Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gromek - Die Moral des Toetens

Gromek - Die Moral des Toetens

Titel: Gromek - Die Moral des Toetens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lutz
Vom Netzwerk:
würde, und setzte sich zu Julia und Daniel, die in den
Wartebereich geflüchtet waren. Nicht besonders deutlich, aber unverkennbar
aggressiv drangen vereinzelte Wortfetzen aus dem Gespräch ihrer streitenden
Eltern bis dorthin.
    »Herr Gromek, was ist ein Schweinepriester?« erkundigte sich
Daniel interessiert.
    »Ich möchte die Erziehungsmethoden deiner Mutter keinesfalls
durchkreuzen«, antwortete der ausweichend. »Deshalb halte ich es für das beste,
wenn Du sie in einer ruhigen Minute einmal selber danach fragst.«
    Lisa tauchte vor der Sitzgruppe auf.
    »Ich bin fertig. Wir können gehen.«
    Und zu den Kindern gewandt: »Hört mal her, ihr zwei. Ihr fahrt
heute Abend mit eurem Vater zu ihm nach Hause. Bis dahin hat er noch viel zu
tun. Seid so lieb und nehmt etwas Rücksicht auf ihn, ja? Versprochen?«
    Julia und Daniel sahen ihre Mutter vorwurfsvoll an, bevor sie mit
hängenden Köpfen einwilligten. »Versprochen«, murmelte jeder von beiden leise.
     
    Wieder im Wagen, saßen Lisa und Gromek erst einmal nur still da.
Nach einer Weile legte sie ihren Kopf auf seine Schulter.
    »Glaubst Du, wir haben überhaupt noch eine Chance?« fragte sie
langsam.
    Versonnen strich Gromek ihr mit einer Hand über den Kopf. Er hatte
keine Antwort auf ihre Frage.

14 .  Herrenhaus
     
    Die schmale, staubige Landstraße, auf der Lisa und Gromek seit
nunmehr einer Viertelstunde fuhren, schlängelte sich in endlosen Kurven durch
eine üppige Landschaft, gesäumt von im Wind flüsternden Linden. Der rostige
Wagen, mit dem sie ihrem endgültigen Ziel entgegen strebten, war den beiden
inzwischen so vertraut, dass sie das übertriebene Ächzen und Stöhnen seiner
mechanischen Innereien als natürliche Fahrgeräusche interpretierten.
    »Hast Du das Diktiergerät mit dem Band dabei?« fragte Lisa wie
beiläufig, als vor ihnen eine Reihe von Backsteinschornsteinen auftauchte, die
auf dem Dach eines Herrenhauses thronten und den in einiger Entfernung zum Haus
liegenden See in nahezu gleich große Flächen unterteilten. »Wir werden den
Mitschnitt von diesem Gespräch zwischen Direktor von Eckersdorff und Viktor
Kilar möglicherweise gut gebrauchen können - damit man uns nicht von Anfang an
als Verschwörungsspinner abstempelt.«
    »Du glaubst also«, resümierte Gromek sarkastisch, wobei er unverwandt
nach vorn blickte, ganz als wäre ihm der imposante Bau noch gar nicht
aufgefallen, »man wird damit so lange warten, bis die Aufnahme zu Ende ist, und
uns erst dann als Verschwörungsspinner abstempeln?«
    Lisa drehte den Kopf in seine Richtung. Sie öffnete den Mund, um
etwas zu erwidern, bemerkte aber erst dann, dass sie überhaupt nicht wusste,
was sie darauf entgegnen sollte.
     
    Am Haupttor des Anwesens, vor dem zwei Torwachen in Zivil postiert
waren, brachte Gromek den Wagen zum Stehen, stellte den Motor ab und kurbelte
das Seitenfenster herunter. Er wartete, bis einer der beiden BKA-Beamten an ihn
herantrat. Ohne die Miene zu verziehen, begutachtete der junge Mann das Äußere
des Fahrzeugs und dessen Innenraum, bevor er sich an Gromek wandte.
    »Guten Abend. Ihre Einladungen, bitte.«
    Sie hielten dem Beamten ihre Dienstausweise deutlich erkennbar
entgegen und nahmen sie erst wieder herunter, als der Torwächter nickte.
    »Guten Abend. Gromek, Michael, und Delius, Lisa-Marie. Wir haben
keine Einladung. Wir sind dienstlich hier.«
    »Dienstlich«, wiederholte der Wächter gedehnt und ergänzte das von
dünnen Linien in eine Reihe von Kästchen unterteilte Formularblatt seiner
Besucherliste um zwei weitere Eintragungen.
    »Sie und Ihre Partnerin können passieren. Aber verlassen Sie ihren
Wagen vorläufig nicht. Wir müssen erst Ihre Identität überprüfen. Es wird nicht
lange dauern. Ich gehe davon aus, dass Sie für diese Sicherheitsmaßnahme
Verständnis haben werden.«
    »Natürlich«, antwortete Gromek, während er den Wagen wieder
anließ. »Vielen Dank.«
    Das schwere Tor teilte sich in der Mitte. Summend strebten seine
Hälften auseinander. Nachdem es den Weg freigegeben hatte, fuhr Gromek hindurch
und parkte wie angewiesen auf dem erstbesten Parkplatz.
    »Drin wären wir. Bleibt die Frage, ob und wie wir wieder herauskommen.«
    »Na, wunderbar«, erwiderte Lisa trocken. »Das ist genau das, wovon
ich schon immer geträumt habe.«
     
    Mehrere 100 Gäste verteilten sich auf die großzügig bemessene, von
zwei breiten Treppenaufgängen eingefassten Empfangshalle des Herrenhauses und
zwei geräumige Nebenflügel. In

Weitere Kostenlose Bücher