groß in Form
sie sich von den Wanderern verabschiedete. „Ich bin ja schließlich die Gastgeberin. Außerdem möchte ich gern noch ein bisschen mit Isi schwatzen. Wir bleiben doch auf, bis Günter zurück ist, nicht wahr, Isi?“, schmeichelte sie.
Mit großen Taschenlampen bewaffnet zogen die vier Mädchen und ihr Beschützer los. Es war wirklich ein wunderbares Erlebnis. Sie redeten nicht viel, sondern horchten auf die Geräusche. Ab und zu zirpte ein Vogel beim Einschlafen. Im Laub raschelte es. „Ein Mäuschen“, erklärte Günter und ein anderes Mal: „Ein Igel.“ Einmal sahen sie eine Eule durch die kahlen Zweige fliegen – lautlos. Ein Hase sauste erschrocken davon, als er die Mädchen herankommen hörte. Rehe sahen sie nicht, wie sie insgeheim gehofft hatten.
Als sie an die Stelle kamen, an der sie den fremden Mann mit der kleinen Tochter getroffen hatten, erzählten sie Günter davon. „Wird hier viel gewildert?“, fragten sie.
„Eigentlich nicht“, antwortete er. „Jedenfalls bis vor ein paar Jahren, solange mein Vater im Dienst war, kaum. Inzwischen ist dieses Forstamt aufgehoben worden. Deshalb konnten wir ja auch das Haus und das ganze Anwesen vom Staat pachten. Es mag natürlich vorkommen, dass ein Fallensteller versucht, einen Hasen zu erwischen. Meinem Vater darf ich gar nichts von so einem Verdacht sagen. Er wird dann fuchsteufelswild. Doch ich werde selber einmal darauf achten.“
Viel schneller als erwartet sahen sie das Schulgebäude im Mondlicht auftauchen. Sie hatten kaum anderthalb Stunden für den Weg gebraucht.
Günter erklärte ihnen, was er mit Frau Theobald verabredet hatte: „Ihr sollt durch die Küche ins Haus gehen. Sie lässt die niedere Hoflaterne vor dem Kücheneingang brennen und die Tür unverschlossen. Ihr müsst dann bloß die Laterne ausknipsen und den Schlüssel umdrehen.“
Am großen Parktor verabschiedeten sie sich von Günter, der sich aufs Rad schwang und heimfuhr. „Die Taschenlampen bringt ihr uns gelegentlich zurück“, rief er ihnen noch zu.
„Natürlich und vielen Dank! Und schöne Grüße!“
Vorsichtig gingen sie an der Parkmauer entlang zur Küchentür. Doch die Laterne brannte nicht. Und die Tür war verschlossen ...
Inzwischen war im Internat alles längst zur Ruhe gegangen – auch die Direktorin, die natürlich die Küchentür aufgeschlossen und das Hoflicht angeknipst hatte.
Aber Mamsell war noch wach. Sie hatte ein paar Briefe geschrieben und wollte gern einen Schluck Sprudel oder Saft trinken. Die Flasche, die sie gewöhnlich im Zimmer hatte, war leer. Wie dumm! Mamsell überlegte. Dann nahm sie ihre kleine Taschenlampe und schlich leise, leise die Flure entlang, die zu den Turmstiegen und zur Küche führten. Sie angelte sich eine Flasche Apfelsaft aus dem Kühlschrank und wollte gehen. Da sah sie von draußen einen Lichtschein. Nanu? Sie ging hin und wollte vorsichtig hinausschauen. Ja, aber ... die Tür war überhaupt nicht verschlossen! So ein Leichtsinn!
Oder sollten Einbrecher im Gelände sein? Eine ausgesprochene Heldin war Mamsell bestimmt nicht. Aber wenn es drauf ankam, ging sie den Dingen auf den Grund. Sie sperrte zunächst einmal zu und knipste das Licht aus. Dann lauschte sie ... Alles war still.
Aber ich werde aufpassen!, dachte Mamsell. Ich werde weiterschreiben und dabei horchen, ob sich etwas tut.
Als sie wieder in ihrem Zimmer saß, sah sie nach der Uhr. Es war schon zehn durch, fast halb elf.
Doch noch war alles still. Aber ... Moment ..., rüttelte da nicht jemand an der Tür? Waren nicht Stimmen zu hören? Waren die Einbrecher da? Na wartet!
Mamsell nahm ihren gewaltigen Stockschirm, der ihr oft auch als Gehstock diente, und ihre Taschenlampe. Wieder schlich sie die Flure entlang zur Küche.
Tatsächlich: Da draußen wurde leise gesprochen. Lichter schwankten, entfernten sich ... Mamsell schloss leise die Tür auf, hielt den Schirm schlagbereit und riss die Tür auf. Sie knipste die Lampe an und rief mit einer Stimme, die vor Aufregung ganz rau und tief klang: „Stop! Arrêtez! ... ‘alt!“ Von draußen traf sie ein anderer Lichtschein, der sie blendete.
Aber nach ihrem Anruf kam eine Stimme: „Mamsell!“, und ein leises Lachen. Das Licht draußen erlosch und sie erkannte Hilda.
„Was tust du denn hier?“, fragte sie verdutzt.
„Wir haben eine Nachtwanderung gemacht“, flüsterte Hilda. „Zu viert. Frau Theobald weiß Bescheid. Sie versprach, die Küchentür aufzuschließen und das Licht
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