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Große Liebe Desiree

Titel: Große Liebe Desiree Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirinda Jarett
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Frau Mary. Während der Anwalt lässig am Kaminsims lehnte, standen die Cleggs steif und unbehaglich da in ihrer besten Kleidung und trauten sich nicht, sich auf Minnies brokatbezogene Salonstühle zu setzen. Das Baby bewegte sich in Marys Armen, und als es den Kopf drehte, sah Désirée, daß es die Mütze trug, die sie gestrickt hatte. Sie lächelte und streckte die Arme aus, um den Jungen zu nehmen, wie sie es früher an Bord der Aurora auch getan hatte, aber sonderbarerweise erwiderte Mary ihr
    Lächeln nicht und bot ihr auch nicht an, das Kind zu nehmen.
    »Nein, Miss, Sie sind jetzt zu fein angezogen, um das Baby zu halten«, sagte sie und mied Désirées Blick. »Sie haben wohl vergessen, was der Kleine anrichten kann.«
    »Außerdem, Désirée«, sagte Macaffery, »haben Sie ja auch wegen der Hochzeit morgen keine Zeit zu verlieren. Ich wünsche Ihnen alles Gute, meine Liebe.«
    Er trat vor und nahm Désirées Hände, und ihr blieb nichts anderes übrig, als ihm die Wange zum Kuß zu bieten. Die Cleggs sahen schweigend zu. Ihr Unbehagen war so deutlich spürbar, daß Désirée wachsam wurde. Welche Verbindung konnte es zwischen diesen drei Menschen und ihr geben?
    »Bitte, setzen Sie sich, Sie alle«, sagte sie in dem Bemühen, es ihnen leichter zu machen. »Ich werde Tee bringen lassen, oder was Sie sonst mögen.«
    »Sie spielen schon die große Dame, nicht wahr?« sagte Macaffery, während er seine Rockschöße zurückschob und sich setzte. Widerstrebend setzten sich auch die Cleggs. »Ich wage zu behaupten, daß die Rolle Ihnen steht, Désirée. Aber wir wollen Ihre Gastfreundschaft nicht ausnutzen oder die von Lady Fairfield. Was wir zu sagen haben, wird nicht lange dauern.
    Désirée nickte. Ihr Herz hämmerte wie wild, als sie sich fragte, was jetzt auf sie zukommen mochte.
    Macaffery schlug ein Bein über das andere. »Ich ging mit Ihnen auf diese Reise aus einem bestimmten Grund«, begann er. »Ein Grund, den ich im Gegensatz zu Ihnen nicht vergessen habe. Während Sie diese letzten Wochen mit der Jagd nach einem Ehemann auf dem Land verbrachten, suchte ich weiterhin Ihren Bruder. Sie erinnern sich doch, Désirée, nicht wahr? Ihr jüngerer Bruder, Obadiah.«
    »Das war unnötig«, sagte Désirée ruhig. »Obadiah ist stets in meinen Gedanken, sogar jetzt. Aber sie wissen vielleicht nicht, was ich weiß, Mr. Macaffery. Kapitän Herendon hat für mich in Erfahrung gebracht, daß Obadiah vor Monaten im Gefängnis starb, ehe wir Providence verließen.«
    Macaffery runzelte die Stirn und lehnte sich zurück. »Das ist eigenartig, meine Liebe. Sehr, sehr eigenartig. Natürlich sind meine Quellen nicht dieselben wie die Ihres geschätzten Bräutigams, aber die Informationen, die ich hier in Portsmouth zusammengetragen habe, ergeben ein anderes Bild vom Ableben Ihres Bruders.«
    Désirée zwang sich, Ruhe zu bewahren. »Ein anderes Bild? Was für eines?«
    »Nun, zunächst einmal gibt es hier in Portsmouth kein Gefängnis für politische Häftlinge. Es gibt die Schiffsgefängnisse, in denen die französischen Kriegsgefangenen untergebracht sind. Aber keine Amerikaner. Und keines dieser Schiffe hat eine kalte Zelle aus Stein wie die, in der Ihr Bruder gewesen sein soll.«
    »Vielleicht habe ich es falsch verstanden«, sagte Désirée langsam. »Vielleicht sagte Jack Portsmouth, vielleicht sagte er auch London. Ja, vielleicht war es das. Wir sollten nach Portsmouth segeln und von dort nach London Weiterreisen.«
    »Ja, das würde es erklären, nicht wahr?« sagte Macaffery. »Es ist so leicht, Fehler wie diesen zu machen, wenn man in Sorge ist. Zum Beispiel dachte ich, Sie hätten gesagt, Kapitän Herendon hätte sich mit Ihrem Bruder angefreundet -und zwar so gut, daß er seine Karriere aufs Spiel setzte, um ihm zu helfen - als sie beide in der Karibik waren.«
    Désirée nickte heftig, dankbar, etwas zu hören, von dem sie wußte, daß es stimmte. »Jack hat mir das selbst erzählt. Er war als Kadett dort.«
    »Dann wird Sie das folgende wohl nicht überraschen.« Macaffery lächelte. »Ein flüchtiger Blick auf die Dienstzeit Ihres geliebten Kapitäns zeigt, daß er in jenen Gewässern von 1778 bis 1781 stationiert war, und seitdem ist er nicht mehr dorthin zurückgekehrt. Bemerkenswert, daß er die Freundschaft zu einem Jungen zwischen vier und sieben Jahren suchte, obwohl ich beim besten Willen nicht verstehen kann, wie Ihre Großmutter Obadiah in diesem zarten Alter in die Karibik entwischen lassen

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