spätmittelalterlichen deutschen Lunten-Schloss-Musketen, die im Wohnzimmer
aufbewahrt wurde, wies keinerlei Spuren auf. Wahrscheinlich hätte nicht einmal Holtz
selbst eine Veränderung in seinem Appartement feststellen können.
    Gromek hatte sich den Wohnbereich und das Badezimmer vorgenommen,
Lisa die Küche und das Schlafzimmer. Sie trugen weiße Gummihandschuhe, die sie
in Holtz' Hausapotheke gefunden hatten. Lisa hatte sich außerdem aus einer
Schachtel mit Schmerztabletten bedient, um ihren Kopf soweit wie möglich zu
beruhigen. Beide arbeiteten konzentriert und bemerkten kaum, wie schnell die
Zeit verging. Sie waren so gut wie fertig mit ihrem jeweiligen Bereich.
    »Jeder von uns hat bei sich zu Hause mindestens eine Waffe für den
Notfall deponiert«, erklärte Gromek. »Ich bin sicher, bei Alex sind es drei.«
    Lisa bückte sich, um unterhalb der Spüle eine Schublade aufzuziehen:
»Zwei haben wir gefunden und entladen. Woher wollen Sie wissen, dass es noch
eine dritte oder sogar eine vierte Waffe gibt?«
    Nachdenklich trat Gromek aus dem Wohnzimmer, blieb im Türrahmen
stehen und machte dann einen Schritt in den Flur, der durch zwei großflächige
Spiegel geräumiger wirkte, als er tatsächlich war. Dort sah er sich zum wer
weiß wievielten Mal um. Er war mit dem Ergebnis ihrer Durchsuchung noch nicht
zufrieden.
    »Woher? Das kann ich Ihnen ...«
    Ohne dass vorher Schritte im Treppenhaus zu hören gewesen wären,
wurde ein Schlüssel in die Wohnungstür gesteckt und darin herumgedreht. Gromek
gab Lisa ein Zeichen, dass sie bleiben sollte, wo sie war.
    Die nicht ganz aufgezogene Schublade, vor der sie noch immer
stand, enthielt einen Besteckkasten. Anscheinend verfügte Holtz nur über drei
Messer, vier Gabeln und zwei Teelöffel, besaß

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