groß in Form
Adler“, meinte Doris und erntete großes Gelächter. Immerhin wanderten sie nun weiter und stießen bald auf Marianne und Carla. Es wurde nicht weiter über die Sache geredet.
„Hier entlang“, sagte Marianne nur.
Plötzlich, als der Weg eine Biegung machte, stand ein merkwürdiger Mensch vor ihnen: ein jüngerer Mann mit dunklem, struppigem Haar und einem wirren Backenbart. Er trug einen Rucksack – war es ein Wilderer, der einen Hasen erwischt hatte? Seine Kleidung war ärmlich, aber nicht zerrissen. An der Hand führte er ein kleines, etwa neunjähriges Mädchen mit braunen Locken, das einen alten Teddy im Arm hielt.
Die Mädchen aus Lindenhof starrten ihn genauso erschrocken an wie er sie, obwohl er ihr Schwatzen eigentlich längst gehört haben musste. Dann hob er kurz den verwitterten Lodenhut, grüßte und ging weiter.
Die Mädchen blieben eine Weile still.
„Eine unheimliche Begegnung“, meinte Petra schließlich.
„So unheimlich nun auch wieder nicht“, antwortete Nanni. „Wer ein Kind so fürsorglich an der Hand führt wie dieser Mann, der tut anderen nichts.“
„Ob er gewildert hat?“, überlegte Katrin.
Suse jammerte: „Ein Wilderer? Das ist aber wirklich unheimlich.“
„Beruhig dich“, rief eine andere. „Richtige Wilderer schleichen abends oder morgens in der Dämmerung herum, aber nicht am helllichten Tag.“
Zum Glück entdeckte Bobby gerade ein Schild: „Zur Waldwirtschaft Birkenreuth“, und mit einem Schlag graulte sich keine mehr.
„Hast uns gut geführt, Marianne“, sagte Hilda, die wie immer versöhnlich gestimmt war, und Marianne antwortete etwas, das wie „Schon recht!“ klang.
Corni ging schneller, setzte sich an die Spitze, und als die Tür des Gasthauses aufging, raste sie los. Sie fiel der jungen Frau um den Hals und ging mit ihr zusammen der Klasse entgegen. „Hier, Isi, das sind meine neuen Freundinnen“, stellte sie großzügig vor.
Isi rief: „Herzlich willkommen in Birkenreuth!“ Aber dann sah sie die Zwillinge, stutzte einen Augenblick und rieb sich die Augen. „Wer ist denn das, Corni?“, fragte sie.
„Das ist Hanni“, stellte Corni vor, „und das ist Nanni. Stimmt’s?“
„Beinahe“, sagten die Zwillinge grinsend. „Du hast uns bloß verwechselt.“
„Ich lerne es schon noch“, versicherte Corni. „Was die anderen können, das kann ich auch. Auf jeden Fall sind es Zwillinge.“
„Was du nicht sagst!“, antwortete Isi trocken. „Ich habe es mir fast gedacht.“ Und nach kurzer Überlegung setzte sie hinzu: „Ihr müsst mir helfen, meinen Schwiegervater zu foppen. Er macht es sonst gern mit uns. Wie wir es anfangen, weiß ich noch nicht. Aber lasst euch bitte nicht zusammen vor ihm sehen.“
Hanni und Nanni versprachen es ihr lachend. Solche Verwechslungsstreiche waren immer nach ihrem Sinn.
Wieder ging die Tür des Gasthauses auf: Erst kam hechelnd und schwanzwedelnd ein lustiger hellbrauner Dackel angerast. Er sprang bellend um die Mädchengruppe herum. „Als wären wir eine Herde Schafe, die er heimholen müsste“, sagte Katrin. Sie versuchte vergeblich, den kleinen Kerl zu streicheln. Er entwischte ihr immer wieder.
Hinter dem Dackel kam der Hausherr und führte eine wunderschöne gefleckte Dogge an der Leine. „Da kommt mein Mann“, rief Isi und ging ihm mit Corni entgegen.
„Günter Holzhausen“, stellte der junge Mann sich vor, „und, um es gleich zu regeln: Wir sagen alle du zueinander. Wir sind ja nur ein paar Jährchen auseinander.“
Diesmal erreichte Katrin, was sie wollte: Die Dogge ließ sich streicheln – vielmehr sie duldete es. Kaum merkte das der Dackel, sprang er eifersüchtig an Katrin hoch.
Dann kamen sie in eine große Diele mit einem gemütlichen Kachelofen. Viele Türen gingen davon ab zu den Gastzimmern, den Privaträumen und der Küche. Im Hintergrund führte eine dunkel gebeizte, behäbige Treppe ins Obergeschoss. Sie sahen sich überall um, denn Isi sagte: „Gäste haben wir noch nicht – außer euch. Ihr seid also Alleinherrscher.“
Dann polterte es von oben die Treppe herunter. „Na, da haben wir ja das junge Volk“, rief der alte Förster mit seiner kräftigen Bassstimme. „Willkommen in Birkenreuth.“
„Legt eure Sachen hier in der Diele ab“, riet Isi. „Im großen Gastzimmer ist der Tisch gedeckt.“
Vier Tische waren in dem großen Raum. Sie waren fast kreisförmig angeordnet.
„Meine Erfindung“, sagte der alte Förster stolz. „Hier haben wir nach
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