Großadmiral Thrawn 02 - Die dunkle Seite der Macht
ändern.«
»Wir können sie nicht einfach im Stich lassen«, sagte Leia erneut, sich vage bewußt, daß sie zu Fey’lya wie zu einem Kind sprach. »Dort draußen sind mein Mann und mein Bruder und ein Dutzend guter X-Flügler-Piloten. Wir können sie nicht einfach den Imperialen ausliefern.«
»Man darf seine persönlichen Interessen nicht über seine Pflicht gegenüber der Neuen Republik stellen, Rätin«, erklärte Fey’lya. Sein Fell sträubte sich – vielleicht aus Stolz über diese Erkenntnis. Aber der Blaster in der Hand blieb auf sie gerichtet. »Gewiß werden Sie das verstehen.«
»Es geht nicht nur um persönliche Interessen«, beharrte Leia und hatte Mühe, die Beherrschung zu wahren. »Es...«
»Einen Moment«, unterbrach Fey’lya und aktivierte das Interkom. »Captain? Wie lange brauchen wir bis zur Lichtgeschwindigkeit?«
»Noch eine Minute«, antwortete Virgilios Stimme. »Vielleicht zwei.«
»Springen Sie so schnell Sie können, Captain«, befahl Fey’lya. Er schaltete das Interkom wieder ab und sah Leia an. »Was wollten Sie sagen, Rätin?«
Leia biß die Zähne zusammen. Wenn Fey’lya den Blaster ein wenig – nur ein wenig – zur Seite schwenkte, hatte sie vielleicht eine Chance, ihn zu überrumpeln. Aber im Moment war sie hilflos. Ihre rudimentären Jedi-Kräfte waren zu schwach, um ihm den Blaster zu entreißen, und er befand sich fast einen Meter außerhalb der Reichweite ihres Lichtschwerts. »Han und Luke sind lebenswichtig für die Neue Republik«, sagte sie. »Wenn sie getötet oder gefangengenommen werden...«
»Die Katana eröffnet das Feuer«, warf Karrde ruhig ein und stand auf, um besser sehen zu können.
Leia spähte durch die Kuppel zu den fernen imperialen Schiffen hinüber, die kurz in einer Explosionswolke verschwanden. »Sie wissen zuviel über die Pläne der Neuen Republik, Fey’lya. Wollen Sie, daß dem Imperium dieses Wissen in die Hände fällt?«
»Ich fürchte, Sie verstehen den Rat nicht, Leia«, sagte Karrde. Er trat an ihr vorbei und warf beiläufig einen Datenblock auf ihre Konsole. »Sie machen sich natürlich Sorgen um Ihre Familie«, fuhr er fort und ging ein paar Meter weiter, ehe er sich zu Fey’lya umdrehte. »Rat Fey’lya hat ganz andere Prioritäten.«
»Davon bin ich überzeugt«, sagte Leia mit plötzlich trockenem Mund, als sie einen Blick auf den Datenblock warf. Auf dem Monitor leuchtete eine knappe Mitteilung.
Schalten Sie Interkom und Kommsender ein.
Sie blickte wieder auf. Fey’lyas Blaster zielte noch immer auf sie, aber die violetten Augen des Bothan waren auf Karrde gerichtet. Leia konzentrierte sich auf das Pult hinter ihr und griff mit der Macht hinaus... und das Interkom war aktiviert. Ein weiterer Griff, und der Kommsender war ebenfalls eingeschaltet. »Ich verstehe nicht«, sagte sie zu Karrde. »Welche Prioritäten könnte Rat Fey’lya denn haben?«
»Es ist ganz einfach«, erklärte Karrde. »Rat Fey’lya geht es einzig und allein um sein politisches Überleben. Er drückt sich vor dem Kampf, weil er seine treuesten Anhänger auf diesem Schiff konzentriert hat und er sich nicht erlauben kann, einen von ihnen zu verlieren.«
Leia blinzelte. »Er hat was? Aber ich dachte...«
»Daß dies die normale Besatzung der Quenfis ist?« Karrde schüttelte den Kopf. »Keineswegs. Der Captain und die führenden Offiziere sind die einzigen alten Crewmitglieder, und sie standen auch schon vorher auf seiner Seite. Deshalb wollte Fey’lya vor dem Start von Coruscant ein paar Stunden haben: um neue Marschbefehle auszugeben und dafür zu sorgen, daß sich nur loyale Anhänger an Bord befinden.« Er lächelte schmal. »Die Besatzungsmitglieder wissen natürlich nichts davon. Ihnen wurde der Eindruck vermittelt, daß die Umbesetzung aus Sicherheitsgründen erfolgte.«
Leia nickte und spürte, wie ihr kalt wurde. Also war es nicht nur der Captain. Das ganze Schiff stand auf Fey’lyas Seite.
Was bedeutete, daß es vorbei war und sie verloren hatte. Selbst wenn es ihr irgendwie gelingen sollte, Fey’lya auszuschalten – sie hatte verloren.
»Sie können sich also vorstellen«, fuhr Karrde beiläufig fort, »daß Fey’lya kein Interesse daran hat, einen seiner Männer wegen etwas so Altmodischem wie Loyalität zu den Kameraden zu verlieren. Vor allem, nachdem er sich soviel Mühe gegeben hat, sie davon zu überzeugen, daß es ihm nur um die Interessen der einfachen Soldaten geht.«
Leia warf Karrde einen scharfen Blick zu,
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