Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Große Liebe Desiree

Titel: Große Liebe Desiree Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirinda Jarett
Vom Netzwerk:
befreien, indem Sie mit dem Gericht verhandeln. Und wenn ihr beide dann immer noch darauf besteht, diesem Monteil nachzujagen - Sie sprechen wenigstens Französisch. Aber was Désirées persönliches Verhalten angeht, da vertraue ich ihr völlig. Und jetzt will ich nichts mehr hören von Ihren verrückten Anschuldigungen.«
    Zu ihrem Erstaunen bemerkte Désirée, daß Macaffery errötete. »Aber Männer sind nun einmal so«, beharrte er. »Vor allem ein gewisser hochnäsiger Aristokrat, der daran gewöhnt ist, seinen Kopf durchzusetzen.«
    Désirée hörte der Auseinandersetzung nur mit einem Ohr zu. Ihre Gedanken waren abgeschweift. Ob Kapitän Herendon nun daran gewöhnt war, daß alles nach seinem Kopf ging oder nicht, spielte keine Rolle mehr. Und es interessierte sie auch nicht, daß der alte Mr. Macaffery glaubte, sie benötige einen Aufpasser. Sie konnte sich jetzt nicht mehr erlauben, von dem Engländer irgend etwas anderes zu denken als eben genau dieses: der Engländer. Täuschungsmanöver waren nie ihre Stärke gewesen, und nun mußte sie auf jedes Wort achten, daß sie zu Kapitän Herendon sagte. Wenn sie für Obadiah oder ihr Land von irgendeinem Nutzen sein wollte, mußte sie die kindlichen Überlegungen, was richtig oder falsch sei und was Loyalität, Vertrauen, Freundschaft und Verrat bedeuteten, beiseite schieben.
    Und die von ihr bisher nie gekannte Freude, die sie nun zum ersten Mal in ihrem Leben im Arm ihres Feindes erlebt hatte, für immer vergessen.
    Désirée hatte ihre Meinung geändert. Nach allem, was passiert war, würde sie nicht kommen, und Jack hatte Monteil nichts weiter anzubieten als nichtssagende Erklärungen und ein Päckchen alter Briefe.
    Jack schritt langsam über den Kai, wo die kleine Schaluppe Katy festgemacht hatte. Sein Gesicht verriet nichts von dem wachsenden Unbehagen. Ladung und Proviant waren schon lange verstaut, und bald würden im Fluß die Ge-
    Zeiten wechseln. Einige Seeleute verabschiedeten sich linkisch und umständlich von Ehefrauen, Kindern und Geliebten und blickten hin und wieder etwas nervös zu Jack hinüber. Die Rauferei bei der Werft und die Verletzung an der Stirn hatten ihm hier mehr Respekt eingetragen, als sein Titel oder sein Rang ihm jemals bringen würden.
    Da Jack so viel für die beiden Passagiere gezahlt hatte -um genau zu sein: zu viel -, war der Schiffsführer bereit, eine weitere Viertelstunde auf Miss Sparhawk zu warten. Aber Kapitän Fox hatte deutlich gemacht, daß er nicht mehr lange bleiben würde, und betrachtete bereits angelegentlich das Stundenglas. Jack beachtete ihn nicht. Wenn es nötig sein sollte, würde er ihm eine weitere Guinea geben, damit er die Sanduhr noch einmal umdrehte.
    Vielleicht hatte Désirée irgendwie die Wahrheit erfahren. Das wäre Grund genug für sie wegzubleiben. Oder möglicherweise hatte sie einfach beschlossen, daß es zu riskant wäre, diese Reise mit einem Fremden zu unternehmen, noch dazu mit einem, der seine Finger nicht von ihr lassen konnte. Zum tausendsten Male gelobte Jack Besserung und fragte sich gleichzeitig, was diese Frau nur an sich hatte, daß er die Beherrschung verlor, obwohl so viel auf dem Spiel stand.
    Er war zu lange weg von der Aurora, das mußte es sein. Er war nicht geschaffen für das Landleben mit all diesen familiären Bindungen, die ihn in den letzten Tagen öfter an Julia denken ließen, als er es in den vergangenen zehn Jahren getan hatte. Nein, er erinnerte sich besser daran, daß die See sein Zuhause war. Es wurde Zeit, daß er in die Routine des Bordlebens zurückkehrte, diese vertraute, wohlgeordnete Welt, in der er wußte, was ihn erwartete und was umgekehrt von ihm erwartet wurde. Dort würde Désirée Sparhawk diejenige sein, die fehl am Platze war, nicht er, und wenn sein Kommando ihn beschäftigte, würde sie aufhören, am Tage seine Gedanken und in der Nacht seine Träume heimzusuchen.
    Aber verdammt, was wäre, wenn er sie nie Wiedersehen würde?
    »Kapitän Herendon!«
    Damit sie nicht merkte, daß er gewartet hatte, ließ er sie seinen Namen noch ein zweites Mal rufen, ehe er sich umdrehte. Sie winkte von einem Karren herab, den der alte einbeinige Seemann lenkte, und kletterte über das Rad hinunter, noch ehe das Gefährt am Kai angehalten hatte. Sie trug wieder den schwarzen Umhang, doch hatte sie die Fäustlinge gegen hellgelbe Fingerhandschuhe eingetauscht. Anstelle des Schals trug sie einen kirschroten Chapeau Bonnet, der dieselbe Farbe hatte wie ihre

Weitere Kostenlose Bücher