Großadmiral Thrawn 02 - Die dunkle Seite der Macht
sie sich verschüchtert zwischen zwei der größeren Felsen auf dem, was von einem uralten Vulkankrater übriggeblieben war. Dennoch, mit den Überresten des Kraterrandes, der sich in der Ferne kreisförmig schwang, und dem strahlend blauen Wasser des vierhundert Meter unter ihm liegenden Ringsees, konnte C’baoth zugeben, daß die Eingeborenen zumindest ihre Burg an einem Ort mit eindrucksvoller Aussicht errichtet hatten. Ihre Burg oder ihren Tempel oder was immer es auch war. Sie war ein guter Unterschlupf für einen Jedi-Meister, insbesondere, da dieser Ort für die Kolonisten heilig zu sein schien. Außerdem stellte die düstere Insel im Zentrum des Kraters, die dem See seine Ringform gab, einen angemessen geheimen Landeplatz für Thrawns ärgerlicherweise endlosen Strom von Fähren dar.
Aber es war weder die Aussicht noch die Macht oder gar das Imperium, mit dem sich C’baoths Gedanken beschäftigten, während er auf der Burgterrasse stand und hinunter zum Ringsee blickte. Sondern das seltsame Aufflackern, das er soeben in der Macht gespürt hatte.
Er hatte es zuvor schon gespürt, dieses Flackern. Oder zumindest hatte er es geglaubt. Die Spuren in die Vergangenheit waren immer so schwer zu verfolgen, gingen so leicht verloren in den Nebeln und der Hetze der Gegenwart. Selbst von seiner eigenen Vergangenheit waren nur Erinnerungsfetzen geblieben, Szenen wie aus einem Geschichtsbuch. Er glaubte sich zu erinnern, daß jemand versucht hatte, ihm die Gründe dafür zu erklären, aber die Erklärung war längst im Dunkel der Vergangenheit verschwunden.
Es spielte ohnehin keine Rolle. Erinnerung war nicht wichtig; Konzentration war nicht wichtig; seine eigene Vergangenheit war nicht wichtig. Er konnte sich auf die Macht verlassen, wenn er sie brauchte, und das war wichtig. Solange dies möglich war, konnte ihn niemand verletzen oder ihm wegnehmen, was ihm gehörte.
Nur daß Großadmiral Thrawn es ihm bereits weggenommen hatte. Oder nicht?
C’baoth sah sich auf der Terrasse um. Ja. Ja, dies war nicht das Zuhause und die Stadt und die Welt, die er nach seinem Willen geformt und beherrscht hatte. Dies war nicht Wayland, der Planet, den er dem Dunklen Jedi entrissen hatte, der vom Imperator als Wächter über das Lager im Mount Tantiss eingesetzt worden war. Dies war Jomark, wo er wartete... auf... jemand.
Er strich mit den Fingern durch seinen langen weißen Bart und zwang sich zur Konzentration. Er wartete auf Luke Skywalker – das war es. Luke Skywalker würde zu ihm kommen, und Luke Skywalkers Schwester und ihre ungeborenen Zwillinge, und er würde sie alle zu seinen Jüngern machen. Großadmiral Thrawn hatte es ihm versprochen, als Lohn für seine Unterstützung des Imperiums.
Er zuckte bei dem Gedanken zusammen. Sie war schwer, diese Hilfe, die Großadmiral Thrawn von ihm verlangte. Er mußte sich sehr konzentrieren, um das zu tun, was sie wollten; er mußte seine Gedanken und Gefühle konzentrieren, und das manchmal für lange Zeiträume. Auf Wayland hatte er so etwas nicht tun müssen, nicht mehr, seit er gegen den Wächter des Imperiums gekämpft hatte.
Er lächelte. Es war eine eindrucksvolle Schlacht gewesen, dieser Kampf gegen den Wächter. Aber noch während er sich zu erinnern versuchte, wirbelten die Einzelheiten davon wie Strohhalme im Wind. Es war schon zu lange her.
Lange her... wie dieses Aufflackern in der Macht.
C’baoths Finger wanderten von seinem Bart zu dem Medaillon, das sich an die Haut seiner Brust schmiegte. Er preßte die Handfläche gegen das warme Metall, kämpfte gegen die Nebel der Vergangenheit an und versuchte, sie zu durchdringen. Ja. Ja, er irrte sich nicht. Dasselbe Aufflackern hatte er dreimal in den letzten Jahren erlebt. Es war gekommen, für eine Weile geblieben und dann wieder erloschen. Wie jemand, der eine Zeitlang gelernt hatte, die Macht zu nutzen, um es dann wieder zu vergessen.
Er verstand es nicht. Aber es bedeutete keine Bedrohung für ihn, und deshalb war es nicht wichtig.
Über ihm, so spürte er, trat soeben der Imperiale Sternzerstörer in den Orbit ein, hoch über den Wolken, so daß kein Auge auf Jomark ihn sehen konnte. Bei Einbruch der Nacht würde die Fähre landen, und sie würden ihn fortbringen – nach Taanab, vermutete er –, um ihnen zu helfen, einen weiteren dieser zahlreichen imperialen Angriffe zu koordinieren.
Er freute sich, nicht auf die Anstrengung und den Schmerz. Aber es lohnte sich, wenn er am Ende seine Jedi bekam. Er würde
Weitere Kostenlose Bücher