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Gromek - Die Moral des Toetens

Gromek - Die Moral des Toetens

Titel: Gromek - Die Moral des Toetens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lutz
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Zimmer gehinkt. Unbeeindruckt ignorierte er, dass Gromek und
Lisa bewaffnet waren. Lisa glaubte beinahe, das Knarren seiner Beinprothese zu
hören. Nachdem Nelling einige Schritte ins Zimmer getan hatte, warf Gromek
einen Blick auf den menschenleeren Flur, dann schloss er die Tür wieder ab.
    Er nahm dem Besucher seinen Arztkoffer ab und stellte ihn auf das
Bett. Anschließend führte er ihn zu Lisa, um die beiden einander vorzustellen:
»Darf ich bekannt machen: Lisa-Marie Delius - Gerhard Nelling.«
    »Sehr angenehm«, erwiderte der Berufssoldat a.D. und küsste
formvollendet Lisas Hand, welche sie ihm gern entgegengestreckt hatte. »Was
Frauen angeht, hattest Du schon immer einen guten Geschmack«, bemerkte Nelling
zu Gromek gewandt. »Das muss der Neid Dir lassen. Also, Kinder, worum geht es?
Ich bin schließlich ein vielbeschäftigter Mann und kann es mir nicht leisten,
meine kostbare Zeit in überteuerten Luxushotels zu verplempern, dafür werdet
ihr doch sicher Verständnis haben. Oder etwa nicht?«
    »Schon gut, alter Freund«, beschwichtigte Gromek, wobei er sich
nicht entscheiden konnte, ob er nur grinsen oder laut lachen sollte. »Wir haben
selber nicht viel Zeit. Hier, sieh Dir mal das an.«
    Etwas steif zog er sein Jackett aus, setzte sich auf die Bettkante
und präsentierte Gerhard Nelling seinen verletzten Arm. Der Verband, den Lisa
provisorisch in Holtz' Wohnung angelegt hatte, war in der Mitte schon von Blut
durchtränkt.
    Nelling betrachtete die Wunde. Er war jetzt ganz in seinem Element,
und es schien ihn wenig zu kümmern, dass er sich dabei in einem Hotelzimmer und
nicht in einem Operationssaal befand. Seine Anweisungen waren knapp und
präzise: »Mach dich frei, Michael. Frau Delius - ich darf doch Lisa zu Ihnen
sagen? - Sie werden mir assistieren. Nehmen Sie ihrem Partner den Verband ab,
während ich mir im Badezimmer die Hände wasche. Übrigens: sauber angelegter
Verband. Nicht schlecht.«
    Gerhard Nelling griff in seinen Arztkoffer, holte eine Flasche Sterillium
hervor und verschwand hinkend im Bad, um seine Hände zu desinfizieren. In der
Zwischenzeit zog Lisa Gromek das Hemd wieder aus. Anschließend nahm sie ihm
vorsichtig den blutverklebten Verband ab.
    Mit ausgestreckten Händen kam Nelling aus dem Bad zurück und
setzte sich mit einem leisen Ächzen neben Gromek auf das Bett. Er kniff die
hellgrauen Augen zusammen und betrachtete eingehend die etwa vier Zentimeter
lange Verletzung. Tadelnd schüttelte er den Kopf.
    »Messerstich, hm? Hättest Du einen anständigen Beruf wie alle
anderen auch, müsste ich mich jetzt nicht hier herumtreiben, um dich wieder
zusammenzuflicken. Die Wunde muss übrigens genäht werden, aber das weißt Du ja
sicher schon. Drei bis vier Stiche dürften ausreichen. Lisa, in meinem Koffer
finden Sie eine Packung sterile Handschuhe, ein steriles Einmaltuch,
Kompressen, zwei Metall-Schalen, Kochsalzlösung und Wasserstoffperoxyd, eine
Packung Nadel und Faden sowie eine Packung mit Nadelhalter, Schere und
Pinzette. Außerdem brauche ich Hautdesinfektionsspray, eine
Fünf-Milliliter-Spritze, eine von den schwarzen Kanülen und als Lokal-Anästhetilum
Scandicain 0,25 Prozent. Geben Sie mir zuerst die Handschuhe, das Tuch und die
Kompressen. Und Du, mein Lieber, legst dich jetzt schön brav aufs Bett.«
    Michael Gromek tat, was Nelling von ihm verlangte. Lisa ihrerseits
nahm das Aufgezählte aus dem Koffer. Mit spitzen Fingern öffnete sie die
Packung mit den sterilen Handschuhen und hielt sie Nelling so hin, dass er
bequem mit beiden Händen hineinfahren konnte. Als nächstes folgte das grüne
Einmaltuch. Nelling breitete es neben sich auf dem Nachtschränkchen aus und platzierte
darauf alle Instrumente, die ihm Lisa eines nach dem anderen reichte - mit peinlicher
Vorsicht ausgepackt und in der richtigen Reihenfolge.
    Der Oberstleutnant a.D. sah sich den Messerstich aus der Nähe an.
»Desinfektionsspray auf die Haut um die Wunde herum, bitte«, wies er Lisa an.
Diese sprühte wie verlangt. Dann nahm er die bereitgelegte Spritze zur Hand:
»Scandicain.«
    Lisa nahm die Ampulle, brach den Verschluss ab und drehte den
Behälter auf den Kopf. Nelling brachte die Fünf-Milliliter-Spritze an die
Öffnung und zog sie mit dem farblosen Anästhetikum auf. Als die Spritze
vollgelaufen war, befestigte er die Kanüle.
    »Noch einmal sprühen, bitte.«
    Nachdem Lisa gesprüht hatte, wischte Nelling mit einer Kompresse
das überschüssige Desinfektionsmittel weg und injizierte

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