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Gromek - Die Moral des Toetens

Gromek - Die Moral des Toetens

Titel: Gromek - Die Moral des Toetens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lutz
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Gedanken überschlugen sich. Sein ehemaliger Kollege hatte
nur noch kurz zu leben. Wusste Holtz etwas, das er noch nicht preisgegeben
hatte? Konnte es irgendjemandem gelungen sein, Sektion-4 zu
unterwandern und einen derartigen Schaden anzurichten, ohne dass man es bemerkt
hätte? Oder versuchte Holtz tatsächlich nur, sie mit seinen Andeutungen in der
Wohnung zu halten, bis sie in der Falle saßen?
    »Bringen Sie das zu Ende, Gromek! Er hält uns hin, und Sie riskieren
auch noch Ihren Kopf dafür - von meinem ganz zu schweigen!« Lisas Stimme war
jetzt hektisch und laut. Sie war mit ihren Nerven am Ende. Vom frühen Morgen an
hatte dieser Mann nichts anderes getan als sie in immer größere Gefahr zu
bringen. Worauf wartete er jetzt noch?!
    Holtz stieß einen zischenden Laut aus, der wohl ein höhnisches
Lachen darstellen sollte. »Fragt sich, wer von uns ... besser dran ist: Ihr ...
oder ich.«
    »Schluss jetzt!« schnappte Lisa. Sie griff nach Gromeks Waffe, die
noch immer auf dem Küchentisch lag, und zielte auf Holtz' Kopf. Ein weiteres
Grinsen verzerrte sein Gesicht.
    »Leg' ihn um, Schätzchen, nicht mich.«
    »Ihren Schalldämpfer.«
    Ohne hinzuschauen hielt sie Gromek die offene Hand entgegen, doch
der reagierte nicht.
    Ein Krampf durchzuckte Holtz' Gestalt. Er musste höllische Qualen
leiden.
    »Töte Gromek, und Du bist ...«
    Lisa drückte ab. Der Schuss war so laut, dass es ihr noch für Minuten
in den Ohren klingelte.
    »... frei««, ergänzte sie Holtz' letzten Satz und reichte Gromek
die Glock .
    Nach all den Jahren hatte sie also wieder einen Menschen getötet.
Aus Berechnung, nicht weil irgendwelche Emotionen sie dazu verleitet hätten.
So, wie sie es einmal gelernt hatte. Lisa war nicht stolz auf das, was sie
getan hatte. Ganz gewiss nicht. Im Gegenteil - sie fühlte sich so elend wie
schon lange nicht mehr. Ein flaues Gefühl breitete sich in ihrer Magengegend
aus. Ein großer Stein drückte auf ihre Brust. Würde sie ihren Kindern in die
Augen blicken können, wenn sie an diesem Abend nach Hause kam? Ihr wurde übel.
Fluchtartig verließ sie den Raum.
    Bevor sie die Wohnung von Alexander Holtz verließen, hatte Gromek
noch ein Telefonat zu erledigen. Im Flur tippte er eine elfstellige Nummer ein
und klemmte sich den Hörer zwischen seine schmerzfreie rechte Schulter und das
rechte Ohr. Schon nach dem ersten Läuten knackte es in der Leitung.
    »Ja?« meldete sich eine Stimme am anderen Ende der Leitung.
    »Auftrag erledigt«, erwiderte Gromek knapp. Dann legte er den
Hörer neben das Telefon, ohne die Verbindung zu unterbrechen.
    Wenige Minuten darauf saßen sie in Gromeks Wagen. Die blutigen
Handtücher hatte Lisa zusammen mit den Resten des Verbandmaterials erst in eine
Plastiktüte und dann in einen Mülleimer am Parkplatz gestopft. Die übrige
Spurenbeseitigung hatten sie auf ein paar hastige Handgriffe beschränken
müssen.
    Mit einem knappen »Ich fahre« hatte sie Gromek eine Hand entgegengehalten.
    »Sie kennen den Wagen nicht.«
    »Sie kenne ich auch nicht. Und Sie sind verletzt. Die Wunde muss
übrigens genäht werden. Außerdem brauchen Sie eine Tetanusimpfung, um einer
möglichen Blutvergiftung entgegenzuwirken. Ohne einen Arzt wird das wohl nicht
zu machen sein.«
    »Sie hatten heute schon einen Unfall ...«
    »... und da ich einen zweiten nicht gebrauchen kann, werde ich
fahren.«
    »Na, meinetwegen«, brummte Gromek und reichte ihr die Schlüssel,
ohne sonderlich begeistert zu wirken. »Was den Arzt betrifft - da kann ich,
glaube ich, was Nettes arrangieren. Aber zuerst sollten wir endlich von hier
verschwinden.«
     
    Als Viktor Kilar und ein Vier-Mann-Team auf dem Parkplatz vor
Alexander Holtz' Wohnanlage vorfuhren, setzte gerade die Abenddämmerung ein.
    Mit vorgehaltenen Waffen betraten Kilars Männer Holtz' Wohnung und
begannen sofort, sämtliche Räumlichkeiten zu überprüfen. Kilar selber blieb an
der Wohnungstür stehen, bis der Teamführer ihm Bescheid gab: »Die Wohnung ist
gesichert.«
    Erst jetzt wurden die Lichter in dem Appartement eingeschaltet.
Kilar trat ins Wohnzimmer und warf von dort aus einen eher desinteressierten
Blick auf Holtz' Leiche, bevor er sich flüchtig in den anderen Räumen umsah.
Für eine genauere Untersuchung des Appartements, den Abtransport der Leiche und
das Auflösen der Wohnung waren seine Leute zuständig, nicht er.
    Keine drei Minuten, nachdem Holtz' Appartement okkupiert worden
war, trat ein Mitarbeiter aus Kilars Team an seinen Chef

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