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Gromek - Die Moral des Toetens

Gromek - Die Moral des Toetens

Titel: Gromek - Die Moral des Toetens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lutz
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gewesen
sein sollte, war ihm neu. Doch mit Hilfe dieses Aspekts vervollständigte sich
das Puzzle ...
    »Da setzt jemand den großen Staubsauger an«, begann er seine eben
entstehende These zu formulieren. »Direktor von Eckersdorff vielleicht? Zieht
er die Notbremse, weil er seine Leichen aus dem Keller haben will? Überleg doch
mal, Alex: Das System ist nicht mehr wasserdicht! Also schickt er seine
Killertruppe über den Jordan, indem er die Beteiligten dazu bringt, sich
praktischerweise gegenseitig zu liquidieren - und rettet so seine eigene
Haut.«
    Dieser Gedankengang war Holtz zu weit hergeholt. Er hatte keine Ahnung,
was Gromek wirklich bewogen haben mochte, ihn unangekündigt in seiner Wohnung
aufzusuchen, war aber schon von Berufs wegen zu misstrauisch, um sich ohne
weiteres von dessen Worten überzeugen zu lassen. Vielmehr vermutete er in dem
plötzlichen Besuch eine Gefahr, die es so schnell wie möglich auszuschalten
galt. Scheinbar friedlich erwiderte er deshalb: »Na, ich weiß nicht. Ich
glaube, da steckt was anderes dahinter. Noch ein Glas Wein?«
    Sein Gegenüber zeigte sich nicht abgeneigt. Er leerte bedächtig sein
Glas und genoss noch das Bouquet, während Holtz schon neben sich griff und eine
zweite, verschlossene Flasche Wein zutage förderte. Einen Korkenzieher schien
er aber nicht zur Hand zu haben.
    »Ich glaube, der Flaschenöffner liegt noch irgendwo in der Küche.
Entschuldige mich für einen Moment, alter Junge.«
    Während Holtz das Wohnzimmer verließ und sich auf den Weg in die
Küche machte, hatte Lisa inzwischen ihren Sohn am Telefon.
    »Daniel, wie oft habe ich Dir schon gesagt, dass Du dich mit
deiner Schwester vertragen sollst, wenn ich nicht zu Hause bin?! Nein, ich
meine ...«
    Lisa sah sich nach Holtz um, der eine der Küchenschubladen aufgezogen
hatte und nach etwas zu suchen schien. Er bemerkte es und lächelte ihr zu. Lisa
konzentrierte sich wieder auf das, was sie ihrem Sohn zu sagen hatte:
    »... Also gut. Ihr zwei vertragt euch wieder und packt ein paar
Sachen ein, jeder in seinen eigenen Koffer. Ich komme dann so bald wie möglich
...« Als sie sich wieder nach Alexander Holtz umsah, war die Küche leer. »Bis
nachher, mein Schatz.«
    Sie legte den Hörer auf. Ihr kam ein schrecklicher Gedanke. Sie
lief in die Küche, stellte sich an den Platz, an dem Holtz gerade gestanden
hatte, und zog die Schublade auf, von der sie glaubte, dass er ihr etwas
entnommen hatte. Es war die Schublade mit dem unvollständigen Besteck.
    Zwei Schüsse drangen aus dem Wohnzimmer an Lisas Ohr, laut wie
Explosionen.
    Kurz darauf taumelte ein von beiden Kugeln in die Brust getroffener
Holtz auf sie zu. Sein Hemd war blutgetränkt. Nach wenigen Schritten brach er
vor ihren Augen zusammen. Mit einem dumpfen Geräusch schlug seine Stirn auf die
Küchenfliesen. Seine Beine auf dem grauen Teppichboden des angrenzenden
Wohnzimmers bewegten sich noch einmal, dann lagen sie still.
    Mechanisch schob Lisa die Schublade zu. Sie stieg über den am
Boden liegenden Körper und beugte sich hinab, um ihn an der Schulter
herumzudrehen. Holtz' Augen starrten sie an, während das Blut von seiner
aufgeschlagenen Stirn seitlich an der linken Wange herunterzulaufen begann,
dicht unter Lisas blonden Haarspitzen, die einen Moment lang hektisch über
seinem Gesicht pendelten. Ihre linke Hand schob sich unter Holtz' Kopf, während
die rechte nach seiner Halsschlagader tastete. Mit einem rasselnden Geräusch sog
Alexander Holtz Luft ein und stieß sie gleich darauf stöhnend wieder aus. Lisa
zuckte zusammen, als der weinschwere Atem sie traf, doch sie hatte sich schnell
wieder unter Kontrolle. Das alles war nicht neu für sie. In ihren Gedanken lief
ein Programm ab, das sie schon lange nicht mehr benutzt hatte. Zu ihrer
Überraschung funktionierte es noch genauso präzise wie früher.
    Holtz war jetzt zweitrangig. Lisa legte seinen Kopf zurück auf die
Fliesen und drehte sich nach Gromek um, der im Türrahmen hinter ihr stand. Mit
einem polternden Geräusch ließ er seine Glock neben sich auf den
Küchentisch fallen, dann griff er sich mit der rechten Hand an den verletzten
linken Arm, in dem die zweischneidige Klinge des Kampfmessers steckte.
    »Ich wusste, dass er eine dritte Waffe hat«, presste er hervor.
    »Sicher«, antwortete Lisa.
    Sie eilte ins Bad. In wenigen Sekunden hatte sie frische
Handtücher und Verbandszeug beisammen. »Wir müssen hier verschwinden, bevor
einer von den Nachbarn die Polizei

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